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Johann Gottlieb Fichte to Johann Friedrich von Cotta

Jena, d. 22. Jun. 1796.
Bloß in der Hofnung zu Ostern Sie zu sprechen, hatte ich schon im Winter unterlassen, Ihnen zu schreiben. Es thut mir daher recht herzlich leid, daß ich durch die Schuld der Umstände dieses Vergnügens beraubt wurde.
Zuförderst über das, wovon unter uns schon die Rede ist. Ich habe den Ihnen mitgetheilten Plan nicht aufgegeben, noch werde ich ihn aufgeben; aber diesen Sommer habe ich mit Ausarbeitung einer neuen Wissenschaft für meine Vorlesungen der Moral, so viel zu thun, daß vor der Hand an die Ausführung desselben nicht zu gedenken ist. Ich habe dies schon im Winter vorausgesehen, und Ihnen schreiben wollen, daß zu Michaelis nichts erscheinen könne. – Ich glaube, daß diese Verzögerung meinem Plane nur vortheilhaft seyn kann. Meine Grundlage des Naturrechts ist nun erschienen; und ich werde ja nun sehen, woran die populären Denker vorzüglich sich stossen, um darauf vorzüglich Rüksicht zu nehmen. Verstatten Sie mir, daß ich auch jezt noch keinen bestimmten Termin festsetze. – Soweit über dieses Geschäft. [/]
Ich habe Ihnen einen andern Vorschlag zu thun. – Sie wissen das Benehmen des Verlegers des Niethammerischen Ph. Journals. In der Hofnung, etwas beitragen zu können, dieses Institut, das ich um vieles nicht fallen sehen möchte, aufrecht zu erhalten, habe ich mich mit Hrrn. Niethammer zur Herausgabe desselben vereinigt, und werde von Stund an alles für dasselbe thun, was ich in meiner Lage vermag; halte es aber für schiklicher erst bei Anfang eines neuen Jahrganges, als Herausgeber, mich zu nennen. Ich hoffe besonders durch Betrachtungen, die ein grösseres Publikum an sich ziehen, und durch Zuziehung einiger jugendlicherer und lebhafterer Mitarbeiter etwas zur Verbreitung dieses Journals beitragen zu können.
Wir bieten Ihnen den Verlag desselben von Stund an an. Es wird nicht eher fortgedrukt werden, bis wir Ihre Entschliessung wissen. Die bisherigen Bedingungen mit den Mitarbeitern wird Ihnen Hrr. Prof. [/] Niethammer gesagt haben; 2 Louisd’or. p. Bogen. Davon kann freilich nichts abgehen; es wäre vielmehr zu wünschen, daß der Debit erlaubte, zuzulegen. Auch wünschte ich nicht, daß Hrr. Prof. Niethammer, der ein mässiges für die Redaktion erhalten, zurükgesezt würde. Ich für meine Person, der ich bei der ganzen Theilnahme gar nicht auf unmittelbares Interesse sehe, würde sehr gern zurükstehen, bis das Institut mit Sicherheit bestünde, – dann hätte ich auch Gelegenheitz anzufangen, um Ihnen einen Theil meiner Schuld abzutragen. Ich setze dies nicht hinzu, als einen Beweggrund für Sie; aber es ist ein grosser von meiner Seite.
Wir erbitten uns sobald als möglich Ihre Antwort.
Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen, und bin mit wahrer Hochachtung
Ihr
ergebenster Diener
Fichte.
Metadata Concerning Header
  • Date: Mittwoch, 22. Juni 1796
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Tübingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 26‒28.
Manuscript
  • Provider: Schiller-Nationalmuseum
Language
  • German

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