Jena d. 29. Maj 99.
Entschuldigen Sie mein obstinates Stillschweigen. Sie wissen ja, wie es bei mir geht, und können erwägen, wie es besonders die lezte Zeit hergegangen seyn muß. [/]
Doch haben Sie stets durch meine Frau Nachricht von unserem Befinden, u. Dank für Ihre Theilnahme gehabt.
Ihr Rath, mein Theurer, beweis’t mir, daß Sie den Schaden Israelis gar nicht kennen. Wissen Sie denn nicht, ist denn das nicht bis Nürnberg gekommen, daß ich schwarz bin vor ganz Deutschland, und daß ich Gott danken kann, wenn man mich nur nicht steiniget? Daß ich z. B. ein Atheist bin, ist ja ganz ausgemacht, da es Chursachsen gesagt hat. Übrigens, wenn Sie mich, u. die gute Sache lieben, seyn Sie muthig. Des Catheders bedarf ich nicht: ich gratulire mir vielmehr, daß ich davon mich erholen kann. Die Feder aber kann ich noch halten, was Sie auch etwa von den Zügen dieses Briefs denken mögen. Nur der ist verloren, der sich selbst verliert; ich aber habe bei dieser Gelegenheit mich nur fester ergriffen und erlaube mir einige Schadenfreude über meine, u. der Vernunft Feinde, die in der Hitze einen dummen Streich gemacht haben, und in der Freude des Sieges noch mehrere (als die dummen Verläumdungen gegen mich, die Abschrekungen derer, die mir ein Ruhepläzgen geben dürften, u. dergl.) machen, und machen werden; so daß sie in einiger Zeit, wenn der Paroxismus vorüber ist, erbärmlich dastehen werden.
Man hat mich zur Zeit noch nicht aus Jena exilirt; wenn man es thut, so weiß ich freilich nicht, wo ich mein Haupt hinlegen werde, indem man bei den benachbarten Staaten schon gute Vorkehrungen getroffen. Jedoch, das soll sich wohl alles finden.
Ihr ergebenster
Fichte.
Entschuldigen Sie mein obstinates Stillschweigen. Sie wissen ja, wie es bei mir geht, und können erwägen, wie es besonders die lezte Zeit hergegangen seyn muß. [/]
Doch haben Sie stets durch meine Frau Nachricht von unserem Befinden, u. Dank für Ihre Theilnahme gehabt.
Ihr Rath, mein Theurer, beweis’t mir, daß Sie den Schaden Israelis gar nicht kennen. Wissen Sie denn nicht, ist denn das nicht bis Nürnberg gekommen, daß ich schwarz bin vor ganz Deutschland, und daß ich Gott danken kann, wenn man mich nur nicht steiniget? Daß ich z. B. ein Atheist bin, ist ja ganz ausgemacht, da es Chursachsen gesagt hat. Übrigens, wenn Sie mich, u. die gute Sache lieben, seyn Sie muthig. Des Catheders bedarf ich nicht: ich gratulire mir vielmehr, daß ich davon mich erholen kann. Die Feder aber kann ich noch halten, was Sie auch etwa von den Zügen dieses Briefs denken mögen. Nur der ist verloren, der sich selbst verliert; ich aber habe bei dieser Gelegenheit mich nur fester ergriffen und erlaube mir einige Schadenfreude über meine, u. der Vernunft Feinde, die in der Hitze einen dummen Streich gemacht haben, und in der Freude des Sieges noch mehrere (als die dummen Verläumdungen gegen mich, die Abschrekungen derer, die mir ein Ruhepläzgen geben dürften, u. dergl.) machen, und machen werden; so daß sie in einiger Zeit, wenn der Paroxismus vorüber ist, erbärmlich dastehen werden.
Man hat mich zur Zeit noch nicht aus Jena exilirt; wenn man es thut, so weiß ich freilich nicht, wo ich mein Haupt hinlegen werde, indem man bei den benachbarten Staaten schon gute Vorkehrungen getroffen. Jedoch, das soll sich wohl alles finden.
Ihr ergebenster
Fichte.