Jena d: 5: Oct: 99:
N: 15:
Beste Theurste Seele, ich schreibe Dir heute, nur in größter Eyle, nachdem ich Dir, diese Woche schon einmahl geschrieben habe; denn es thut mir zu weh, daß Du mir, in Deinem lezten Brief gesagt, ich seye Kalt gegen Dir, in meinem lezten Brief gewesen; was ich geschrieben, weiß ich nicht mehr, aber so viel weiß ich, daß ich es selber nicht begreifen kann, und daß es ewige Wahrheit bleibt, daß ich Dich von ganzem Herzen liebe, und daß es mich unaussprechlich drauf verlangt, Dich wiederzusehn, und bey mir zu haben; komm nur Beste Seele, in meine offnen Arme, da werden Dir gewis keine solche Gedanken mehr kommen, Theurster Fichte; diese kommenden Winterabende, laden so sehr, zur Vertraulichkeit ein, und wir brauchen ja diese nicht, um vertraulich zu sein, ich hoffe immer Du kommest gegen Ende dieses Monaths, ehe das Wetter schlechter wird, thu es doch, wenn es irgend möglich ist.
Göthe ist izt hier, und hat bey Schlegel sich freundschaftlich nach Dir, Deinen izigen Arbeiten, und Befinden erkundigt, Schlegel muß sehr bey Göthe gelten, denn er durchgeht mit Göthen, seine Gedichte, welche lezterer herausgiebt. Deine Antwort, an Kant ist izt herausgegeben, und Jedermann freut sich drüber.
Deine Briefe sind besorgt, beyde Studenten, sind noch hier.
Ich lese noch nirgends, die Anzeige Deiner izigen Schrift, so wenig, als Jacobis Brief, wie kommt dies?
Maßena in der Schweiz, greift nie den Feind an, welches Niemand begreift, so wenig, als man begreifen kann, warum er seinen Abschied izt verlangt. Die Veitin, wird täglich erwartet, und ist noch nicht da.
Ich hoffe, daß wir uns izt nicht mehr oft schreiben müßen, und daß ich meinen Theuren Fichte, bald in meine Arme habe. Ha[r]tmännchen, der neben mir steht, grüßt den Vater herzlich. Lebe wohl Bester!
Herrn Professor Fichte.
In der Friederichs Straße, zwischen den
Linden, und der Behrenstraße
in Violet Hause,
zu
Berlin.
N: 15:
Beste Theurste Seele, ich schreibe Dir heute, nur in größter Eyle, nachdem ich Dir, diese Woche schon einmahl geschrieben habe; denn es thut mir zu weh, daß Du mir, in Deinem lezten Brief gesagt, ich seye Kalt gegen Dir, in meinem lezten Brief gewesen; was ich geschrieben, weiß ich nicht mehr, aber so viel weiß ich, daß ich es selber nicht begreifen kann, und daß es ewige Wahrheit bleibt, daß ich Dich von ganzem Herzen liebe, und daß es mich unaussprechlich drauf verlangt, Dich wiederzusehn, und bey mir zu haben; komm nur Beste Seele, in meine offnen Arme, da werden Dir gewis keine solche Gedanken mehr kommen, Theurster Fichte; diese kommenden Winterabende, laden so sehr, zur Vertraulichkeit ein, und wir brauchen ja diese nicht, um vertraulich zu sein, ich hoffe immer Du kommest gegen Ende dieses Monaths, ehe das Wetter schlechter wird, thu es doch, wenn es irgend möglich ist.
Göthe ist izt hier, und hat bey Schlegel sich freundschaftlich nach Dir, Deinen izigen Arbeiten, und Befinden erkundigt, Schlegel muß sehr bey Göthe gelten, denn er durchgeht mit Göthen, seine Gedichte, welche lezterer herausgiebt. Deine Antwort, an Kant ist izt herausgegeben, und Jedermann freut sich drüber.
Deine Briefe sind besorgt, beyde Studenten, sind noch hier.
Ich lese noch nirgends, die Anzeige Deiner izigen Schrift, so wenig, als Jacobis Brief, wie kommt dies?
Maßena in der Schweiz, greift nie den Feind an, welches Niemand begreift, so wenig, als man begreifen kann, warum er seinen Abschied izt verlangt. Die Veitin, wird täglich erwartet, und ist noch nicht da.
Ich hoffe, daß wir uns izt nicht mehr oft schreiben müßen, und daß ich meinen Theuren Fichte, bald in meine Arme habe. Ha[r]tmännchen, der neben mir steht, grüßt den Vater herzlich. Lebe wohl Bester!
Herrn Professor Fichte.
In der Friederichs Straße, zwischen den
Linden, und der Behrenstraße
in Violet Hause,
zu
Berlin.