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Johann Gottlieb Fichte to Christian Gottlob Voigt

Ich war in Weimar, mein Verehrungswürdigster Herr Geheimer Rath, um Ihnen beiliegende Schrift zu übergeben. Ich traf Sie nicht; und muß sehr unvollständig schriftlich sagen, was ich lieber mündlich durchgeredet hätte. Diese ganze Darstellungsweise schlage ich nur vor; und bin erbötig alle Aenderungen damit vorzunehmen, die Sie mir anrathen werden. Besonders weiß ich nicht, in wiefern Sie mit der öffentlichen Darstellung Ihres höchst ehrenvollen Antheils an der Sache, und mit der Art, wie ich ihn behandle, zufrieden sind. Ich habe gehofft, daß Sie dieselbe billigen würden; wenn es nicht etwa Kollegialrücksichten giebt, die einige Aenderungen in den Ausdrücken rathen dürften. – Die kleinen Zettel mit Auslegungen lege ich im höchsten Vertrauen nur für Sie bei.
Ich wünschte, daß der Herzog die Schrift lesen möchte; auch noch aus einigen Ursachen, die nicht gerade mich angehen: aber etwa über die Ansicht einiger Objekte, die darin behandelt werden, und die ihm von einigen, wie ich vermuthe, in ein Licht gestellt werden, [das] ich für falsch halte, sich fixiren [/] möchte. Ferner, ob ich etwa dadurch veranlaßt werden möchte, mich über einige Ideen, die ich hier nur andeute, und die mir der Untersuchung nicht ganz unwerth scheinen, deutlicher auszulassen.
Um eine recht öffentliche Bestätigung dieser Schrift, die ich aufs mindeste durch das, was ich gelitten habe, und noch leiden werde, verdient zu haben meine, zu erhalten ist mir folgende Idee gekommen, die ich ganz roh gebe, eben darum, weil ich sie mit Ihnen, Verehrungswürdiger, durchzusprechen, und durch Ihre Einsicht zu läutern hoffte. Nemlich wie wäre es, wenn ich ein Memorial an den Herzog (in officieller Form) machte, des Inhalts: „ich finde mich durch diese, diese pp Gründe genöthigt, eine Schrift, wie die beigelegte zu publiciren: Da ich in derselben Verhandlungen der höchsten Collegien, Dinge die die gesammte Universität beträfen pp publik machen müße, so halte ich mich nicht berechtigt, dies ohne Erlaubniß zu thun: ich suche an um diese Erlaubniß; zugleich, (um allem neuen Tadel des Publikum zu entgehen) um die Bekanntmachung dieser Erlaubniß“
Daß mir darauf rescribiret würde: man billige meinen Entschluß, und diese ganze Schrift; ertheile mir die Erlaubniß sie drucken zu laßen; und zugleich die, dieses [/] Rescript vor derselben mit abdrucken zu lassen.
Wenn diese Idee, die mir unter diesen Umständen vortheilhaft für den auswärtigen Ruf der Akademie, und für mich gerecht, und billig scheint, ausführbar wäre!
Zwei Dinge sind hiebei schlimm; theils ist der Herzog, höre ich, abwesend, und ich weiß nicht wann er zurückkommt, und doch sollte diese Schrift wenigstens zur Michaelis Meße in aller Hände seyn; theils hat sie dann das ganze geheime Concil zu durchlaufen, wo das Uebergewicht Ihrer Stimme, und die des Herzogs erforderlich seyn würde, um es durchzutreiben. Endlich ist diese Abschrift, ohn- erachtet sie so gut geschrieben ist, als ich es kann, doch so beschaffen, daß ich mich schäme, sie unter Ihre gütigen Augen zu bringen, geschweige denn unter die wenigstens indifferenten des Herzogs. Durch eine fremde Hand abschreiben wollte ich nicht laßen, wenn ich auch zu Osmannstädt eine solche haben könnte, da ich nicht wünschen kann, daß von diesem Vorhaben vor der Ausführung geschwazt werde.
Ich erwarte sehnlichst Ihre Gedanken über dieses alles zu wissen; empfehle mich Ihrem Wohlwollen, woran ich so fest glaube, und diesen Glauben in allen meinen [/] Handlungen, und Entwürfen zeige
Ihr
innigst ergebener
Fichte
Weimar
d. 28. August 1795.
Ich schreibe diesen Brief im Gasthofe, mit fremder Feder, und Dinte; zugleich ohne mein Petschaft. Das äußere deßelben hat also noch mehr Verzeihung nöthig, als es bei allen meinen Briefen nöthig hat.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 28. August 1795
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Christian Gottlob Voigt ·
  • Place of Dispatch: Weimar · ·
  • Place of Destination: Weimar · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 2: Briefe 1793‒1795. Hg. v. Hans Jacob und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Hans Gliwitzky und Manfred Zahn. Stuttgart 1970, S. 381‒383.
Manuscript
  • Provider: Privatbesitz
Language
  • German

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