Jena, den 30sten Juni 1799.
Ich schreibe Ihnen diesen Brief, mein verehrungswürdiger Freund, mitten in den Zubereitungen zu meiner Abreise von Jena nach dem Norden Deutschlands, welche ich übermorgen antreten werde. Daß ich Ihnen nicht schrieb, hatte beinahe denselben Grund, warum ich nicht kam. Ich hielt, da den Zeitungen zufolge die österreichischen Husaren zwischen Frankfurt und Mainz herumstreiften, die Briefe für eben so unsicher, als die Personen; ich verfiel in die völligste Unentschlossenheit, indeß mein einziger Knabe gefährlich krank wurde und meine ganze Zeit, so wie meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Sachen bei Ihnen standen nicht zum besten und Alles schien eine baldige Revolution unter den Gewalthabern, Gott weiß welche, zu drohen. Mir wurde es klarer, daß ich erst gewisse literarische Aufgaben in Deutschland noch erfüllen müßte, die der Ruhe und Muße bedürften. Ich gab sonach, da ich ohnedies, außer über Wesel, von Frankreich abgeschnitten war, den Vorsatz ganz auf, dorthin zu gehen.
Ich wünsche sehnlichst, daß die nun geschehene Umänderung gründlich sey und endlich eine einer freien Nation würdige Verwaltung herbeiführe; und dann wird mein zweiter Wunsch seyn, daß die Republik auch mich [/] und meine Kräfte brauchen könne, und ich auf diese Weise aus Deutschland, das ich denn doch für ein fremdes Land in Rücksicht auf mich betrachten muß, hinwegkomme. Bis Ostern 1800 hoffe ich die Arbeiten, die ich mir jezt aufgegeben, vollendet zu haben.
Erhalten Sie, theurer Mann, mir [Ihre] Freundschaft. Sie sind, ohne mich persönlich zu kennen, mir mit einer solchen Herzensgüte begegnet, Sie haben eine Freundschaft und Anhänglichkeit gegen mich gezeigt, die mich Ihre Liebe als eins der größten Güter meines Lebens betrachten läßt.
Leben Sie wohl, theurer Mann. Ihr innigstergebener
Fichte.
Ich schreibe Ihnen diesen Brief, mein verehrungswürdiger Freund, mitten in den Zubereitungen zu meiner Abreise von Jena nach dem Norden Deutschlands, welche ich übermorgen antreten werde. Daß ich Ihnen nicht schrieb, hatte beinahe denselben Grund, warum ich nicht kam. Ich hielt, da den Zeitungen zufolge die österreichischen Husaren zwischen Frankfurt und Mainz herumstreiften, die Briefe für eben so unsicher, als die Personen; ich verfiel in die völligste Unentschlossenheit, indeß mein einziger Knabe gefährlich krank wurde und meine ganze Zeit, so wie meine ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Sachen bei Ihnen standen nicht zum besten und Alles schien eine baldige Revolution unter den Gewalthabern, Gott weiß welche, zu drohen. Mir wurde es klarer, daß ich erst gewisse literarische Aufgaben in Deutschland noch erfüllen müßte, die der Ruhe und Muße bedürften. Ich gab sonach, da ich ohnedies, außer über Wesel, von Frankreich abgeschnitten war, den Vorsatz ganz auf, dorthin zu gehen.
Ich wünsche sehnlichst, daß die nun geschehene Umänderung gründlich sey und endlich eine einer freien Nation würdige Verwaltung herbeiführe; und dann wird mein zweiter Wunsch seyn, daß die Republik auch mich [/] und meine Kräfte brauchen könne, und ich auf diese Weise aus Deutschland, das ich denn doch für ein fremdes Land in Rücksicht auf mich betrachten muß, hinwegkomme. Bis Ostern 1800 hoffe ich die Arbeiten, die ich mir jezt aufgegeben, vollendet zu haben.
Erhalten Sie, theurer Mann, mir [Ihre] Freundschaft. Sie sind, ohne mich persönlich zu kennen, mir mit einer solchen Herzensgüte begegnet, Sie haben eine Freundschaft und Anhänglichkeit gegen mich gezeigt, die mich Ihre Liebe als eins der größten Güter meines Lebens betrachten läßt.
Leben Sie wohl, theurer Mann. Ihr innigstergebener
Fichte.