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Johann Gottlieb Fichte an Heinrich Eberhard Gottlob Paulus

Berl. d. 6. 7br. 1800.
Mit der bewusten Angelegenheit steht es nun so: Schelling, die Schlegels, und ihre Freunde, auf die ich bei dem Unternehmen rechnete, sind unwiderruflich gebunden, und ich kann ihnen nicht anmuthen, zu mir herüber zu treten. Unger aber steht, ohnerachtet meines Zuredens, nicht ab; und ich halte mich daher für verbunden, ihm wenigstens in Rüksicht des für den ersten Band wirklich versprochenen Aufsatzes Wort zu halten; von da aber es zu halten, wie es mir am schiklichsten scheinen wird.
Nach dieser völligen Veränderung meines Planes engagire ich gar keinen Mitarbeiter, außer daß ich mit Ihnen, mein sehr verehrter Freund, die darüber eröfnete Correspondenz fortsetze. Gegen Ausartung des Instituts kann ich daher nicht bürgen; ausser daß ich selbst sodann ganz sicher mich zurükziehen werde. Meiner Meinung nach würde es für die Zukunft keinen Eintrag thun, wenn das Institut auch bald zu Grabe ginge, und etwa nur ein paar gute Uebersichten lieferte. Die Guten können immer an einem andern Orte sich wieder zusammenfinden.
Nachdem ich sonach ein persönliches Interesse für diesen Plan – ausser dem, Ungern für’s erste das für meine Person allein gegebne Wort zu halten – nicht mehr habe, ist es nur meine durchaus unpartheiische, Ihrer Prüfung zu unterwerfende, Meinung, daß für die Wissenschaft auf alle Fälle gewonnen würde, wenn von einem Manne, wie Sie, auch nur einmal für immer, ein durchaus pragmatischer Bericht von dem gegenwärtigen Zustande der gelehrten Theologie abgestattet, und [/] den Zeitgenossen gezeigt würde, was sie für die Zukunft in dieser Wissenschaft zu thun, und von ihr zu erwarten hätten. – Die Schlegels haben, glaub ich, Sie nicht eingeladen; wenigstens nicht vor meiner Einladung, wenn sie es auch etwa nachher gethan haben sollten. Sollten Sie daher eine Uebersicht, wie die beschriebne, für eben so möglich halten, als ich, und sie liefern wollen; so wiederhole ich meine Einladung. – welche für die Zukunft Sie gänzlich frei läßt.
Ich glaube, daß Sie 4. Ldor. pr. Bogen (daß die Bogen nicht zu eng gedrukt werden, dafür habe ich schon gesorgt) füglich fodern können. Uebernehmen Sie den Auftrag, so werde ich Ihnen einen Contrakt von Unger zusenden.
Was Sie mir über die Schlegelin schreiben, thut mir in Rüksicht Schellings sehr leid. Ich vereinige, in Absicht dieser Frau, meine Wünsche mit den Ihrigen. Daß sie kränker, und ihre Gesundheit überhaupt sehr zerrüttet sey, schreibt mir Schlegel aus Bamberg.
Meine Frau, die sich Ihnen, und der Ihrigen empfielt, erholt sich eben von einer überstandenen schweren Krankheit. Wie bekommt der Ihrigen, und Ihnen selbst das Bad, und die Reise?
Von Herzen
der Ihrige
Fi
Herrn Doctor Paulus
zu
Jena
d. Einschluß.
Briefkopfdaten
  • Datum: Samstag, 6. September 1800
  • Absender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Empfänger: Heinrich Eberhard Gottlob Paulus ·
  • Absendeort: Berlin · ·
  • Empfangsort: Jena · ·
Druck
  • Bibliographische Angabe: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 303‒304.
Handschrift
  • Datengeber: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Signatur: Darmst. 1927.29
Sprache
  • Deutsch

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