Jena, d. 18. April 1798.
Es geschieht nicht ohne einige Verlegenheit, mein verehrungswürdiger Gönner und Freund, daß ich mich Ihnen nähere, nachdem ich seit so langer Zeit mündliche sowohl als schriftliche Unterhaltung mit Ihnen unterbrochen. Ich dürfte befürchten, Ihnen fremd geworden zu sein. Wenn ich aber bedenke, daß keineswegs Vergessenheit Ihrer, oder der Verbindung, die uns enger verknüpft, sondern lediglich meine mannigfaltigen und ununterbrochenen Arbeiten dieses lange Stillschweigen verursacht haben; finde ich, daß ich nicht verdient habe, Ihnen fremd geworden zu sein, daß ich sonach es sicherlich nicht geworden, und fasse wieder Muth.
Haben Sie also Ihre ehemalige Zuneigung für mich erhalten, so stelle ich Ihnen hierdurch einen meiner würdigen Freunde vor: einen jungen Arzt Dr. Hensler, Sohn des berühmten Prof. Hensler zu Kiel. Dieser Herr Hensler hat auf seiner Gelehrten-Reise den vergangenen Winter in Jena zugebracht, und durch seinen denkenden Kopf, seine sehr ausgebreiteten Kenntnisse, und seinen rechtschaffenen und liebenswürdigen Character sich meine ganze Freundschaft erworben. Er sprach in den letzten Tagen seines Hierseins mit mir über Freimaurerei und äußerte mir seinen Wunsch, mit diesem Orden sich zu verbinden. Sein [/] Weg geht von hier durch das Reich nach Wien. Er verspricht sich von der gewünschten Verbindung theils überhaupt eine andere Art des Wirkens für sein ganzes künftiges Leben, als insbesondere auch zunächst die Bekanntschaft der freien, bessern und geistreichen Menschen zu Wien. Er und seine Reisegefährten rechnen, sich einige Tage in Schwarzburg aufzuhalten. Sollte es möglich sein, ihn während dieser Zeit in Rudolstadt selbst aufzunehmen, so achte ich ihn dieser vorzüglichen Ehre für sehr würdig. Sollte aber dieses nicht geschehen können, so glaube ich dennoch, ihm durch das Glück Ihrer Bekanntschaft und durch die zu seinem Zweck dienlichen Rathschläge und Adressen in das Reich, die Sie ihm geben werden, einen vorzüglichen Dienst geleistet zu haben.
Bei Ihrem verehrungswürdigen Vater und Gattin bitte ich mein Andenken zu erneuern.
Mit innigster Hochachtung
Ihr
wahrer Verehrer
Fichte.
Es geschieht nicht ohne einige Verlegenheit, mein verehrungswürdiger Gönner und Freund, daß ich mich Ihnen nähere, nachdem ich seit so langer Zeit mündliche sowohl als schriftliche Unterhaltung mit Ihnen unterbrochen. Ich dürfte befürchten, Ihnen fremd geworden zu sein. Wenn ich aber bedenke, daß keineswegs Vergessenheit Ihrer, oder der Verbindung, die uns enger verknüpft, sondern lediglich meine mannigfaltigen und ununterbrochenen Arbeiten dieses lange Stillschweigen verursacht haben; finde ich, daß ich nicht verdient habe, Ihnen fremd geworden zu sein, daß ich sonach es sicherlich nicht geworden, und fasse wieder Muth.
Haben Sie also Ihre ehemalige Zuneigung für mich erhalten, so stelle ich Ihnen hierdurch einen meiner würdigen Freunde vor: einen jungen Arzt Dr. Hensler, Sohn des berühmten Prof. Hensler zu Kiel. Dieser Herr Hensler hat auf seiner Gelehrten-Reise den vergangenen Winter in Jena zugebracht, und durch seinen denkenden Kopf, seine sehr ausgebreiteten Kenntnisse, und seinen rechtschaffenen und liebenswürdigen Character sich meine ganze Freundschaft erworben. Er sprach in den letzten Tagen seines Hierseins mit mir über Freimaurerei und äußerte mir seinen Wunsch, mit diesem Orden sich zu verbinden. Sein [/] Weg geht von hier durch das Reich nach Wien. Er verspricht sich von der gewünschten Verbindung theils überhaupt eine andere Art des Wirkens für sein ganzes künftiges Leben, als insbesondere auch zunächst die Bekanntschaft der freien, bessern und geistreichen Menschen zu Wien. Er und seine Reisegefährten rechnen, sich einige Tage in Schwarzburg aufzuhalten. Sollte es möglich sein, ihn während dieser Zeit in Rudolstadt selbst aufzunehmen, so achte ich ihn dieser vorzüglichen Ehre für sehr würdig. Sollte aber dieses nicht geschehen können, so glaube ich dennoch, ihm durch das Glück Ihrer Bekanntschaft und durch die zu seinem Zweck dienlichen Rathschläge und Adressen in das Reich, die Sie ihm geben werden, einen vorzüglichen Dienst geleistet zu haben.
Bei Ihrem verehrungswürdigen Vater und Gattin bitte ich mein Andenken zu erneuern.
Mit innigster Hochachtung
Ihr
wahrer Verehrer
Fichte.