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Johann Gottlieb Fichte to Johanna Fichte

Meine Theuerste,
Die Hauptabsicht dieses Botens ist die Unpäßlichkeit meines Bruders, der sich sehr klagt, u. den ich nicht gern ohne Hülfe laßen möchte. Auf beiliegendem Zettel steht die Geschichte seiner Krankheit. Habe die Güte R. Hufeland über ihn zu consultiren[.]
Gestern Abend ist mein Bier alle, und ich werde sehen, wie ich es mache, daß ich durch diesen Boten welches erhalte; weiß Bier, wenn es seyn kann, oder – am liebsten, ausgegohrnes braunes Collegen Bier. Keinen KellerSchlüßel hat Barbel nicht: wenn der Schlüßel zur Kammer im Hause gemeint sey, den habe der Prof. Mereau. Sie habe ihm denselben einsmals, da sie in Jena ihn abgeholt, wieder übergeben.
Von alle dem, was Du mir aus Prunningers Munde über die Studenten schreibst, höre ich außerdem nichts. Es ist daher nicht glaublich. Ich kenne die Abneigung derselben gegen das bloße Wort: Ehrengericht. Es ist dies ein unverbeßerliches Völkgen.
Ich bin gesund, gutes Kind. Deinen Rath wegen des Weins aber befolge ich. Ich bin jezt bei dem kleinen Fäßgen von Smidt begriffen, [das] ich zugleich mit ihm ausleere, u. das denn also bald sein Ende erleben wird.
Von dem, was im Dorfe vorgeht, höre ich nichts: der Gärtner ist lange wieder gesund. Freitags, Sonnabends gewiß werde ich allein seyn. Morgen aber[,] also Freitags, könnte ich wohl nach Weimar gehen. Also komme Sonnabends Du gute liebe.
Es ist nicht zu erwarten, daß die Orden etwas unternehmen; das machte sie ja vor der ganzen Welt infam. Zu spionieren aber sind sie nicht. Sie werden jetzo sich wohl hüten, etwas gegen irgend eine Stele zu äußern. [/]
Die Vorstellungen, die Du wünschest, werde ich freilich anbringen. Aber es scheint mir aus allem, daß V. das Vertrauen des Herzogs nicht mehr so besizt; daß man ihm während seiner Abwesenheit eine Grube gegraben p. p. Die Faulheit, u. Trägheit gewißer Leute ist unbegreiflich groß. Sie werden wohl einmal aufgeschrekt, und wüthen eine Zeit lang: aber diese Anstrengung ermüdet sie von neuem; u. wie nur keine neuen Beleidigungen vorfallen, so legen sie sich wieder auf ihr Ruhebette. Besonders scheut man über alles, das was Geld kostet: u. es ist wahr, daß die Erhaltung der Truppen zu Jena sehr kostspielig ist. – Kurz, ich habe die thörichtste aller Hofnungen, daß aus Jena je was werden könne, aufgegeben. – Wir müßen uns nach sonst etwas umsehen. Das ist das beste: u der einzige vernünftige Rath.
Ich habe 3 rthr 3 g. Fracht für den Eimer Wein bezahlt, den Du mit Dir genommen. Um desto eher hast Du ein paar <Känlein> an die Gebrüder Ströber zu bezahlen.
Komm zu mir, Du gute. Leb recht wohl. F.
Ich muß die Barbel schiken, weil kein Bote zu bekommen ist. Das ist denn nun sehr betrübt.
Metadata Concerning Header
  • Date: Donnerstag, 27. August 1795
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johanna Fichte
  • Place of Dispatch: Oßmannstedt · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 380‒381.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 125
Language
  • German

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