Erschließung durch Herausgeber Hans Gliwitzky, Reinhard Lauth, Bd. III,4.
In ihrem Brief vom 16. Oktober schreibt Johanna ihrem Mann: „Du wirst, Beste Seele, izt meinen N: 14: nebst noch 2: andren kleinen Briefen erhalten haben?“ Ihr Brief Nr. 14. (= Der Brief von Johanna Fichte an Johann Gottlieb Fichte vom 27.-30. September 1799.) habe intimere Mitteilungen enthalten, die niemand außer Fichte lesen sollte. Im folgenden Brief (vom 21. Okt.) fragt Johanna: „hat Lindner, Dir meinen Brief, überbracht?“ Einer der im Brief vom 16. Oktober erwähnten kleinen Briefe war demnach wohl ein Brief Johannas, den sie Lindner, der nach Berlin reiste, mitgab. Aus einer Bemerkung Fichtes in seinem Brief vom 23. Okt. an seine Frau ersehen wir, daß dieser kurze Brief nichtssagend war, weil Frau Fichte Lindner nicht getraut hatte. Deshalb hatte sie die vertraulicheren Dinge in ihrem Brief vom 27.-30. September mitgeteilt, den sie mit der Post schickte. Fichte bemerkt im Brief vom 23.-26. Oktober 1799.: „Du hast Lindnern nicht getraut, u. darum diesen leeren Brief geschrieben.“ Aus Johannas Brief „N: 18:“ vom 28. Oktober ergibt sich Näheres über Abfassung und Inhalt des Briefes: „höre nun Lieber, in welcher Lage er geschrieben wurde: Ich komme am Sontag [dem 29. September] um 5: Uhr, mit unserm guten Jungen vom Spazieren gehn nach Hause, das Mägdchen sagt mir es sey ein fremder Herr dagewesen, welcher um 6: Uhr wiederkommen wolle um einen Brief für Dich abzuholen; ich seze mich in aller Eyle hin, und schreibe Dir diese politische Neuigkeiten, weil ich glaube, Du wißest sie noch nicht; denn Schlegel hatte mir gesagt, daß er in Berlin manche Zeittungsnachricht, durch meine Briefe früher erfahren: drum wollte ich Dir diese frohe Nachricht eiligst mittheilen:“ „Lindner fand mich in einer gedrükten Stimmung, in der war ich, weil ich, als er kamm, über das Unrecht welches man Dir gethan hatte, im Nachdenken begrieffen war, und welches mich noch immer erstaunlich schmerzt: als er Abschied nahm, so wurde ich wehmüthig; weil ich dachte; er kann nun zu meinem Fichte reisen, und du mußt zurük bleiben.“ – Fichte empfand den Brief als kalt. Lindner blieb viel länger unterwegs, als er vorgesehen hatte (er wollte eigentlich drei Tage nach seiner Abreise in Berlin sein); „drum mußte Dir diese Neuigkeit sehr fade vorkommen“, urteilt Johanna. Fichte schickte den Brief, über den er sehr verstimmt war, seiner Frau kurzerhand wieder zurück. Johanna bemerkt dazu: „Wenn ich nun den ganzen Zusammenhang überdenke, und den Brief lese, so kann ich nicht begreifen, daß Du Bester Fichte, den Schluß machen kannst, eine Frau die ihren Mann liebe, werde nie so an ihn schreiben“.
In ihrem Brief vom 16. Oktober schreibt Johanna ihrem Mann: „Du wirst, Beste Seele, izt meinen N: 14: nebst noch 2: andren kleinen Briefen erhalten haben?“ Ihr Brief Nr. 14. (= Der Brief von Johanna Fichte an Johann Gottlieb Fichte vom 27.-30. September 1799.) habe intimere Mitteilungen enthalten, die niemand außer Fichte lesen sollte. Im folgenden Brief (vom 21. Okt.) fragt Johanna: „hat Lindner, Dir meinen Brief, überbracht?“ Einer der im Brief vom 16. Oktober erwähnten kleinen Briefe war demnach wohl ein Brief Johannas, den sie Lindner, der nach Berlin reiste, mitgab. Aus einer Bemerkung Fichtes in seinem Brief vom 23. Okt. an seine Frau ersehen wir, daß dieser kurze Brief nichtssagend war, weil Frau Fichte Lindner nicht getraut hatte. Deshalb hatte sie die vertraulicheren Dinge in ihrem Brief vom 27.-30. September mitgeteilt, den sie mit der Post schickte. Fichte bemerkt im Brief vom 23.-26. Oktober 1799.: „Du hast Lindnern nicht getraut, u. darum diesen leeren Brief geschrieben.“ Aus Johannas Brief „N: 18:“ vom 28. Oktober ergibt sich Näheres über Abfassung und Inhalt des Briefes: „höre nun Lieber, in welcher Lage er geschrieben wurde: Ich komme am Sontag [dem 29. September] um 5: Uhr, mit unserm guten Jungen vom Spazieren gehn nach Hause, das Mägdchen sagt mir es sey ein fremder Herr dagewesen, welcher um 6: Uhr wiederkommen wolle um einen Brief für Dich abzuholen; ich seze mich in aller Eyle hin, und schreibe Dir diese politische Neuigkeiten, weil ich glaube, Du wißest sie noch nicht; denn Schlegel hatte mir gesagt, daß er in Berlin manche Zeittungsnachricht, durch meine Briefe früher erfahren: drum wollte ich Dir diese frohe Nachricht eiligst mittheilen:“ „Lindner fand mich in einer gedrükten Stimmung, in der war ich, weil ich, als er kamm, über das Unrecht welches man Dir gethan hatte, im Nachdenken begrieffen war, und welches mich noch immer erstaunlich schmerzt: als er Abschied nahm, so wurde ich wehmüthig; weil ich dachte; er kann nun zu meinem Fichte reisen, und du mußt zurük bleiben.“ – Fichte empfand den Brief als kalt. Lindner blieb viel länger unterwegs, als er vorgesehen hatte (er wollte eigentlich drei Tage nach seiner Abreise in Berlin sein); „drum mußte Dir diese Neuigkeit sehr fade vorkommen“, urteilt Johanna. Fichte schickte den Brief, über den er sehr verstimmt war, seiner Frau kurzerhand wieder zurück. Johanna bemerkt dazu: „Wenn ich nun den ganzen Zusammenhang überdenke, und den Brief lese, so kann ich nicht begreifen, daß Du Bester Fichte, den Schluß machen kannst, eine Frau die ihren Mann liebe, werde nie so an ihn schreiben“.