Johanna Fichte to Charlotte von Schiller

Mein theurer Vatter, und ich, wir hoften Sie am Montag zu besuchen, und freuten uns drauf Sie zu sehn; zu dem Ende hin, reisten wir morgens nach 6: uhr hier ab; als wir aber in Ketschau angekommen, so war mein guter Vatter, so abgemattet, und schwindlicht, daß wirs nicht wagten weiter zu fahren, sondern blieben bis gegen abend dort, wo Er sich wieder erholt hatte, so daß wir nach Hause fahren konnten: nun befindt Er sich Gottlob beßer; und empfiehlt sich Ihnen herzlich; weh that es uns, daß uns diese Freude vereitelt wurde. Laßen Sie uns auch wißen, daß Sie, Ihr Herr Gemahl, und der liebe Carl sich so wohl befinden, als wirs wünschen; daß es bey Ihnen in Jena, wieder stürmische Nächte gegeben, haben wir schon am Montag erfahren; es scheint das geht immer so fort; ich wünsche nur daß Sie Theure Freunde, nicht auch zulezt in Ihrer Ruhe gestöhrt werden, denn es läßt sich bey solchen umständen, bey dieser beständigen Nachsicht, und Furchtsamkeit, noch viel unheil erwarten.
Ich bitte, Sie Liebe Theure, unserm Mägdchen, welche Ihnen diesen Brief überbringt, [daß] für uns so gütig eingezogene Geld, zu übergeben, wir danken Ihnen herzlich, für die viele Mühe, welche Sie damit gehabt: Viele herzliche Empfehlungen, von uns, an Sie Alle. Von ganzem Herzen
Ihre Fichtin.
Küßen Sie doch den Lieben guten Carl, für mich, ich bitte, und erlauben Sie, daß ich Ihnen den guten, ehrlichen Greis Obereit empfehle; es drükt mich recht, daß wir izt nichts für ihn thun können, und indem ich ihn, Ihnen empfehle, beruhigt es mich.
An Die Frau Hoffräthin
Schiller
in
Jena
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