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Johann Gottlieb Fichte to Johann Friedrich Herbart

Jena, d. 1. Jänner. 1798.
Da Sie, mein würdiger Freund, mit meiner Lage näher bekannt sind, so erwarte ich um desto eher Ihre Verzeihung wegen der so lange verzögerten Beantwortung Ihres Briefes. Es wird mir immer unmöglicher, ausser den Ferien eine Zeile an meine Freunde zu schreiben.
Mit innigstem Vergnügen habe ich durch Ihre Frau Mutter, und durch Ihre Freunde, die Fortdauer Ihrer vollkommensten Zufriedenheit mit Ihrer Lage, und die Schilderung Ihres geistigen Zustandes erhalten. (Das leztere besonders durch die lezteren)
Ich glaube, daß die Lage in die Sie versezt worden, die zwekmässigste für die Ausbildung Ihres, der vollständigsten Ausbildung so würdigen Ganzen war; und freue mich, daß [/] alles sich vereinigen mußte, um Sie in dieselbe zu bringen.
Daß Reinhold ganz zu meinem Systeme übergetreten, wie es die Kantianer nennen, wird Ihnen wohl bekannt seyn. Er hat eine Recension meiner Schriften an die L. Z. eingesandt, die ohne Zweifel in diesen Tagen wird ausgegeben werden. – Seine Briefe an mich sind sehr verständig; und ich erwarte von ihm allerdings viel; wenigstens vor’s erste. Ob er nicht späterhin wieder auf eine Misdeutung geräth, wie viele, die ihn genau kennen wollen, befürchten, muß man von der Zeit erwarten.
Meine Sittenlehre wird soeben abgedrukt. Ich lege die Subscriptions꓿Ankündigung bei, wenn etwa unter Ihren Bekannten welche wären, die zu subscribiren gedächten. [/]
Künftigen Sommer werde ich nicht lesen, sondern ihn auf dem Lande zu bringen, und ein populäres Buch über die gesammte Philosophie ausarbeiten. Es scheint mir, daß so etwas dem Zeitalter höchst nöthig ist.
Sie erhalten ohne Zweifel Briefe von Jena; ich schreibe Ihnen daher keine Neuigkeiten.
Meine Frau ist wohl: und grüßt Sie herzlich. Der Kleine lebt, u. gedeiht.
Erhalten Sie mir Ihr Andenken. Der Ihrige
Fichte.
Meine herzlichsten Grüsse an Steck, u. Fischer. Ich bin so frei einen Brief an Muhrbeck beizulegen. Man hat mir seine Addresse gegeben: aber es würde mir Zeit nehmen, sie erst zu suchen. Berger lebt in Jena, u. studirt Chemie, Anatomie, Mathematik. Von Hülsen, der in der Mark ist, hören wir nichts.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 1. Januar 1798
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Friedrich Herbart
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Bern · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 106‒108.
Manuscript
  • Provider: Österreichische Nationalbibliothek
Language
  • German

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