Jena d: 26: Sep: 1798.
Sie glauben mir vielleicht leicht, Lieber Wagner! daß ich mich über Ihre verbeßerte Lage innig freue; halten Sie doch den guten Mann warm, besonders da er Ihnen gefällt, und Ihnen diese Beschäftigung nicht unangenehm ist:
Aus Schlesien haben wir noch keine Antwort erhalten, und die Stelle in Böhmen, wäre auch nicht paßend, für Sie gewesen; welch ein Glük allso, daß man diese fand. Mein Lieber Mann hat wieder eine Reise gemacht, und ist nun in Dresden, er bleibt leider 14: Tage weg; haben Sie nicht Mitleiden mit mir?
Sie wollen Ihre Geliebte zu sich kommen laßen, aber doch noch nicht heurathen? Nein ich bitte Sie Lieber Freund, wagen Sie’s doch nicht, sich dadurch in die Abhänglichkeit eines einzelnen Mannes zu sezen, den Sie noch nicht hinlänglich kennen. Ich hoffe, daß ich Ihnen wegen dieser Bitte nicht lästig falle, denn Sie wißen ja wie ichs meine; und das bürgt mir davor. [/]
So bald ich ein paar von unsern Sillouetten auftreiben kann, so schik ich Sie Ihnen; französisch kann ich Ihnen diesmahl nicht antworten, denn ich habe nicht Zeit, ich schreibe Ihnen heute, unter dem häußlichen Geräusch, so gut ich kann; nehmen Sie so verlieb.
Die Bäader, das Reisen, die beständige Bewegung, das Nichtarbeiten, hat meinem Lieben Mann sehr wohl gethan; worüber ich mich sehr freue, auch ist er nicht mehr so stark, oder eigentlich zu sagen, nicht mehr so fet, ich war 14: Tage nach unserer Rükkunft sehr heiter, und froh, aber seit einiger Zeit überfällt mich sehr oft, eine Ängstlichkeit, ein gedrüktes Wesen, alles um mich herum sieht so schwarz aus, nichts freut mich, sondern macht mir Verdruß; dieser Zustand, ist wie Sie aus Erfahrung wißen, sehr drükend, auch macht er mir viel Leiden, freylich arbeite ich dagegen, mit all mein bischen Kraft, muß aber oft unterliegen; [/] dazu kommt die Abwesenheit meines Manns, da schleppe ich mich denn so hin.
Der uns so wunderbahr vorkommende Fremde, welcher nach Frankreich reisen wollte, ist bis nach Frankfurth gekommen, nun haben wir endlich erfahren, daß er unter die Soldaten gegangen, und nun Gott weis wohin transportiert ist; sein Manuscript, welches wie mein Mann sagt, gut geschrieben war, hat hiesige Censur nicht paßieren laßen, weil es zu derbe Wahrheiten, über Cursachsen enthielt; nun ist allso der Wirth beym Monde, und mein Mann nicht bezahlt worden, welche sich an dem Honnorar erholen sollten. Wie treibt das Schiksahl, und der unerklärliche Kopf, die Menschen oft, so wunderbahr herum; der arme Teufel daurt mich.
In Jena sind keine Verän[derungen] vorgegangen, als daß, alle Cur, und Liefländer abgereist sind; weil ihr Gebiether es so befahl; wie bekömmt Ihnen das dortige Clima? Leben sie glüklich, und dies in jeder Rüksicht, Lieber Wagner, das wünscht Ihnen herzlich, Ihre Freundin Fichte [/]
Mein Kleiner, ist gottlob gesund, und munter, und macht uns Eltern viel Freude, mögen auch Sie einst, diese Freuden genießen.
Sie glauben mir vielleicht leicht, Lieber Wagner! daß ich mich über Ihre verbeßerte Lage innig freue; halten Sie doch den guten Mann warm, besonders da er Ihnen gefällt, und Ihnen diese Beschäftigung nicht unangenehm ist:
Aus Schlesien haben wir noch keine Antwort erhalten, und die Stelle in Böhmen, wäre auch nicht paßend, für Sie gewesen; welch ein Glük allso, daß man diese fand. Mein Lieber Mann hat wieder eine Reise gemacht, und ist nun in Dresden, er bleibt leider 14: Tage weg; haben Sie nicht Mitleiden mit mir?
Sie wollen Ihre Geliebte zu sich kommen laßen, aber doch noch nicht heurathen? Nein ich bitte Sie Lieber Freund, wagen Sie’s doch nicht, sich dadurch in die Abhänglichkeit eines einzelnen Mannes zu sezen, den Sie noch nicht hinlänglich kennen. Ich hoffe, daß ich Ihnen wegen dieser Bitte nicht lästig falle, denn Sie wißen ja wie ichs meine; und das bürgt mir davor. [/]
So bald ich ein paar von unsern Sillouetten auftreiben kann, so schik ich Sie Ihnen; französisch kann ich Ihnen diesmahl nicht antworten, denn ich habe nicht Zeit, ich schreibe Ihnen heute, unter dem häußlichen Geräusch, so gut ich kann; nehmen Sie so verlieb.
Die Bäader, das Reisen, die beständige Bewegung, das Nichtarbeiten, hat meinem Lieben Mann sehr wohl gethan; worüber ich mich sehr freue, auch ist er nicht mehr so stark, oder eigentlich zu sagen, nicht mehr so fet, ich war 14: Tage nach unserer Rükkunft sehr heiter, und froh, aber seit einiger Zeit überfällt mich sehr oft, eine Ängstlichkeit, ein gedrüktes Wesen, alles um mich herum sieht so schwarz aus, nichts freut mich, sondern macht mir Verdruß; dieser Zustand, ist wie Sie aus Erfahrung wißen, sehr drükend, auch macht er mir viel Leiden, freylich arbeite ich dagegen, mit all mein bischen Kraft, muß aber oft unterliegen; [/] dazu kommt die Abwesenheit meines Manns, da schleppe ich mich denn so hin.
Der uns so wunderbahr vorkommende Fremde, welcher nach Frankreich reisen wollte, ist bis nach Frankfurth gekommen, nun haben wir endlich erfahren, daß er unter die Soldaten gegangen, und nun Gott weis wohin transportiert ist; sein Manuscript, welches wie mein Mann sagt, gut geschrieben war, hat hiesige Censur nicht paßieren laßen, weil es zu derbe Wahrheiten, über Cursachsen enthielt; nun ist allso der Wirth beym Monde, und mein Mann nicht bezahlt worden, welche sich an dem Honnorar erholen sollten. Wie treibt das Schiksahl, und der unerklärliche Kopf, die Menschen oft, so wunderbahr herum; der arme Teufel daurt mich.
In Jena sind keine Verän[derungen] vorgegangen, als daß, alle Cur, und Liefländer abgereist sind; weil ihr Gebiether es so befahl; wie bekömmt Ihnen das dortige Clima? Leben sie glüklich, und dies in jeder Rüksicht, Lieber Wagner, das wünscht Ihnen herzlich, Ihre Freundin Fichte [/]
Mein Kleiner, ist gottlob gesund, und munter, und macht uns Eltern viel Freude, mögen auch Sie einst, diese Freuden genießen.