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Johann Gottlieb Fichte to Johann Friedrich von Cotta

Berlin, d. 16. August 1800.
So eben komme ich davon her, eine Idee auszuführen, mit welcher ich seit meiner Bearbeitung des Naturrechts mich trage: die nothwendige Handels=Verfassung eines durchaus rechts= und Vernunftgemäßen Staats aufzustellen: und zu zeigen, wie die wirklichen Staaten zu dieser Verfassung sich erheben können. Ich habe die Handschrift (ihr Titel wird seyn,: Der geschloßne Handelsstaat, ein politischer Entwurf, von J. G. Fichte, als Anhang zu desselben Naturrecht, und Probe einer künftig zu liefernden Politik.) Herrn Unger, dem Sie zu Leipzig Winke gegeben, für mich auf Ihre Rechnung zu druken, überliefert, und der Druk wird nächstens angehen. Die Materie hat besonders für den Preussischen Staat, der seit langem das richtige System über HandelsEinschränkung sucht, und in welchem ganz neuerlich über Einführung eines Papiergeldes deliberirt worden, (alles Materien, die ich in meiner Schrift aufs Reine zu bringen mir schmeichle) sowie für andere Länder, z. B. die Bäyrischen, ein Zeit=Interesse (wie es denn auch die Debatten über dergleichen Materien, denen ich hier in Berlin oft beigewohnt, waren, welche mich reizten, zunächst über diesen Gegenstand meine Ideen niederzuschreiben) es ist zu erwarten, daß nach geschloßnem Frieden dieser Gegenstand in allen Staaten an die TagesOrdnung kommen wird: Das wissenschaftliche Interesse erhält die Schrift dadurch, daß sie den Uebergang von den naturrechtlichen Untersuchungen der Wissenschaftslehre zu den politischen derselben bildet. Ich habe daher geglaubt, [/] daß eine Auflage von 2,000 nicht zu stark seyn werde, und für den Druk Auftrag gegeben. Die Stärke kann ich noch nicht genau berechnen: aber ich glaube, daß der LadenPreis nicht unter 16. g. seyn wird. Die Schrift kann sehr bald die Presse verlassen. Ich wünschte gleich bei deren Erscheinung den Vertrieb derselben hier, und in den Preussischen Provinzen. H. Unger ersucht Sie deswegen ihm ein Verzeichniß hiesiger Buchhändler zu überschiken, denen er sie abliefere: auch zu bestimmen, wie viele Jedem.
Von Ihrer Assignation, welche zu honoriren Herr Spener sich dienstfertig erbot, habe ich keinen Gebrauch gemacht; aber wenn es Ihnen convenirt, so wünschte ich zu Michaelis den Betrag des Honorars für die jezt zu drukende Schrift, welches Sie, sobald die Stärke derselben berechnet werden kann, selbst zu bestimmen, die Güte haben werden.
Um kein Geheimniß gegen Sie zu haben zu scheinen, melde ich Ihnen, daß ich eine andere kleine Schrift: Sonnenklarer Bericht über die eigentl. Tendenz der Wissenschaftslehre, an einen hiesigen jungen, mir von vertrauten Freunden sehr empfohlnen, wakern Mann, Hrrn Reimer, der eine neue Handlung errichtet, und glaubt, daß es ihm zu einem guten Anfange dienen könne, wenn er etwas von mir zur Messe bringe gebe: aus purer Freundschaft für diesen Mann, ganz unbeschadet meiner Ergebenheit gegen Sie. [/]
An die Redaction meiner neuen, seit Jahren fertig liegenden Bearbeitung der Wissenschaftslehre hoffe ich künftigen Winter, für Sie, gehen zu können. Mit der vollkommensten Hochachtung
Eur Wohlgebohrn
ergebenster
Fichte.
Am Königsgraben N. 17.
Ihnen für Ihre Person werde ich Aushängebogen
zusenden lassen.
Herrn Buchhändler D. Cotta
Wohlgebohrn
zu
Tübingen
Frei b. Duderstädt.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 16. August 1800
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Tübingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 285‒287.
Manuscript
  • Provider: Schiller-Nationalmuseum
  • Classification Number: Cotta-Archiv
Language
  • German

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