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Johann Gottlieb Fichte to Johann Friedrich von Cotta

Berlin, d. 18. 8br. 1800.
Sie werden, mein verehrtester Herr, den Verdruß, den ich über die Verzögerung des Abdruks meines Mskpts. empfinde, theilen, ohne mich denselben entgelten zu lassen. ⅔. desselben wurden von mir denselben Tag an Hrr. Unger abgeliefert, von welchem mein lezter Brief an Sie datirt war: und Hrr. U. versprach mir damals die Beendigung des Ganzen zu Anfange des Septembers wenigstens. Das dritte Buch lieferte ich 14. Tage später ab. – Ich habe möglichst getrieben. Noch heute, da ich in der Drukerey war, muste ich mir (U. selbst ist in Leipzig) durch dessen Leute vorlügen lassen, daß die Censur das Mscpt. zu lange behalten habe (wovon ich die Unwahrheit am besten weiß; indem die ersten zwei Bücher, mit denen sie noch nicht fertig sind, 14. Tage nach ihrer Eingabe aus der Censur, Ungers eigner Versicherung nach zurük waren). Möge nur, nicht dies die Wahrheit seyn, daß U. seine eignen Artikel für die Messe schnell fördert, und die der andern warten läßt. Ich werde, nach der gütigen Vollmacht, die Sie mir geben, in dieser Drukerei wenigstens nichts mehr druken lassen.
Jezt verspricht man mir, in dieser Woche wenigstens, noch den Druk zu beenden, – welches wörtlich unmöglich ist. – Ich werde nach Beendigung desselben alles so gut besorgen, als es in meinem Vermögen steht.
Aushängebogen habe ich nicht senden mögen, bis etwas im Zusammenhange da wäre. Es folgt, so viel bis jezt fertig ist.
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Ich quittire den Empfang der erhaltnen Assignationen, welche alle acceptirt sind. (Die Nicolaische sogleich honnet bezahlt; die Nauksche gleichfals, nur nicht eben so honnet, bezahlt.)
Ist es Ihnen recht, daß, die zu lösende Summe, nach Abzug des Papiers, der Drukkosten, des Rabats, als reinen Ertrag gesezt, ich ⅓. davon als Grundhonorar ziehe, und die übrigen ⅔. wir, sowie das Buch verkauft wird, theilen: und daß dies der fortdauernde Vertrag zwischen uns sey?
Ist es Ihnen recht, daß meine alte Schuld bei Ihnen in dieses Arrangement nicht eintrete, sondern ich folgenden Weg ergreife, sie abzutragen: – Ich habe aus meinem ehemaligen Hause in Jena auf 11. Jahre 100 r. (Hypothek und reservatum dominium) zu 4. pcnt. (also 1801. Ostern 144. –. 1802. 140. u.s.f.) zu ziehen. Der Käufer steht sich gut, wie ich höre. Wollen Sie über diese Foderung (die ich in meinem kleinen Etat ohnedies nicht gut unterbringen kann, die Sie aber vielleicht, um dort Druk, Papier, u. dergl. zu bezahlen, gut brauchen können) disponiren, bis meine Schuld gelöscht ist.?
Im Falle Ihrer Einwilligung werde ich sogleich die nöthigen Aufträge ausstellen.
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Prof. Schelling schreibt mir, daß er Sie aufgefodert, mir über ein gewisses Unternehmen Eröfnung zu thun, und ich habe diese Eröfnung erwartet.. Ich habe allerdings in dieser Rüksicht einen Plan, der diese Eröfnung erwartet.
Verzeihen Sie gütigst die Flüchtigkeit dieses Schreibens
Ihrem
ergebensten Diener
Fichte.
N. Sch. d. 20.
1..) Heute lief Ihr gütiges vom 3 ten h. bei mir ein. – Denselben Tag ein Brief mit wichtigen Aufschlüssen von Schelling. Dies allein konnte mich vermögen, die in der beiliegenden GeschichtsErzählung enthaltne, und durch sie motivirte – entscheidende Antwort auf Ihre Anfrage zu geben. – Es versteht sich, daß ich von dem anderweitigen Unternehmen, dessen in jener Geschichtserzählung erwähnt wird, ganz, oder fast ganz los bin.
2.). Der Abdruk geht doch besser. Ich habe seit dem obigen, 2. Bogen zur Revision gehabt, bis – . Die Probebogen, denke ich mir, machen uns beiden hohes Porto, und mein Buch ist ein Ganzes, da denn doch einzelne Bogen nicht befriedigen. Ich bescheide mich daher, besser zu thun, wenn ich Ihnen das fertig gewordne Buch mit nächster Post überschike. – Unger ist noch 14. Tage in Leipzig. Ihm werde ich Exemplare dorthin schiken lassen, und er muß [nun], für die Fahrlässigkeit seiner Officin, für dieses Buch dort doch Ihr Commissionär seyn. [/]
GeschichtsErzählung.
