Jena, d. 16 7br. 98.
Ich danke Ihnen, mein hochzuverehrender Herr Professor, für den Beitrag, den Sie für unser Journal liefern, und der baldigst abgedrukt werden wird.
Ich freue mich innigst jedes neuen Mitarbeiters von Geist; und heisse Sie daher auf dem Gebiete der Philosophischen Litteratur herzlich willkommen. Der Buchstabe tödtet ganz besonders in der Wissenschaftslehre; welches theils an dem Wesen dieses Systems selbst, theils wohl auch an der bisherigen Beschaffenheit des Buchstabens liegen mag.
Fichtianer kenne ich nun zwar bis jezt nicht, welches wohl daher kommen mag, daß ich gar vieles nicht lese. Daß sie mir aber, wenn es dergleichen giebt, noch inniger zuwider sind, als selbst die Kantianer, und daß ich sie, wenn sie jemahls in meinen Wirkungskreis gerathen, und ich Notiz von ihnen [/] nehmen muß, gewiß nicht loben werde, dies ist sicher.
Sie fragen mich, ob ich Ihre Schriften auch lesen, und Ihnen zeigen werde, daß ich sie gelesen, falls Sie mir dieselben zuschiken? Ich muß sonach wohl über diesen Punkt in einem üblen Geruche stehen, da Sie dies nicht als von selbst sich verstehend voraussetzen. Und ich will es nur nicht läugnen, daß mir mancherlei zugeschikt wird, mit dessen Lectüre ich es nicht viel über die ersten Bogen hinaus bringe; (denn den Anfang mit lesen mache ich denn doch) Dies kommt daher, weil diese Schriftsteller mein Interesse nicht zu erregen wissen. In diesem Falle werden Sie sicher nicht seyn, würdiger Mann; und ich glaube im Voraus sicher dafür bürgen zu können, daß ich Ihre Schriften lesen werde.
Für Ihr Anerbieten, auch forthin Beiträge zu unserm Philosophischen Journale zu liefern, danke ich Ihnen in meinem, und meines Hrrn. Mitherausgebers Namen; u. nehme es an. Wir bezahlen 6. u. für vorzüglich interessante Aufsätze 10 rthr. in Golde; rechnen aber, daß ein in unserm Journale befindlicher [/] Aufsaz unter 3. Jahren in keiner andern Sammlung wieder abgedrukt werde. – Hätten Sie nicht Lust die litterarische[n] Anzeigen für ein bestimmtes Fach zu übernehmen; zu welchen wir am schwersten Arbeiter erhalten können.
Ich wünsche Ihnen recht viel Glük, d. i. Kraft, u. Einf[l]uß zu Ihren entworfenen litterarischen Unternehmungen.
Daß Heydenreich etwas geschwazt hat, habe ich auch schon gehört, es aber noch nicht gelesen. Ich begreife nicht gut, wie man meine Gedanken über das Verhältniß beider Geschlechter, verdrehen, so verdrehen kann, daß sie roh ausfallen.
Mit wahrer Achtung
Ihr
ergebenster
Fichte
Ich danke Ihnen, mein hochzuverehrender Herr Professor, für den Beitrag, den Sie für unser Journal liefern, und der baldigst abgedrukt werden wird.
Ich freue mich innigst jedes neuen Mitarbeiters von Geist; und heisse Sie daher auf dem Gebiete der Philosophischen Litteratur herzlich willkommen. Der Buchstabe tödtet ganz besonders in der Wissenschaftslehre; welches theils an dem Wesen dieses Systems selbst, theils wohl auch an der bisherigen Beschaffenheit des Buchstabens liegen mag.
Fichtianer kenne ich nun zwar bis jezt nicht, welches wohl daher kommen mag, daß ich gar vieles nicht lese. Daß sie mir aber, wenn es dergleichen giebt, noch inniger zuwider sind, als selbst die Kantianer, und daß ich sie, wenn sie jemahls in meinen Wirkungskreis gerathen, und ich Notiz von ihnen [/] nehmen muß, gewiß nicht loben werde, dies ist sicher.
Sie fragen mich, ob ich Ihre Schriften auch lesen, und Ihnen zeigen werde, daß ich sie gelesen, falls Sie mir dieselben zuschiken? Ich muß sonach wohl über diesen Punkt in einem üblen Geruche stehen, da Sie dies nicht als von selbst sich verstehend voraussetzen. Und ich will es nur nicht läugnen, daß mir mancherlei zugeschikt wird, mit dessen Lectüre ich es nicht viel über die ersten Bogen hinaus bringe; (denn den Anfang mit lesen mache ich denn doch) Dies kommt daher, weil diese Schriftsteller mein Interesse nicht zu erregen wissen. In diesem Falle werden Sie sicher nicht seyn, würdiger Mann; und ich glaube im Voraus sicher dafür bürgen zu können, daß ich Ihre Schriften lesen werde.
Für Ihr Anerbieten, auch forthin Beiträge zu unserm Philosophischen Journale zu liefern, danke ich Ihnen in meinem, und meines Hrrn. Mitherausgebers Namen; u. nehme es an. Wir bezahlen 6. u. für vorzüglich interessante Aufsätze 10 rthr. in Golde; rechnen aber, daß ein in unserm Journale befindlicher [/] Aufsaz unter 3. Jahren in keiner andern Sammlung wieder abgedrukt werde. – Hätten Sie nicht Lust die litterarische[n] Anzeigen für ein bestimmtes Fach zu übernehmen; zu welchen wir am schwersten Arbeiter erhalten können.
Ich wünsche Ihnen recht viel Glük, d. i. Kraft, u. Einf[l]uß zu Ihren entworfenen litterarischen Unternehmungen.
Daß Heydenreich etwas geschwazt hat, habe ich auch schon gehört, es aber noch nicht gelesen. Ich begreife nicht gut, wie man meine Gedanken über das Verhältniß beider Geschlechter, verdrehen, so verdrehen kann, daß sie roh ausfallen.
Mit wahrer Achtung
Ihr
ergebenster
Fichte