Jena, d. 18. 9br. 98.
Lieber Bruder,
So eben kehre ich meine Chatoulle bis auf den Boden, in welche ich alles Gold, u. sächsische Geld, das ich seit meiner Rükkehr eingenommen, geworfen, u. noch überdies wechseln lassen, und finde nicht mehr, als das auf beiliegenden Zettel bemerkte,
Summa, 282 rthr..–
Es kann sich kein Mensch vorstellen, welche Noth hier um Gold, Spec<ie>s thlr. u. 20 Xer ist. Die Louisdors stehen 5 r. 21 g. – Wechsel sind nach Dreßden aus dem Grunde, den ich Dir schon ehemals schrieb, nicht aufzutreiben. Man müßte mittelbar nach Leipzig, u. von da nach Dresden einen nehmen, aber dies würde hoch zu stehen kommen.
Das Porto magst Du einmal selbst bezahlen, damit Du theils siehst, was es bedeutet; theils weil unser Postmeister mich betrügt (so kosteten die vorigen 160. rthr. – 1 r. 12 g. Porto) Du kannst es in Rechnung bringen. [/]
Ich habe auf sächsische Cassenbillets Commission gegeben, u. hoffe, daß ich welche erhalten will. Meine Frau hat noch ein paar hundert rthr liegen, die ich Dir darin übermachen will, sobald Du Geld brauchst. –. Ueberhaupt, – plagt mich das Geldschiken bloß um der nicht beizutreibenden Geldsorten willen; aber, sobald etwas nothwendig gebraucht wird, oder wo ein Vortheil zu machen ist, so schreibe ja sogleich.
Ich kann Dir vieles, was ich versprochen hatte, heute nicht schreiben, weil ich in Arbeiten vergraben bin. Ich werde bei der ersten Gelegenheit, da ich ein wenig freie Luft habe, schreiben.
Melde mir ausführlich, wie Deine Messe abgelaufen. Die Aussicht für den Handel ist überhaupt höchst betrübt, durch das schändliche Verfahren der Engländer, und die – Dummheit der Deutschen. Ich habe wieder etwas aufgetrieben, das unsrer Bandfabrik vielleicht Kunden verschaft.
Ferner habe ich vor einigen Tagen eine Sammlung von physikalischen [/] Experimenten in die Hände bekommen, die ich dir bei Gelegenheit zusenden werde. Es ist da manches über Färberei, wovon ich nicht weiß, ob es Dir nützen kann; aber es ist da ein Rezept zu schnellen Bleichen, das einige Anlage, und etwas Menschenverstand erfodert, und Dir gewiß nüzlich seyn könnte. Ich werde es selbst noch besser durchdenken, u. dann mit meinen Bemerkungen es Dir schiken; kaufe daher nur nicht zu viel weisses Garn, sondern rohes.
Ich habe noch mancherlei sehr sichere Gedanken zur Verbesserung der Bandfabriken, von denen ich nur zweifle, ob ich sie Dir schriftlich vortragen kann. – Hierüber ein andermal.
Die alte Uhr ist, glaub ich, des Postgelds nicht werth. Sonst konnte ich sie durch Schütteln, u. Rütteln zum Gehen bringen; da ich sie das leztemal sah, half auch dies Mittel nicht mehr. Beruhige den guten Vater. Eine Uhr soll er sicher von mir bekommen; ob es gerade die aus dem alten Eisen seyn wird, kann ich nicht versprechen. Lebe wohl, u. grüsse Eltern, u. Geschwister. Dein treuer Bruder J.G.F.
Du schreibst in Deinem lezten Briefe, daß Du 90 r. in Frankfurt zu bezahlen habest. Und da möchte denn meine Frau, der dies auffiel, wissen, wofür? – u. ich möchte es auch wissen.
Herrn Samuel Gotthelf Fichte
zu
Rammenau
über Dreßden, u. Bischofswerda
Nebst einem P<a>kt, sign.
H.S.F., worin 282 rthr:
(150 in Golde; das übrige
in Silber.)
Lieber Bruder,
So eben kehre ich meine Chatoulle bis auf den Boden, in welche ich alles Gold, u. sächsische Geld, das ich seit meiner Rükkehr eingenommen, geworfen, u. noch überdies wechseln lassen, und finde nicht mehr, als das auf beiliegenden Zettel bemerkte,
Summa, 282 rthr..–
Es kann sich kein Mensch vorstellen, welche Noth hier um Gold, Spec<ie>s thlr. u. 20 Xer ist. Die Louisdors stehen 5 r. 21 g. – Wechsel sind nach Dreßden aus dem Grunde, den ich Dir schon ehemals schrieb, nicht aufzutreiben. Man müßte mittelbar nach Leipzig, u. von da nach Dresden einen nehmen, aber dies würde hoch zu stehen kommen.
Das Porto magst Du einmal selbst bezahlen, damit Du theils siehst, was es bedeutet; theils weil unser Postmeister mich betrügt (so kosteten die vorigen 160. rthr. – 1 r. 12 g. Porto) Du kannst es in Rechnung bringen. [/]
Ich habe auf sächsische Cassenbillets Commission gegeben, u. hoffe, daß ich welche erhalten will. Meine Frau hat noch ein paar hundert rthr liegen, die ich Dir darin übermachen will, sobald Du Geld brauchst. –. Ueberhaupt, – plagt mich das Geldschiken bloß um der nicht beizutreibenden Geldsorten willen; aber, sobald etwas nothwendig gebraucht wird, oder wo ein Vortheil zu machen ist, so schreibe ja sogleich.
Ich kann Dir vieles, was ich versprochen hatte, heute nicht schreiben, weil ich in Arbeiten vergraben bin. Ich werde bei der ersten Gelegenheit, da ich ein wenig freie Luft habe, schreiben.
Melde mir ausführlich, wie Deine Messe abgelaufen. Die Aussicht für den Handel ist überhaupt höchst betrübt, durch das schändliche Verfahren der Engländer, und die – Dummheit der Deutschen. Ich habe wieder etwas aufgetrieben, das unsrer Bandfabrik vielleicht Kunden verschaft.
Ferner habe ich vor einigen Tagen eine Sammlung von physikalischen [/] Experimenten in die Hände bekommen, die ich dir bei Gelegenheit zusenden werde. Es ist da manches über Färberei, wovon ich nicht weiß, ob es Dir nützen kann; aber es ist da ein Rezept zu schnellen Bleichen, das einige Anlage, und etwas Menschenverstand erfodert, und Dir gewiß nüzlich seyn könnte. Ich werde es selbst noch besser durchdenken, u. dann mit meinen Bemerkungen es Dir schiken; kaufe daher nur nicht zu viel weisses Garn, sondern rohes.
Ich habe noch mancherlei sehr sichere Gedanken zur Verbesserung der Bandfabriken, von denen ich nur zweifle, ob ich sie Dir schriftlich vortragen kann. – Hierüber ein andermal.
Die alte Uhr ist, glaub ich, des Postgelds nicht werth. Sonst konnte ich sie durch Schütteln, u. Rütteln zum Gehen bringen; da ich sie das leztemal sah, half auch dies Mittel nicht mehr. Beruhige den guten Vater. Eine Uhr soll er sicher von mir bekommen; ob es gerade die aus dem alten Eisen seyn wird, kann ich nicht versprechen. Lebe wohl, u. grüsse Eltern, u. Geschwister. Dein treuer Bruder J.G.F.
Du schreibst in Deinem lezten Briefe, daß Du 90 r. in Frankfurt zu bezahlen habest. Und da möchte denn meine Frau, der dies auffiel, wissen, wofür? – u. ich möchte es auch wissen.
Herrn Samuel Gotthelf Fichte
zu
Rammenau
über Dreßden, u. Bischofswerda
Nebst einem P<a>kt, sign.
H.S.F., worin 282 rthr:
(150 in Golde; das übrige
in Silber.)