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Johann Gottlieb Fichte to Friedrich David Gräter

Jena, d. 17. Jun. 98.
Eur Wohlgebohrn
Zuschrift, u. Antrag mußte mir eine sehr hohe Freude verschaffen; denn nichts thut meinem Geiste, u. Herzen so wohl, als die Verbindung mit verdienten u. würdigen Männern.
Es hat im philosophischen Journale schon vor 4 Jahren ein Aufsaz von mir (gedacht, aber nicht concipirt) über den Ursprung der Sprache gestanden; u. da ich auch seitdem über diese Aufgabe, die ich jedes halbe Jahr in einem Collegio zu behandeln habe, weiter nachgedacht, so wäre ich im Stande nicht unbeträchtliche Berichtigungen und Zusätze zu jenem Aufsatze zu liefern. Um desto angenehmer wird es den Lesern unsers Journals seyn, auch Fulda, durch Ihren Mund, darüber zu hören. Auch ohne Ihre Vorrede gelesen zu haben, auf welche Sie sich beziehen (die ich aber bei gelegnerer Zeit mir werde kommen lassen) zweifle ich keinen Augenblik an Ihrer vollgültigsten Legitimation, nehme Ihren [/] Antrag an, und ersuche Sie, den Aufsaz recht bald einzusenden; zugleich auch uns Ordre zu geben, auf welchem Wege wir Ihnen das gewöhnliche Honorar, wie auch den Heft, in welchem die Abhandlung abgedrukt seyn wird, sollen zukommen lassen. – Sollten Sie ihn vor Anfange des Septembers einsenden, so haben Sie die Güte ihn an Hrrn D. Niethammer zu addressiren, mit welchem ich Abrede darüber nehmen werde; denn ich reise in nächstkünftiger Woche in das Carlsbad, u. werde erst zu Anfang des Septembers zurük kommen.
Es liegt in der Natur des Systems, welches ich gar nicht das meinige, sondern das der Vernunft nennen möchte, daß es, wohl gefaßt, dem Geiste einen ausserordentlichen Schwung giebt. Was Wunder, es ist das System der Freiheit, und es macht selbst absolut frei: Auf meine Rechnung kann ich von dieser Sensation nichts kommen lassen; und ich werde sorgen, ich stehe Ihnen dafür, daß nicht abermals die Wahrheit durch einen SektenNamen herab [/] gewürdigt werde, wie es bisher noch immer der Fall gewesen. Ich werde mit unberufnen Verehrern, und Nachbetern noch ganz anders umgehen, als ich bis jezt mit meinen unnützen Gegnern umgegangen bin.
Hrr. Fischer lebt zu Cammerswalde bei Hirschberg. Dies ist seiner Frauen Rittergut.
Mit vollkommenster Hochachtung
Euer Wohlgebohrn
Gehorsamster Diener
Fichte
Des Herrn Professor Gräter
Wohlgebohrn
zu
Schwäbisch꓿Halle.
d. Einschl.
Metadata Concerning Header
  • Date: Sonntag, 17. Juni 1798
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Friedrich David Gräter ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Schwäbisch Hall ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 124‒125.
Manuscript
  • Provider: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Language
  • German

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