Jena, d. 11ten 8br. 1796.
Ich verspreche mir; mein Theurer, daß wir uns beide sowohl kennen, daß Sie mein langes Stillschweigen nicht auf Rechnung einer Vernachlässigung oder Erkältung, sondern lediglich meiner Arbeiten bringen. Ich habe zu verschiednen Zeiten Briefe an Sie geschrieben gehabt, aber – Sie sind nicht abgegangen, wie an viele andere Freunde. Ermessen Sie dadurch die Zerstreuung, in der ich mich oft befunden habe.
Wie sehr ich auf die Fortdauer Ihrer Gesinnungen gegen mich rechne, beweise Ihnen folgendes. – Es ist mir d. 18ten Jul. ein gesunder Knabe gebohren. Sie sind der Pathe desselben, weil ich dazu nur wahre Freunde bestimmt habe; und erst jezt bitte ich Sie um Ihre Einwilligung, weil ich darein keinen Zweifel sezte, und eher nicht Zeit hatte, Sie darum zu bitten. Der Knabe heißt Immanuel Hartmann, ist gesund, groß und stark für sein Alter, und fängt schon an – er geht jezt in die 13te Woche, – Antheil zu nehmen an der Freude, die er [/] einflös’t. Ihre Mitpathen sind Berger, Hülsen (ehemals Hegekern; Sie wissen doch diese Namensveränderung, und die Gründe derselben) die HofPredigerin Schulz zu Königsberg, und ein Klopstok zu Triest.
Sie sind immer in Bremen gewesen. Wie leben Sie? Was studieren Sie? Geben Sie mir zuweilen Nachricht von sich, ich bitte Sie. Lassen Sie unser Verhältniß fortdauern. Alle halbe Jahre hoffe ich es zu einem Briefe an Sie zu bringen.
Ganz der Ihrige.
Fichte.
Es sind mir im vorigen Winter zwei Fäßgen treflichen Weins zugekommen: ohne Namen zwar, aber ich weiß, daß er von Ihnen kam. Was soll ich dazu sagen? Die Rechnung fordern kann ich nicht, ohne Ihr gutes Herz zu betrüben. Aber ich halte mich für Ihren Schuldner, und werde suchen die Schuld abzutragen. [/]
[Johanna:] Wie geht es Ihnen Theurer Schmidt? Ich weiß Ihr gutes Herz nimt Theil an meinen Mutter Freuden; Mögen doch auch Sie recht glüklich sein, und uns dieses ja recht bald melden; den kleinen muntern Hartmann, (so heißt er nach meinem theuren, mir unvergeßlichen Vatter.) empfehl ich Ihrer Freundschaft; daß wir Sie einst als Pathen bitten würden, hab ich nie gehoft, aber immer gewünscht, Grüßen Sie mir unbekannter weise, die Ihrem Herzen theuer sind; wir reden oft von Ihnen; auch werd ich meinem Jungen, einst viel von Ihnen erzehlen. Leben Sie glüklich! Dies kann Niemand aufrichtiger wünschen, als Ihre Freundinn Fichte
Ich verspreche mir; mein Theurer, daß wir uns beide sowohl kennen, daß Sie mein langes Stillschweigen nicht auf Rechnung einer Vernachlässigung oder Erkältung, sondern lediglich meiner Arbeiten bringen. Ich habe zu verschiednen Zeiten Briefe an Sie geschrieben gehabt, aber – Sie sind nicht abgegangen, wie an viele andere Freunde. Ermessen Sie dadurch die Zerstreuung, in der ich mich oft befunden habe.
Wie sehr ich auf die Fortdauer Ihrer Gesinnungen gegen mich rechne, beweise Ihnen folgendes. – Es ist mir d. 18ten Jul. ein gesunder Knabe gebohren. Sie sind der Pathe desselben, weil ich dazu nur wahre Freunde bestimmt habe; und erst jezt bitte ich Sie um Ihre Einwilligung, weil ich darein keinen Zweifel sezte, und eher nicht Zeit hatte, Sie darum zu bitten. Der Knabe heißt Immanuel Hartmann, ist gesund, groß und stark für sein Alter, und fängt schon an – er geht jezt in die 13te Woche, – Antheil zu nehmen an der Freude, die er [/] einflös’t. Ihre Mitpathen sind Berger, Hülsen (ehemals Hegekern; Sie wissen doch diese Namensveränderung, und die Gründe derselben) die HofPredigerin Schulz zu Königsberg, und ein Klopstok zu Triest.
Sie sind immer in Bremen gewesen. Wie leben Sie? Was studieren Sie? Geben Sie mir zuweilen Nachricht von sich, ich bitte Sie. Lassen Sie unser Verhältniß fortdauern. Alle halbe Jahre hoffe ich es zu einem Briefe an Sie zu bringen.
Ganz der Ihrige.
Fichte.
Es sind mir im vorigen Winter zwei Fäßgen treflichen Weins zugekommen: ohne Namen zwar, aber ich weiß, daß er von Ihnen kam. Was soll ich dazu sagen? Die Rechnung fordern kann ich nicht, ohne Ihr gutes Herz zu betrüben. Aber ich halte mich für Ihren Schuldner, und werde suchen die Schuld abzutragen. [/]
[Johanna:] Wie geht es Ihnen Theurer Schmidt? Ich weiß Ihr gutes Herz nimt Theil an meinen Mutter Freuden; Mögen doch auch Sie recht glüklich sein, und uns dieses ja recht bald melden; den kleinen muntern Hartmann, (so heißt er nach meinem theuren, mir unvergeßlichen Vatter.) empfehl ich Ihrer Freundschaft; daß wir Sie einst als Pathen bitten würden, hab ich nie gehoft, aber immer gewünscht, Grüßen Sie mir unbekannter weise, die Ihrem Herzen theuer sind; wir reden oft von Ihnen; auch werd ich meinem Jungen, einst viel von Ihnen erzehlen. Leben Sie glüklich! Dies kann Niemand aufrichtiger wünschen, als Ihre Freundinn Fichte