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Johann Gottlieb Fichte to Franz Wilhelm Jung

Jena, den 20sten Germinal VII.
Sie haben doch, mein verehrtester Freund, meine Appellation nebst dem gedruckten Schreiben erhalten und daraus ersehen, wie es bei uns stand? Jezt hat die Sache sich so durch unerwartete Schlauheit der Regierungen gewendet, daß ich meine Dimission nehmen müssen, ohne daß es doch das Ansehen hat, als ob meine Obrigkeit finster genug dächte, um an Atheismus zu glauben und ihn zu verfolgen.
Ich werde einige Wochen, nachdem Sie diesen Brief erhalten, Jena verlassen, und mein erster Ausflug ist auf das linke Rheinufer. Ich ersuche Sie sonach, verehrtester Freund, mir so schnell als möglich einen Paß zu senden, der mir das Durchreisen durch die französischen Armeen und die Ankunft zu Mainz möglich mache. Er kann eingerichtet werden, vermittelst desselben über Straßburg nach Basel zu kommen.
Haben Sie die Güte, Ihr Antwortsschreiben an Herrn H., der Medicin Beflissenen, allhier zu kouvertiren, indem ich in den gegenwärtigen Umständen auf die Sicherheit der Posten für mich nicht sehr rechnen kann.
Mehreres zu schreiben, verbietet mir die gegenwärtige Lage, indem ich denn doch nicht sicher bin, daß nicht auch dieser Brief verloren gehe, meine eigene Unentschiedenheit und der Zeitmangel. Idi rechne ja auf das Glück, Sie bald persönlich kennen zu lernen und mich mit Ihnen über Alles zu besprechen.
Der Ueberbringer, mein vieljähriger Zuhörer und Freund, der nach der Schweiz reist und den ich Ihnen zu gütiger Aufnahme empfehle, weiß nicht den Inhalt dieses Briefes, noch meine weitern Absichten.
Gruß, Hochachtung und Freundschaft.
Fichte.
Metadata Concerning Header
  • Date: Dienstag, 9. April 1799
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Franz Wilhelm Jung
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Mainz · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 3: Briefe 1796‒1799. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1972, S. 322.
Manuscript
  • Provider: Handschrift verschollen
Language
  • German

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