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Johann Gottlieb Fichte to Johanna Fichte

d. 28. 7br. 99
Ich habe, liebe theure, Deinen N. 13. erhalten, nachdem ich länger, als gewöhnlich auf Deine Briefe gewartet, und schon besorgt um euch geworden war.
Ich habe wenig Zeit mehr, und kann nur kurz, u. mit flüchtiger Feder antworten.
Wegen Kant ist zwischen mir, u. Schelling alles abgethan. Ich danke Dir, daß Du so promt den Brief herbei gesucht; und freue mich, daß Du ihn sobald gefunden.
Reinhold kommt nicht nach Jena; das ist ein albernes Geschwäz. Er ist gegenwärtig in Hamburg, und geht nicht weiter. Wenn seine öconomischen Umstände ihm eine weitere Reise erlaubten, so hätten wir uns auf der Preussischen Gränze ein Rendezvous gegeben. – Ich habe ihm einen recht artigen Brief geschrieben. Die Briefe kosten hier 4 g. u. wie ich Heindorf, der Geld nicht nimmt, ersetzen soll, sehe ich noch nicht. Du kannst Dich mit der höchsten Sicherheit meiner Addresse bedienen. Es fällt keinem ferner ein, mich zu beobachten.
Feßler will Dich, und den kleinen gesehen haben. Du schreibst mir davon nichts. – Mit dem Bezaubern der Berliner geht es noch nicht recht vorwärts. Noch bin ich nicht heiter genug, weil mein Buch noch nicht fertig ist; und sie, diese Berliner, sind sehr ungenießbare Geschöpfe.
Grüsse zurük alles was mich grüssen läßt, und sich meiner freundschaftlich erinnert.
Fischer wird zu Ende des künftigen Monats hier seyn.
Ich werde besorgen, daß die Veitin jenes Geld an Dich zurükbezahlt. Sie wird zugleich etwas für Hartmann mit bringen, das, wie ich denke, euch beiden viel Spaß machen soll.
Die beigelegten Briefe besorge schleunig. Es ist an ihnen gelegen. Sollte [/] Schwarz, dessen Brief mir gefällt, u. den ich überhaupt schätze, liebe, und zu brauchen gedenke, nicht in Jena seyn, so erkundige Dich bei seinen Landsleuten nach seiner Addresse, mache ein Couvert über den Brief, und schike ihn ab.
– Ich habe noch andere Briefschulden, die ich allmählich abzutragen suchen werde: besonders ist noch die häsliche Geschichte zwischen Gabler, u. Cotta (welche beide gleich wenig taugen) abzuthun.
Lebe recht wohl: und schreibe nicht so kalte Briefe, wie der lezte war: sonst denke ich, daß Du mich nicht mehr recht lieb hast: und dies thut meinem Herzen nicht wohl.
Nimm doch zu den Briefen, die durch fremde Hände gehen, PostPapier. Auch sind sie immer unbeschnitten. Das hat, um der Leute willen, durch deren Hände sie gehen, keine Art.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 28. September 1799
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johanna Fichte
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 95‒97.
Manuscript
  • Provider: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Classification Number: B 182
Language
  • German

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