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Johann Gottlieb Fichte to Heinrich Eberhard Gottlob Paulus

Berlin, d. 30. Jul. 1800.
Mein sehr verehrter Freund,
In der gedrukten Beilage finden Sie einen Plan, dessen erste Idee zwar ich nicht gefaßt habe, dessen Theilnahme aber ich aus mancherlei Gründen nicht abweisen mochte. Ich halte das gewöhnliche Recensiren eines einzelnen, oft sehr uninteressanten Buchs für ein gar unergiebiges Geschäft; und glaube, daß durch Uebersichten ganzer Fächer, wie ich sie in dem gedrukten Plane charakterisirt habe, gewaltiger in die Wissenschaft, und den Geist des Zeitalters eingegriften werden könne. Die verbundenen rechnen auf Sie für das Fach der gelehrten historischen Theologie, und mir ist der Auftrag geworden, Sie einzuladen. Ich befürchte keine verneinende Antwort, indem meiner innigsten Ueberzeugung nach, Ihr Plaz durch keinen andern zu ersetzen wäre.
Ich brauche kaum zu erinnern, indem es aus dem ganzen Plane hervor geht, daß jeder, der ein Fach übernimmt, durchaus Herr und Meister in demselben Fache für unsre Zeitschrift ist; daß wenn er für dieses Fach durch Zuarbeiter sich Auszüge u. dergl. machen lassen, und dieselben in seine Uebersicht des Ganzen verweben will, die Wahl derselben ganz von ihm abhängt; und daß keine Beiträge für dieses Fach angenommen werden, [/] außer von ihm. Welch ein Wirkungskreis!
Wir würden im Falle Ihres Beitritts, auf welchen wir fest zu hoffen wagen, gleich für den ersten Heft uns von Ihnen eine, mit Charakteristik der neusten merkwürdigsten Zeiterscheinungen belegte Bestimmung des Standpunktes, in welchem die gelehrte Theologie gegenwärtig steht, erbitten.
Stillschweigen über die Existenz dieses Plans wird von allen Eingeladnen erbeten, indem wir es räthlich finden, daß er erst mit Erscheinung des ersten Heftes bekannt [werde]. Die gedrukte Ankündigung wird daher nur an die Eingeladnen gesendet. Haben Sie die Güte mir so bald als möglich, Ihre Entschliessung, und die Bedingungen Ihres Beitritts zu melden, welche zu erfüllen der Verleger ohne Zweifel sich zum Vergnügen machen wird.
Es ist, wie aus der Sache selbst hervorgeht, kein allgemeiner Redacteur, sondern ein jeder bürgt, und steht für das Fach, das ihm übertragen ist. Die äussere Einrichtung, sowie die Correspondenz besorgt Hrr. Herrmann, ehemaliger Redacteur der N. Allg. D. Bibliothek.
Mit inniger Hochachtung und Ergebenheit
der Ihrige
Fichte.
Ich bitte recht sehr um Verzeihung, daß ich Sie durch die Einlagen bemühe. Aber unter allen an die sie laufen, war ich in Absicht Ihrer am sichersten, daß Sie in Jena anwesend seyen.
Metadata Concerning Header
  • Date: Mittwoch, 30. Juli 1800
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Heinrich Eberhard Gottlob Paulus ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Jena · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 276‒277.
Manuscript
  • Provider: Universitätsbibliothek Heidelberg
Language
  • German

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