So wie ich vorigen Winter in Jena ankomme, theilen Schelling, und die Schlegels mir Ihren Wunsch mit, ein besseres kritisches Institut in Vereinigung, zu stiften; und ich erhalte den Auftrag, den Plan zu machen. Ich mache ihn; und das wesentlichste war, nicht in Recensionen einzelner Bücher (exceptis excipiendis) sondern in Uebersichten eines ganzen Fachs zu arbeiten. Im Grunde haben sie, Schelling allein ausgenommen, über diesen Plan mit mir nicht einmal ordentlich gesprochen: W. Schlegel gar nicht. – Ich gehe von Jena, mit der theils ausdrüklichen, theils stillschweigenden Abrede vor der Hand zu ruhen, und ruhig die Gelegenheit zu erwarten. Mein schriftlicher Plan blieb in W. Schlegels Händen.
Ohne mein Suchen noch Vermuthen theilt eine gewisse Buchhandlung mir einen ähnlichen (nicht denselben) Plan mit, und ladet mich ein, mich an die Spitze der Ausführung zu stellen. Ich schaffe diesen Plan um; meine Vorschläge werden angenommen. Ich rechne auf meine drei Freunde.
Von ohngefähr sage ich, noch vor Abgang meiner EinladungsBriefe, einem meiner hiesigen Freunde, dem ich eine Rolle bei der Ausführung zudachte, etwas von der Sache, und von meiner Rechnung auf jene Freunde. Dieser schüttelt den Kopf, will mit der Sprache nicht heraus: kurz, es kommt soviel heraus, daß Willh. Schlegel, lediglich um an irgend einer Spitze zu stehen, wohl fähig sey, hinter meinem Rüken, den Plan selbst auszuführen – und zulezt, daß dies der Fall wirklich sey, daß ein geschriebner Plan des gleichen Titels [/] (der meinige hieß Jahrbücher der Kunst, und der Wissenschaft[,] Sie wissen, wie der Schlegelsche heist; in meinem schriftlichen Entwürfe stand Annalen d. usw. welches deutsch zu übersetzen wir hernach beide auf den Gedanken gekommen sind) von Schl. an mehrere hiesige Freunde geschikt sey, daß er über den Verlag mit Ihnen in Unterhandlung stehe, daß aber jedem der Theilnehmer am Geheimnisse es zur strengsten Pflicht gemacht sey, nur Mir nichts von der Sache zu sagen.
Ich hielt dies für unmöglich; schikte meine Einladungen ab und – das BrüderPaar schrieb unter mancherlei Winkelzügen, wie es sich verhalte; ich erhielt nun jenen Schlegelischen Plan zur Einsicht, der – mit Meinem in Schlegels Händen befindlichen, hier und da bis zur Phrase übereinstimmt. –
Ich höre, daß dieses Brüderpaar sich Atrocitäten erlaubt hat, um Schelling u. Mich zu entzweien. Diese Misverständnisse sind gehoben, wie sie unter EhrenMännern nothwendig sich heben, sobald einer von beiden redet. Schelling, und ich sind von jeher darüber einverstanden gewesen, daß dasselbe Brüderpaar nur zu den subalternen Geistern gehört, – die da Ideen haben, nur so lange Andre welche haben.
Die Meinung, in der sie bei’m großen Publikum stehen – nicht ganz ohne eigne Schuld – ist bekannt, und wir, die wir um ernsthafterer Dinge Willen zuweilen dasselbe Publikum vor den Kopf stoßen müssen, haben nicht Lust, jenen Muthwillen zu theilen.
Urtheilen Sie, ob ich, – oder vielmehr wir, denn Schelling, u. ich sind von nun an Eine Person – mit den Schlegeln arbeiten können? – Urtheilen Sie, welchen Rath ich Ihnen geben würde über dieses Unternehmen, wenn Sie denselben begehrten.
Dagegen haben Schelling, und ich einen gemeinschaftlichen Plan, den wir Ihnen sogleich nach unsrer eignen Uebereinkunft, mittheilen werden. – d. i. einen von dem Schlegelischen abgesonderten Plan.
Herrn D. Cotta
Buchhändler
zu
Tübingen
Fr. Duderstädt.
Metadata Concerning Header
  • Date: 18. bis 20. Oktober 1800
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Tübingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 334‒337.
Manuscript
  • Provider: Schiller-Nationalmuseum
  • Classification Number: Cotta-Archiv
Language
  • German

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