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Johann Gottlieb Fichte to Johanna Fichte

Mit dem langen Briefe ist es nun so eine Sache. Wo soll denn eigentlich die Zeit herkommen; Du gute Seele. Der Deinige war mir wohl sehr lieb: wenn ich ihn nur beßer hätte lesen können. Zur Strafe wird es Dir mit dem meinigen auch so gehen.
Soeben hat der Fuhrmann, bei dem Du bis jezt Wein genommen, 2. Eimer abgeladen; Du habest es bestellt. . Ich habe das kaum glauben können. Nun sieh zu, wie Du ihn herein bekommst. Doch das wird sich denn wohl finden.
Wegen der WeinSchulden ist mir folgendes eingefallen. Du sagst, daß Dein Vater Einen Eimer von dem durch Brechtel verschriebnen zu bezahlen hat. So schik doch wenigstens für diesen Eimer das Geld an die Gebrüder Ströber zu Bamberg: u. schreib: [„] ich sey nicht anwesend; so bald ich zurükkommen werde, werde die Bezahlung des zweiten Eimers, und weitere Bestellung erfolgen“ Antworten muß man doch den Leuten.
Das verlangte Fäßchen bekommst Du. Wenn ich welchen brauchen sollte, will ich mir schon helfen. So das übrige.
Ich freue mich über das leidliche Befinden Deines Vaters. Grüße mir den guten Lieben herzlich. Ich hoffe ihn noch einst recht munter zu sehen.
Mir geht es in meiner Einsamkeit so ziemlich gut. Ich gewöhne mich recht daran. Nur inkommodirt mich der gute Bruder, der immer Gesellschaft leisten möchte, wovon ich ihn doch gar gern losspreche. – Soeben hat man ein halbes Brod vom Saale gestohlen. Der Diebstahl ist komisch, u. ich wünsche, daß es dem armen Teufel recht wohl schmeke. Doch bin ich, u. die Barbel dadurch gewarnt worden, nichts mehr auf dem Saale stehen zu laßen. [/]
Mit den guten, und aberguten Leuten in Jena hat es so seine Weise. Du bist Ihnen wieder neu; u. sie sind Dir wieder neu. War es nicht erst auch so. Warte nur, warte, nach einem halben Jahre wollen wir wieder aus der Sache sprechen!
Ueber meine Rükkunft nach Jena bleib bei dem, was Du gesagt hast, beständig fort..
Ich soll Dich besuchen? Ey, wie wär es denn, wenn die Frau Gemahlin die Güte hätten. Es ist immer so die Mode.
Die Koppenfels hat bestimmt, u. wahr geantwortet. Ich bin sehr auf der Spur.
Die Stube in welcher Weißhuhn gestorben ist, kann Prof. Gaspari (nicht Caspari) nicht haben: sondern nur die beiden vorn heraus.
Grüße alle die sich meiner erinnern. Der Deinige
Fichte.
Schreib mir bald wieder.
Bedaure, gute Seele, da ich so freundschaftlich schon von Dir Abschied genommen, daß ich zu Dir zurük kommen muß, um zu schmähen. Wo hast Du doch den Kopf gehabt, diese Frau mit einem Korbe zu schiken, um ein so schweres Faß zu tragen. Die Barbel hat den klugen Einfall gehabt, auf das kleine Fäßchen, das wir hier haben, u. welches Mereau gehört[,] zu füllen. Das soll denn auch geschehen, u. von den andern verlangten Sachen will ich schiken, was sie tragen kann.
Auch den Uhrschlüßel leg ich in den Brief.
Geht auch nicht. Das Fäßgen läuft wie ein Sieb: es war schon halb gefüllt als wir es entdekten. Jezt soll es gequellt, u. gepicht werden. [/]
Ich hoffe, daß alles gut besorgt werden wird, u. versiegle also den Brief.
Leb wohl, gute liebe, Theure. [/]
Der Frau Profeßorin Fichte.
zu
Jena.
Metadata Concerning Header
  • Date: August 1795
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johanna Fichte
  • Place of Dispatch: Oßmannstedt · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 373‒375.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 122
Language
  • German

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