Erschlossener Brief

Johann Gottlob Heynig to Johann Gottlieb Fichte

Erschließung durch Herausgeber Hans Gliwitzky, Reinhard Lauth, Bd. III,3.
In seiner Schrift „Abgepreßte Erklärung an die Philosophen und Kritiker in der weltberühmten Wissenschaftsstadt Jena, die angegriffene Kantische Philosophie entweder zu vertheidigen, oder als ungültig zu verdammen“ (Berlin 1799) berichtet Heynig, daß er zur Ostermesse 1798 eine „Herausforderung an Herrn Professor Kant in Königsberg, die Hauptsätze seiner Philosophie entweder von neuem zu begründen, oder sie als unstatthaft zurückzunehmen“, habe erscheinen lassen. „Noch ehe die Herausforderung ganz abgedruckt war, schrieb ich wegen dieses Unternehmens einen freundschaftlichen Brief an meinen Lehrer und Freund Fichte, um doch wenigstens einige leitende und warnende Winke von ihm zu erhalten. Allein diesmal blieb die Antwort aus, statt daß sonst meine Briefe an ihn schnell beantwortet wurden. [...] ich begriff kaum [...], wie Fichte mir jetzt allen Rath und Beistand gänzlich versagen, und meinen Brief ohne Antwort hinwerfen konnte. Hätte ich meine Papiere bei der Hand, so würde ich diesen an Fichte geschriebenen Brief hier mittheilen“.
Fichte erfuhr von diesem Brief erst Jahre später aus der Erlanger Litteratur꓿Zeitung und schrieb daraufhin an Mehmel: „Ich ersehe aus N. 37. Ihrer LiteraturZeitung von diesem Jahre [1801], daß Hrr. D. Heynig in einer seiner Schriften sich beklagt, auf ein Schreiben, worin er mich um warnende und leitende Winke in Beziehung auf eine gegen Kant zu verfertigende polemische Schrift gebeten, keine Antwort von mir erhalten zu haben. Es thut mir leid von dieser Beschwerde gegen mich, welche vielleicht auch mit zu dem Gemüthszustande beigetragen, in welchem jener Recension zufolge Herr. H. sich gegenwärtig befindet, erst jezt Nachricht zu erhalten, indem ich ausserdem mich früher gegen Hrrn. H. gerechtfertigt haben würde. Möchten Sie doch Gelegenheit finden, Hrrn. H. dessen Aufenthalt ich nicht weiß, durch das IntelligenzBlatt Ihrer L.Z. zu wissen zu thun, daß ich ein Schreiben, wie das gemeldete, nicht [habe] beantworten können, indem ich keins dergleichen erhalten.“ (Vergl. Nr. 595.a.)
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  • Date: vor Ostern 1798
  • Sender: Johann Gottlob Heynig
  • Recipient: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Place of Dispatch: Plauen ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 116.

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