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Johann Gottlieb Fichte to Gottlieb Hufeland

Osmanstädt, d. 3. August. 95.
Ich habe Sie, mein verehrter Freund, durch Prof. Woltmann ersuchen laßen, die Erscheinung der Ithschen Anthropologie in zwei Theilen, ingleichen die Ankündigung eines Werkes von Spallanzani, davon ich die Anzeige Prof. Woltmann übergeben, – bei Haller in Bern – in dem Intelligenzblatt der A. L. Z. gütigst zu besorgen. Sollte es noch nicht geschehen seyn, so wiederhole ich hierdurch mein Gesuch. Durch meine Nachläßigkeit war die Besorgung dieses schon vorigen Winter erhaltnen Auftrags bis jezt unterblieben; u. wenn es jezt nicht geschähe, so müste ich mich vor Ith und Haller zu sehr schämen. – Für die Kosten, welche Haller zu tragen hat, stehe ich vor der Hand.
Ich erhalte vor einiger Zeit von der L. Z. den Auftrag Kants Kritik der reinen Vft. 3. und 4te Auflage zu recensiren. Ich habe darauf noch nicht geantwortet, weil ich unmittelbar Ihnen schreiben wollte. Ich nehme den Auftrag an unter zwei Bedingungen. Theils müste ich um Geduld bitten etwa bis Ostern künftigen Jahrs, weil ich ohnedem auch der L. Z. so wichtige Recensionen, als Maimons Logik, schuldig bin. – Theils müste ich vor allen Dingen anfragen, ob eine ganz neue Beleuchtung dieses Werks, wo Dinge zur Sprache gebracht werden, die fast im ganzen Publikum, und so auch bei der L. Z. längst abgemacht scheinen, es aber, meiner Meinung nach, gar nicht sind [erwünscht ist]. Es ist mir auch ganz neuerlich durch das Studium der Humischen [/] Schriften ganz ein neues Licht [aufgegangen] – nicht darüber, was dem Kantischen System noch fehlt; dies wuste schon Reinhold, und hat es auch in der L. Z. gesagt – sondern, wozu eigentlich K. dieses Werk bestimmt hatte, was es seiner Absicht nach leisten sollte, und nicht leisten sollte; und wie er hernach, von diesem Standpunkte aus in der Ktk. der praktischen Vft. und besonders der Urtheilskraft viel weiter getrieben wurde, als er bei Verfaßung des ersten Werks rechnete. Es versteht sich, daß alle diese Bemerkungen nicht anders vorgetragen werden können, als mit der Verehrung, die dem Urheber einer solchen Philosophie gebührt. Ist nun mit einer solchen Revision der L. Z. gedient, so übernehme ich die Anzeige.
Leben Sie wohl.
Ganz der Ihrige
Fichte.
Herrn Profeßor der Rechte Hufeland
zu
Gelegentl.
Jena.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 3. August 1795
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Gottlieb Hufeland ·
  • Place of Dispatch: Oßmannstedt · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 358‒359.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: Autograph I/579
Language
  • German

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