Jena d19: Juni 97: 2¼
Verehrungswürdigster Herr Pfahrer!
So, als ob ich in Zürich wäre, und zu Ihnen persöhnlich gehen, und Sie um Rath und Hülfe bitten könnte, so thu ich auch izt, und mit der gleichen Zuversicht.
Die Sache ist die: mein Onkel in Limbii, erhält von der Dänischen Regierung eine Pension zur Entschädigung für einen ansehnlichen Verlust, den er in einem Bankerut erlitten, und diese Pension ist sein einziger Unterhalt, und sein ganzes Vermögen. [Ihm] hat meine Schwester Julchen, mit wißen, und Wollen der Dänischen Großen, die sich für K[l]opst: intreßierten, den besten Theil ihres Lebens aufgeopfert, und die Rüksichten auf sich selbst beyseite gesezt, um ihn zu pflegen; izt ist der Onkel alt, und krank, man fürchtet ein nahes Ende, und meine arme Schwester sieht der traurigsten Verlaßenheit entgegen. Ihr Wunsch, der so viel man vernünftiger weise vermuthen sollte, auch schon in anregung gebracht worden, aber über welchen gezögert, und nichts ausgemacht wird, ist der, daß nach Philip Klopst: Tode ein Theil seiner Pension ihr verbliebe. Izt wird [/] dies nun dadurch, daß Ph: Klopst welcher allein unmittelbar in der Sache arbeiten könnte, vielleicht seinem Ende nahe ist, daß Gr. Bernstorf zu dem allein sie vertrauen haben, gleichfals krank ist, und man für sein Leben fürchtet, sehr [dringend]. Meine Schwester verspricht sich von Ihrem Fürworte theurer Mann, bey der Bernstorfin oder der Schimmelmannin sehr viel. (Sollte Bernstorf sterben, schreibt sie, so wäre der einzige weg sich an die Schimmelmannin zu wenden.) Ihr Wunsch ist der, daß die Sache von auswärts kräftig in Anregung gebracht werde, und denn wolle der Onckel unmittelbahr anhalten. – Sie sehen aus den angeführten Umständen, wie eilend über dies die Sache ist.
Meine Schwester scheint auch zu wünschen, daß ich der Bernstorfin schriebe. Mit Freuden würd ichs thun, wenn wir nicht befürchten müßten, daß unsre Verwendung mehr schaden als nüzen würde. Auf den Dichter Klopst scheint nicht gerechnet zu werden, und ich rathe fast warum. Doch schreib ich meiner Schwester, daß ich es für ganz natürlich halte, wenn auch er sich für sie verwenden thäte.
Meine Schwester schreibt mir über dies, daß sie ihr Gehör verlohren habe. Welche Aussicht! Ein p: hundert Gulden aus der Verlaßenschaft meines S: Vaters bewahren wir ihr auf, wie ein Heiligthum; aber was ist dies? [/]
O Lieber Guter; ich fühle mich erleichtert, nachdem ich die Sorgen, welche die lezten Wünsche eines Sterbenden Vaters, die ich, das einzige unter seinen Kindern aufsammlen konnte, mir auferlegt haben, an Ihr Freundes Herz gelegt habe. Thun Sie, warum ich Sie bitte, wenn Sie irgend können: Ich weiß Sie thun’s auch dem Seligen, der Sie herzlich liebte, noch im Grabe zu gefallen.
Mein Lieber Mann, der sich Ihnen angelegentlich empfiehlt, vereinigt seine Bitten mit den Meinigen, wenn Sie es möglich finden, zu erfüllen. Ich bin von ganzem Herzen, und mit wahrer Dankbahrkeit Ihre ergebne Fichtin. g: Rahn
Herrn
Pfarrer Lavater.
in
franco. Zürich.
Verehrungswürdigster Herr Pfahrer!
So, als ob ich in Zürich wäre, und zu Ihnen persöhnlich gehen, und Sie um Rath und Hülfe bitten könnte, so thu ich auch izt, und mit der gleichen Zuversicht.
Die Sache ist die: mein Onkel in Limbii, erhält von der Dänischen Regierung eine Pension zur Entschädigung für einen ansehnlichen Verlust, den er in einem Bankerut erlitten, und diese Pension ist sein einziger Unterhalt, und sein ganzes Vermögen. [Ihm] hat meine Schwester Julchen, mit wißen, und Wollen der Dänischen Großen, die sich für K[l]opst: intreßierten, den besten Theil ihres Lebens aufgeopfert, und die Rüksichten auf sich selbst beyseite gesezt, um ihn zu pflegen; izt ist der Onkel alt, und krank, man fürchtet ein nahes Ende, und meine arme Schwester sieht der traurigsten Verlaßenheit entgegen. Ihr Wunsch, der so viel man vernünftiger weise vermuthen sollte, auch schon in anregung gebracht worden, aber über welchen gezögert, und nichts ausgemacht wird, ist der, daß nach Philip Klopst: Tode ein Theil seiner Pension ihr verbliebe. Izt wird [/] dies nun dadurch, daß Ph: Klopst welcher allein unmittelbar in der Sache arbeiten könnte, vielleicht seinem Ende nahe ist, daß Gr. Bernstorf zu dem allein sie vertrauen haben, gleichfals krank ist, und man für sein Leben fürchtet, sehr [dringend]. Meine Schwester verspricht sich von Ihrem Fürworte theurer Mann, bey der Bernstorfin oder der Schimmelmannin sehr viel. (Sollte Bernstorf sterben, schreibt sie, so wäre der einzige weg sich an die Schimmelmannin zu wenden.) Ihr Wunsch ist der, daß die Sache von auswärts kräftig in Anregung gebracht werde, und denn wolle der Onckel unmittelbahr anhalten. – Sie sehen aus den angeführten Umständen, wie eilend über dies die Sache ist.
Meine Schwester scheint auch zu wünschen, daß ich der Bernstorfin schriebe. Mit Freuden würd ichs thun, wenn wir nicht befürchten müßten, daß unsre Verwendung mehr schaden als nüzen würde. Auf den Dichter Klopst scheint nicht gerechnet zu werden, und ich rathe fast warum. Doch schreib ich meiner Schwester, daß ich es für ganz natürlich halte, wenn auch er sich für sie verwenden thäte.
Meine Schwester schreibt mir über dies, daß sie ihr Gehör verlohren habe. Welche Aussicht! Ein p: hundert Gulden aus der Verlaßenschaft meines S: Vaters bewahren wir ihr auf, wie ein Heiligthum; aber was ist dies? [/]
O Lieber Guter; ich fühle mich erleichtert, nachdem ich die Sorgen, welche die lezten Wünsche eines Sterbenden Vaters, die ich, das einzige unter seinen Kindern aufsammlen konnte, mir auferlegt haben, an Ihr Freundes Herz gelegt habe. Thun Sie, warum ich Sie bitte, wenn Sie irgend können: Ich weiß Sie thun’s auch dem Seligen, der Sie herzlich liebte, noch im Grabe zu gefallen.
Mein Lieber Mann, der sich Ihnen angelegentlich empfiehlt, vereinigt seine Bitten mit den Meinigen, wenn Sie es möglich finden, zu erfüllen. Ich bin von ganzem Herzen, und mit wahrer Dankbahrkeit Ihre ergebne Fichtin. g: Rahn
Herrn
Pfarrer Lavater.
in
franco. Zürich.