Göttingen, d. 3. Jan. [vielmehr: Februar] 1799.
Ich trage eine alte Schuld ab, da ich Ew. Wohlgeb... zugleich für das Vertrauen, mit dem Sie mich beehrt haben, und für die Wahrheiten danke, zu denen mich unter andern auch das Studium Ihrer Philosophie geführt hat. Ungeachtet der großen Verschiedenheit unsrer Systeme, die wenig Hoffnung zu einer gegenseitigen Verständigung übrig läßt, so sehr ich eine solche Verständigung wünschte, ist der Geist der Philosophie, die ich mir in der Idee einer Apodiktik denke, dem Geiste Ihres Systems, wie es mir vorkommt, sehr nahe verwandt. Wie dem auch sei; wie entfernt auch Ihre Religion von der meinen sei; Ihr aufrichtiges Interesse für Wahrheit, das ich nie verkannt habe, würde Grund genug seyn, Ihnen in dem unseligen Processe der Menschen, die einander um Gottes willen verfolgen, alle Kräfte anzubieten, die ich vor mir selbst verantworten kann. Aber meine Stimme in der philosophischen Welt kann Ihnen vermuthlich nur als Stimme überhaupt nützen, wenn es etwa Ihr Plan seyn solte, Stimmen zu sammlen, um vor dem Volke, das nicht denken kann, einen historischen Beweis zu führen, daß Ihre Lehre kein Atheismus [/] ist. Ich bin also zu jeder Stunde bereit, mein Votum zu den übrigen, die Sie etwa sammlen wollen, dahin zu geben: „daß ich, so weit auch meine Religionsideen sich von den Ihren entfernen mögen, doch in Ihrer Lehre keinen Atheismus finden kann.“ – Vielleicht bedürfen Sie, selbst nach der, meinen Religionsideen, ich gestehe es, widersprechenden Retorsion des Atheismus gegen [Ihre] Gegner, keiner fremden Vertheidigung. Um so mehr würde ich mich freuen, wenn aus Ihrem Processe neuer Gewinn für die Wahrheit hervorginge. Denn die muß, mein’ ich, nothwendig gewinnen, wenn sie auch nur von Einer Seite ruhig und redlich gesucht wird.
Hochachtungsvoll empfehle ich mich
Ihnen
ergebenst,
F Bouterwek.
Ich trage eine alte Schuld ab, da ich Ew. Wohlgeb... zugleich für das Vertrauen, mit dem Sie mich beehrt haben, und für die Wahrheiten danke, zu denen mich unter andern auch das Studium Ihrer Philosophie geführt hat. Ungeachtet der großen Verschiedenheit unsrer Systeme, die wenig Hoffnung zu einer gegenseitigen Verständigung übrig läßt, so sehr ich eine solche Verständigung wünschte, ist der Geist der Philosophie, die ich mir in der Idee einer Apodiktik denke, dem Geiste Ihres Systems, wie es mir vorkommt, sehr nahe verwandt. Wie dem auch sei; wie entfernt auch Ihre Religion von der meinen sei; Ihr aufrichtiges Interesse für Wahrheit, das ich nie verkannt habe, würde Grund genug seyn, Ihnen in dem unseligen Processe der Menschen, die einander um Gottes willen verfolgen, alle Kräfte anzubieten, die ich vor mir selbst verantworten kann. Aber meine Stimme in der philosophischen Welt kann Ihnen vermuthlich nur als Stimme überhaupt nützen, wenn es etwa Ihr Plan seyn solte, Stimmen zu sammlen, um vor dem Volke, das nicht denken kann, einen historischen Beweis zu führen, daß Ihre Lehre kein Atheismus [/] ist. Ich bin also zu jeder Stunde bereit, mein Votum zu den übrigen, die Sie etwa sammlen wollen, dahin zu geben: „daß ich, so weit auch meine Religionsideen sich von den Ihren entfernen mögen, doch in Ihrer Lehre keinen Atheismus finden kann.“ – Vielleicht bedürfen Sie, selbst nach der, meinen Religionsideen, ich gestehe es, widersprechenden Retorsion des Atheismus gegen [Ihre] Gegner, keiner fremden Vertheidigung. Um so mehr würde ich mich freuen, wenn aus Ihrem Processe neuer Gewinn für die Wahrheit hervorginge. Denn die muß, mein’ ich, nothwendig gewinnen, wenn sie auch nur von Einer Seite ruhig und redlich gesucht wird.
Hochachtungsvoll empfehle ich mich
Ihnen
ergebenst,
F Bouterwek.