Halle den 17. März 1799.
Ihre Antwort, Hochgeschätzter Herr Professor, ist mir sehr angenehm gewesen. Ich habe darin den Mann gefunden, den ich zu finden wünschte. Die Unannehmlichkeiten zwischen uns wollen wir aus unserm Gedächtnisse vertilgen. Von Satisfaktion gegen mich kein Wort. Hat irgend Etwas das ich öffentlich thue oder schreibe, das Glück, Ihren Beifall unbestochen zu erhalten, und finden Sie es für gut, Ihr Urtheil dem Publikum mitzutheilen, so wird es mir angenehm seyn. Denn was haben Leute unserer Art für Freude im öffentlichen Leben, als welche von der Beistimmung achtungswerther Menschen herrührt? – Aber Ihre freimüthigen Gegenbemerkungen werde ich als einen eben so sichern Beweis Ihrer Hochachtung annehmen, und mit Freuden daraus lernen. Mir sind Widerlegungen ohne Bitterkeit nie unangenehm gewesen.
Ich weiß nicht, ob Sie schon Herrn Eberhardt’s Schrift gegen Ihre Appellation gelesen haben. Daß der [/] Mann sich vornimmt, Ihre Gründe nach seiner Art zu prüfen, dagegen kann Niemand Etwas haben; daß er aber auf eine so feindliche Weise nicht einmal unmittelbar, sondern unter dem Schilde fremder Autorität die Denkfreiheit angreift, und den Wahn der Regierungen, als hätten sie wirklich ein Recht zur Unterdrückung Ihnen schädlich scheinender Schriften und Autoren, nährt, das muß nothwendig jedem unbefangenen Denker höchst widerlich vorkommen. Nach den Grundsätzen dieses Mannes bedarf Ihre Philosophie nur eines ihr zugethanen Kirchenrathes, um die Apologie des Sokrates zu confisciren und ihren Verfasser aus dem Lande zu jagen.
Sie sind einmal in Giebichenstein bei Reichardt gewesen. Es würde mich freuen, wenn es Ihnen dort gefallen hätte, und Sie Ihren Besuch bald wiederholten, wo ich dann das Vertrauen habe, daß Sie mein Haus nicht vorbeigehen werden. Wenn ich auch sonst nicht viel vermag, so habe ich doch Kraft, ein Freund zu seyn, und worauf ich mir das Meiste einbilde, ist: daß ich noch nie einen Freund verloren habe, den ich einmal besaß!
Mit wahrer Hochachtung der Ihrige
Jakob.
Ihre Antwort, Hochgeschätzter Herr Professor, ist mir sehr angenehm gewesen. Ich habe darin den Mann gefunden, den ich zu finden wünschte. Die Unannehmlichkeiten zwischen uns wollen wir aus unserm Gedächtnisse vertilgen. Von Satisfaktion gegen mich kein Wort. Hat irgend Etwas das ich öffentlich thue oder schreibe, das Glück, Ihren Beifall unbestochen zu erhalten, und finden Sie es für gut, Ihr Urtheil dem Publikum mitzutheilen, so wird es mir angenehm seyn. Denn was haben Leute unserer Art für Freude im öffentlichen Leben, als welche von der Beistimmung achtungswerther Menschen herrührt? – Aber Ihre freimüthigen Gegenbemerkungen werde ich als einen eben so sichern Beweis Ihrer Hochachtung annehmen, und mit Freuden daraus lernen. Mir sind Widerlegungen ohne Bitterkeit nie unangenehm gewesen.
Ich weiß nicht, ob Sie schon Herrn Eberhardt’s Schrift gegen Ihre Appellation gelesen haben. Daß der [/] Mann sich vornimmt, Ihre Gründe nach seiner Art zu prüfen, dagegen kann Niemand Etwas haben; daß er aber auf eine so feindliche Weise nicht einmal unmittelbar, sondern unter dem Schilde fremder Autorität die Denkfreiheit angreift, und den Wahn der Regierungen, als hätten sie wirklich ein Recht zur Unterdrückung Ihnen schädlich scheinender Schriften und Autoren, nährt, das muß nothwendig jedem unbefangenen Denker höchst widerlich vorkommen. Nach den Grundsätzen dieses Mannes bedarf Ihre Philosophie nur eines ihr zugethanen Kirchenrathes, um die Apologie des Sokrates zu confisciren und ihren Verfasser aus dem Lande zu jagen.
Sie sind einmal in Giebichenstein bei Reichardt gewesen. Es würde mich freuen, wenn es Ihnen dort gefallen hätte, und Sie Ihren Besuch bald wiederholten, wo ich dann das Vertrauen habe, daß Sie mein Haus nicht vorbeigehen werden. Wenn ich auch sonst nicht viel vermag, so habe ich doch Kraft, ein Freund zu seyn, und worauf ich mir das Meiste einbilde, ist: daß ich noch nie einen Freund verloren habe, den ich einmal besaß!
Mit wahrer Hochachtung der Ihrige
Jakob.