Jena am 4ten Julius. 99.
Verehrungswürdiger Mann!
Zu spät erfuhr ich Ihre Abreise – ich konnte nicht mehr mündlich Ihnen das sagen – was ich schriftlich Ihnen, jetzt, leider! durch den todten Buchstaben zurufen muß.
Seitdem ich hier in Jena mich zu meinem künftigen Berufe vorbereite, war es mit meine vorzügliche Sorge in den Geist Ihrer Philosophie einzudringen. Mannigfaltige Schwierigkeiten kamen mir im Anfang meines deshalbigen Studiums in den Weg. Gewisse Vorurtheile meines Herzens – die <Reinheit> dessen was ich hörte – alles dies machte auf mich einen sonderbaren Eindruck. Ich glaubte etwas zu verlieren – und ungern wollte ich mir das rauben lassen – was mich dann und wann, wenn auch nur dunkel – ein höheres Daseyn, ahnden ließ.
Aber bald sah ich meine Täuschung ein – es wurde lichter um mich – wenn ich mich auch noch nicht im völligen Lichte befand und jetzt befinde. Das weitere Studium Ihrer Schriften – vorzüglich auch der Jakobi’schen Schriften, denen ich viel verdanke, und die mich mit unwiderstehlicher Gewalt an sich zogen – und neuerdings die Vorlesungen Ihres Geistesverwandten Schelling – machten mich immer mehr und mehr bekannter mit einer Philosophie die so vollkommen das wunderbare Räthsel – den Menschen – auflöset.
Bey den Empfindungen, die sich jetzt in meiner Seele regen – wenn ich sorgfältig den Gang meines Geistes durchdenke – o! so kann ich es Ihnen nicht laut und herzlich genug sagen – wie viel ich Ihnen, theurer Mann! verdanke! [/]
Nehmen Sie diese Empfindungen meines Herzens an – und wenn ich Ihnen auch nur Einen frohen Augenblick – in einer Lage, die nur ein Weiser so ertragen kann – hiedurch verschaffe – o! so bin ich genug belohnt!
Ich bin in einer Stimmung – in welcher ich keinen Bogen anfüllen kann – ich muß enden. – Mögen diese wenigen Zeilen Ihnen doch Beweiß seyn daß ich nie aufhören werde an Ihrem Schicksahl den wärmsten Antheil zu nehmen – Sie hochzuschätzen und zu lieben!
Mit schwerem Herzen nehme ich von Ihnen theurer Mann! Abschied! O Hoffnung verlaß’ mich nicht!
Ihr Sie nie vergessender!
Stolz.
Verehrungswürdiger Mann!
Zu spät erfuhr ich Ihre Abreise – ich konnte nicht mehr mündlich Ihnen das sagen – was ich schriftlich Ihnen, jetzt, leider! durch den todten Buchstaben zurufen muß.
Seitdem ich hier in Jena mich zu meinem künftigen Berufe vorbereite, war es mit meine vorzügliche Sorge in den Geist Ihrer Philosophie einzudringen. Mannigfaltige Schwierigkeiten kamen mir im Anfang meines deshalbigen Studiums in den Weg. Gewisse Vorurtheile meines Herzens – die <Reinheit> dessen was ich hörte – alles dies machte auf mich einen sonderbaren Eindruck. Ich glaubte etwas zu verlieren – und ungern wollte ich mir das rauben lassen – was mich dann und wann, wenn auch nur dunkel – ein höheres Daseyn, ahnden ließ.
Aber bald sah ich meine Täuschung ein – es wurde lichter um mich – wenn ich mich auch noch nicht im völligen Lichte befand und jetzt befinde. Das weitere Studium Ihrer Schriften – vorzüglich auch der Jakobi’schen Schriften, denen ich viel verdanke, und die mich mit unwiderstehlicher Gewalt an sich zogen – und neuerdings die Vorlesungen Ihres Geistesverwandten Schelling – machten mich immer mehr und mehr bekannter mit einer Philosophie die so vollkommen das wunderbare Räthsel – den Menschen – auflöset.
Bey den Empfindungen, die sich jetzt in meiner Seele regen – wenn ich sorgfältig den Gang meines Geistes durchdenke – o! so kann ich es Ihnen nicht laut und herzlich genug sagen – wie viel ich Ihnen, theurer Mann! verdanke! [/]
Nehmen Sie diese Empfindungen meines Herzens an – und wenn ich Ihnen auch nur Einen frohen Augenblick – in einer Lage, die nur ein Weiser so ertragen kann – hiedurch verschaffe – o! so bin ich genug belohnt!
Ich bin in einer Stimmung – in welcher ich keinen Bogen anfüllen kann – ich muß enden. – Mögen diese wenigen Zeilen Ihnen doch Beweiß seyn daß ich nie aufhören werde an Ihrem Schicksahl den wärmsten Antheil zu nehmen – Sie hochzuschätzen und zu lieben!
Mit schwerem Herzen nehme ich von Ihnen theurer Mann! Abschied! O Hoffnung verlaß’ mich nicht!
Ihr Sie nie vergessender!
Stolz.