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Johanna Fichte to Johann Smidt

Jena d: 17: Aprill: 97.
Ich hätte Ihnen Lieber Freund schon längst geschrieben, wenn nicht eine 14: Tägige Reise nach Dresden, mit meinem Lieben Mann, und den kleinen Hartmann mich davon abgehalten, auch hatt ich mit der Lieben Herbarth abgeredt, daß Sie Ihnen alles mündlich sagen, und sie mir dann schreiben würde, was Sie verabredet; nun bleibt sie aber so lange in Göttingen, und Sie reisen früher, welches ich beydes nicht wußte, daß dies izt nicht angeht. Hier kommt der Wechsel mit. Daß wir von ganzem Herzen wünschen, daß Ihnen diese Reise sehr wohl Thue, daß Sie Ihnen viele Freuden schaffe, versteht sich so sehr von selbst; daß ich darüber nicht viel schreiben kann: auf Ihrer Heimreise kommen Sie nach Jena? wo wir Sie mit herzlicher Freude erwarten.
Daß mir die Abreise der Lieben Justizräthin weh thut, ist gewis: Sie ist die erste weibliche Seele, mit der ich seit meiner Abreise aus der Schweiz recht reden konnte; denn die ewigen alttags Gespräche hier, haben mich immer angeekelt, auch kann, und will ich mich nicht an sie gewöhnen. Sagen Sie der Guten, warum sie mir noch nicht geschrieben; ich hätte es schon gethan, wenn ich gewußt, wo sie wäre.
Freund Achelis besuchen Sie doch, nicht wahr? Ich grüße ihn auch herzlich; sein iziger Zustand geht mir nahe; Er war in Zürich wegen [/] seinem guten, edlen Herzen allgemein geliebt; und bey diesen Herzlosen, verkehrten Göttingern kann er nicht aus seiner unglüklichen Stimmung heraus kommen: Wir seine Freunde, wir sollten uns ein ernstlichs Geschäft draus machen, ihm zu helfen; ich habe mir schon den Kopf drüber zerbrochen wie ihm helfen; ich weiß aber zu wenig vom ganzen, und ärgere mich über meine unthätigkeit; wenn Sie Lieber Freund irgend ein Mittel ausfündig machen; so sagen Sie’s mir, und brauchen mich, wozu Sie mich brauchbahr finden.
Woltmann ist so gefährlich krank gewesen, daß er selbst glaubte zu sterben, nun beßerts wieder, und er wird nach Hause gehn: wie er sagt.
Lindner der in Göttingen ist, einen Roman geschrieben hat; hat nun wieder Geld von seinem Vater bekommen, und will hier Doctor werden.
Da Sie erst gegem Herbst nach Zürich kommen, so reist vielleicht Hülsen mit Ihnen, wie auch Berger; den Beyden gaben wir Briefe an unsre dortigen Freunde mit, sie stehn allso, wie wir aus ihren Briefen sehn, mit ihnen in genauer Bekanntschaft, wenn Sie allso mit [ihnen] reisen, so sind alle EmpfehlungsBriefe überflüßig. Viele Grüße an alle Lieben Zürcher Freunde [/] Theilen Sie aus, darum bitt ich Sie sehr.
Mein Lieber Mann grüßt Sie herzlich; die Reise hat ihm sehr wohl gethan, nun sizt er wieder am Pulte, doch nicht so sclawisch als lezten Winter, diesen Sommer list er 2: Collegia, von 5: bis 7: uhr, in der Kühle. In Göttingen werden Sie über ihn losziehn hören, wie sie schon längst immer thaten.
Dieser Brief sollte am Freytag fort, und geht am Montag, weil wir Frauen nicht immer meister unsrer Zeit sind, so kommts nun einmahl so.
Leben Sie wohl guter Lieber Smidt! Wenn Sie uns aus der Schweiz schreiben, machen Sie uns viel Freude; grüßen Sie unsre deutschen Freunde dort herzlich, und kommen Sie wieder gesund, und glüklich zu uns.
Johanna Fichte.
Herrn Candidat Smidt.
frey,
in
Brèmen
Metadata Concerning Header
  • Date: April 14. bis 17. April 1797
  • Sender: Johanna Fichte ·
  • Recipient: Johann Smidt ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Bremen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 61‒63.
Manuscript
  • Provider: Deutsches Zentralarchiv
Language
  • German

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