Göttingen den 1. Februar 1799.
Nicht nur an der Sächsischen, auch an der Hannöverischen Regierung hat das philosophische Journal einen gerüsteten Gegner gefunden, und zwar hat die letzte diese Gelegenheit benutzt, der hiesigen Universität manches zu sagen, was sie lange auf dem Herzen zu haben schien. Dieser Umstand soll mich inzwischen nicht hindern, mich theils über diesen neuen Kampf der Weisheit und der Macht zu freuen; theils es ohne Rückhalt zu äußern, daß ein religiöser Atheismus, wie es der Ihrige nach der Apologie seyn müßte, ein Unding ist.
Ob Seligkeit (S. 34) in dem bemerkten Sinne, dem Menschen je zu Theil werden wird, und bei seinem Uebergang aus der Endlichkeit zur Unendlichkeit je zu Theil werden kann? ob der Begriff Gottes, als einer Substanz (S. 59) d. h. als letzten Grundes und Subjectes alles Seyns nicht für die Theologie wesentlich und unentbehrlich ist? ob es wirklich Thorheit ist (S. 66 ff.) sich Gott als gütig unter moralischen Bedingungen, folglich als weisen und gerechten Vertheiler der Glückseligkeit zu denken? ob endlich die Sinnenwelt, obgleich Folge der übersinnlichen, d. h. für den sinnlichen Menschen, nicht auch Bild und Spiegel derselben, also auch nothwendiges und unentbehrliches Mittel ist, sich aus dem Mechanismus der Natur zur Freiheit und immer reinern Selbstthätigkeit herauszubilden? über alle diese Fragen würden wir uns wohl nach einer gegenseitigen Erklärung verständigen, wenn ich meine Ueberzeugung für [wichtig] genug halten könnte, sie Ihnen vorzutragen.
Mit unwandelbarer, freier Hochachtung
[C.] F. Ammon.
Nicht nur an der Sächsischen, auch an der Hannöverischen Regierung hat das philosophische Journal einen gerüsteten Gegner gefunden, und zwar hat die letzte diese Gelegenheit benutzt, der hiesigen Universität manches zu sagen, was sie lange auf dem Herzen zu haben schien. Dieser Umstand soll mich inzwischen nicht hindern, mich theils über diesen neuen Kampf der Weisheit und der Macht zu freuen; theils es ohne Rückhalt zu äußern, daß ein religiöser Atheismus, wie es der Ihrige nach der Apologie seyn müßte, ein Unding ist.
Ob Seligkeit (S. 34) in dem bemerkten Sinne, dem Menschen je zu Theil werden wird, und bei seinem Uebergang aus der Endlichkeit zur Unendlichkeit je zu Theil werden kann? ob der Begriff Gottes, als einer Substanz (S. 59) d. h. als letzten Grundes und Subjectes alles Seyns nicht für die Theologie wesentlich und unentbehrlich ist? ob es wirklich Thorheit ist (S. 66 ff.) sich Gott als gütig unter moralischen Bedingungen, folglich als weisen und gerechten Vertheiler der Glückseligkeit zu denken? ob endlich die Sinnenwelt, obgleich Folge der übersinnlichen, d. h. für den sinnlichen Menschen, nicht auch Bild und Spiegel derselben, also auch nothwendiges und unentbehrliches Mittel ist, sich aus dem Mechanismus der Natur zur Freiheit und immer reinern Selbstthätigkeit herauszubilden? über alle diese Fragen würden wir uns wohl nach einer gegenseitigen Erklärung verständigen, wenn ich meine Ueberzeugung für [wichtig] genug halten könnte, sie Ihnen vorzutragen.
Mit unwandelbarer, freier Hochachtung
[C.] F. Ammon.