Jena d: 20: Aprill 1795.
Theurer Herr Smidt!
Wir hatten das innigste Mitleiden mit Ihnen, wegen dem Verlust welchen Sie auf Ihrer Reise, durch Ihren Freund erlitten; wir fühlten’s ganz, was Ihr empfindungsvolles Herz dabey gelitten; ich freue mich sehr, Sie nun im Schooße Ihrer Lieben Famillie zu wißen, wo Sie Sich am besten, und geschwindesten erholen werden. Mein Theurer Vatter, und Mann, grüßen Sie herzlich; lezterer trug mir auf Ihnen zu schreiben, und Ihnen zu sagen, daß er diesen Sommer keine Colegia lesen, sondern auf dem Lande Leben wird, umd seine Zeit als Schriftsteller zu nüzen.
Seit Ihrer Abwesenheit, ist wieder viel Lerm, und Spectaquel gewesen, wo wir auch mit Steinen Bombardiert wurden, und meinem Mann die beschimfesten Namen gegeben wurden: Duelle sind täglich in Menge, die Orden’s [/] werben mit List, und Gewalt, auch ist ein 4ter Orden entstanden; mehrere von den guten Studenten gehn vort, die Schwachen verkriechen sich in mäuselöcher, und wenn sie da nicht sicher zu sein glauben, so hängen sie sich an eine Parthei; so daß des Cabalieren’s kein Ende ist; nun kennen Sie die ganze hiesige Verfaßung, und können sich das übrige vorstellen; Bis eine erträglichere Ordnung hergestellt wird, werden wir auf dem Lande Leben, und wenn Sie uns dort besuchen mögen Lieber Freund, so machen Sie uns allen eine wahre Freude dadurch; wenn Sie den ganzen Sommer bey uns zubringen mögen, so ists uns desto Lieber; für Sie, und für Sie allein haben wir plaz.
Nun sind wir noch für etliche Wochen hier; und wenn unser Plan zustande kommt, so werden wir denn eine Meile von Weimar, in einer schönen Gegend, und nicht ungeräumigen Wohnung, einem vormahligen Schloße wohnen, [/] wo wir Sie mit offnen Armen empfangen werden. Leben Sie wohl! und schreiben uns bald bald. Tausend Grüße an den Lieben Ihrigen. von
Johanna Fichte.
Herrn Smidt
Sohn des Herrn Prediger Smidts:
in Bremen:
Theurer Herr Smidt!
Wir hatten das innigste Mitleiden mit Ihnen, wegen dem Verlust welchen Sie auf Ihrer Reise, durch Ihren Freund erlitten; wir fühlten’s ganz, was Ihr empfindungsvolles Herz dabey gelitten; ich freue mich sehr, Sie nun im Schooße Ihrer Lieben Famillie zu wißen, wo Sie Sich am besten, und geschwindesten erholen werden. Mein Theurer Vatter, und Mann, grüßen Sie herzlich; lezterer trug mir auf Ihnen zu schreiben, und Ihnen zu sagen, daß er diesen Sommer keine Colegia lesen, sondern auf dem Lande Leben wird, umd seine Zeit als Schriftsteller zu nüzen.
Seit Ihrer Abwesenheit, ist wieder viel Lerm, und Spectaquel gewesen, wo wir auch mit Steinen Bombardiert wurden, und meinem Mann die beschimfesten Namen gegeben wurden: Duelle sind täglich in Menge, die Orden’s [/] werben mit List, und Gewalt, auch ist ein 4ter Orden entstanden; mehrere von den guten Studenten gehn vort, die Schwachen verkriechen sich in mäuselöcher, und wenn sie da nicht sicher zu sein glauben, so hängen sie sich an eine Parthei; so daß des Cabalieren’s kein Ende ist; nun kennen Sie die ganze hiesige Verfaßung, und können sich das übrige vorstellen; Bis eine erträglichere Ordnung hergestellt wird, werden wir auf dem Lande Leben, und wenn Sie uns dort besuchen mögen Lieber Freund, so machen Sie uns allen eine wahre Freude dadurch; wenn Sie den ganzen Sommer bey uns zubringen mögen, so ists uns desto Lieber; für Sie, und für Sie allein haben wir plaz.
Nun sind wir noch für etliche Wochen hier; und wenn unser Plan zustande kommt, so werden wir denn eine Meile von Weimar, in einer schönen Gegend, und nicht ungeräumigen Wohnung, einem vormahligen Schloße wohnen, [/] wo wir Sie mit offnen Armen empfangen werden. Leben Sie wohl! und schreiben uns bald bald. Tausend Grüße an den Lieben Ihrigen. von
Johanna Fichte.
Herrn Smidt
Sohn des Herrn Prediger Smidts:
in Bremen: