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Johann Gottlieb Fichte to Johann Friedrich von Cotta

Berlin, d. 26. Xbr. 1800.
1.) Wegen unsers Vertrags scheint mir folgendes
a.) die Fracht bis Leipzig gehört ohne Zweifel zu den Grundauslagen, und ist von der reinen Lösung abzuziehen. Es fiel mir selbst, nur zu spät, ein. Wir machen dieses gleich auf der Stelle gültig. Ich habe nun 7 r. 10 g. Grundhonorar zu viel erhalten, die ich Ihnen bis zur ersten Berechnung zwischen uns gut schreibe.
b.) wegen der zu 12 pcnt. angesezten Zinse und faux frais Rechnung ist nur zu bedenken, daß die schon wieder gelös’te Auslage nicht in diese Berechnung eintreten kann. Ich rechne so
Druk u. Frachtkosten (so möchte es im Durchschnitte sich verhalten) gesezt als 16, Grundhonorar 26 der baaren Lösung, Summa = 12.; ist die Auslage erstattet, sobald die Hälfte der Auflage verkauft ist.
a sey = baarer Lösung. 12 a ist = der Auslage, (die leztere aufs höchste angenommen.)
Wird nun im ersten Jahre entweder die Hälfte der Auflage, oder unter derselben (= x) abgesezt, so hat der Hrr. Verleger nur noch 124 a.[,] als Zins seiner Auslage = 12 a.[,] oder 124 a + x + 112 x zu fodern, welches nicht in die Theilung mit dem Verfasser eintreten kann, sondern von ihm (d. Verl.) allein gezogen wird. .
Würde nun im zweiten Jahre nur der Werth dieses abgesezt, so hätte nunmehr der Hrr. Verleger seine baare Auslage, und die Zinsen für die Zeit, [/] da er dieselbe wirklich in der Waare steken hatte, heraus.* Der noch übrige Theil der Auflage wäre vom dritten Jahre an schon rein gewonnen, und es läge darauf keine weitere Last, als der geringe MiethZins für den Ort, wo der Rest der Auflage liegt, und die Besoldung der Handlungsbedienten, welches alles eben durch die Theilung des reinen Gewinns, (nemlich so, wie allmählich der Rest abgesezt wird,) übertragen wird.
Wenn wir nicht Interessen auf Interessen rechnen wollen, so würden nur in dem Falle, daß zwölf Jahre lang auch nicht Ein Exemplar abgesezt würde, die Interessen der Auslage die ganze Auflage absorbiren, und die Auflage müste nun im folgenden 13ten Jahre ganz abgesezt werden. Der Gewinn wäre jezt = 0. aber die Interessen des Capitals wären doch heraus.
Ich kann mich in einem mir ungewohnten Felde irren; dann wäre es Ihre Sache, mich zu berichtigen. Ist aber mein obiger Calcul richtig, so würde diese Form zwischen uns festzusetzen seyn:
„Von der Lösung zieht der Hrr. Verleger zuerst seine baare Auslage, sodann die Interessen derselben à 112. pcnt., inwiefern nemlich das Kapital wirklich in der Waare gestekt. Bis diese Summe [/] gelös’t ist, tritt keine Theilung mit dem Verf. ein.
Was von diesem Zeitpunkte an gelös’t wird, ist, als reiner Gewinn, zwischen Verleger u. Verf. so wie es nemlich nach Abschluß der JahresRechnung als wirklich gelös’t sich zeigt, zu theilen.“
Bloß dies weiß ich nicht, ob die buchhändlerische Buchführung es möglich macht, zu wissen, was von jedem besondern Artikel in Verlauf eines Jahres verkauft worden. Sollte dies nicht der Fall seyn, so erwarte ich von Ihnen einen andern Vorschlag.
2.). Daß der Handelsstaat in diesem Grade weitläuftig gedrukt worden, ist gleichfals gegen meinen Willen geschehen. Ich habe den ersten Bogen, der noch weitläuftiger war, und nach welchem wir es auf 2<6>. B.n gebracht hätten, umdruken lassen, u. in den Revisionsbogen dem Setzer, wenn er sichtbar weitläuftig drukte, um das Ende eines Kapitels auf eine neue Seite zu bringen, um diese sodann mit ein paar Zeilen abzufinden, oft den Kopf gewaschen. Ich wollte 16. Bogen, was wohl in der Ordnung gewesen wäre, nicht aber 20.
3.). Von den sehr prächtigen Velin Exemplaren habe ich an die Minister, und sogar an den König, geschikt, und so sind (ausser 2. die ich in Ihrem Namen an Göthe u. Schiller, denen Sie selbst ohne Zweifel auch welche bestimmt, geschikt) nur noch 2. übrig, die ich an Unger abgegeben.
4.). Von demselben habe ich mir noch 5 Exp. auf DrukPapier geben lassen, die mir in Rechnung, so wie die, die ich noch brauchen könnte, kommen müssen.
5.) Wegen der Wissenschaftslehre erwarte ich recht bald Ihr Gutachten, ob es merkantilisch zuträglicher ist, den Druk etwa bis nach Ostern, so daß [/] die Subscriptionen gehörig gesammelt werden könnten, zu verschieben, oder eine doch nur mangelhaft werdende Subscription ganz aufzugeben; wie stark die Auflage werden kann, u. s. w. Indessen ist Rußland, wie ich höre, für fremde Bücher wieder eröfnet worden.
Herr Tieck wird selbst ein Briefchen an Sie beilegen.
Ich habe dasselbe jezt erhalten. Ueber den Vorschlag, den er Ihnen zu Ende desselben thut, habe ich viel mit ihm gesprochen, und ich wünschte, daß Sie denselben annehmen könnten, und möchten. Wir würden dann MeisterStüke von ihm erhalten. Besonders hat er die Idee die lezten Auftritte des wahren teutschen Geistes im dreißigjährigen Kriege in einer Folge von Stüken für’s Theater darzustellen, und bestimmt Ihnen diese Arbeiten.
Mit unwandelbarer Hochachtung
Ihr
ergebenster
Fichte.
* So ist in Ihrer als Beispiel angeführten Berechnung des Handelsstaates, in wel¬cher Sie die Zinse von 760 r. in 15. Jahren zu 950 r. berechnen, nicht vorausgesezt, daß Sie die Auflage während dieser 15. Jahre allmählich, sondern daß Sie in 15. Jahren kein Exemplar, und erst im 15ten Jahre die ganze Auflage verkauft. Denn nur unter dieser Bedingung ist Ihre Berechnung treffend.
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 26. Dezember 1800
  • Sender: Johann Gottlieb Fichte ·
  • Recipient: Johann Friedrich von Cotta ·
  • Place of Dispatch: Berlin · ·
  • Place of Destination: Tübingen · ·
Printed Text
  • Bibliography: Fichte, Johann Gottlieb: Gesamtausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung III, Bd. 4: Briefe 1799–1800. Hg. v. Hans Gliwitzky und Reinhard Lauth. Unter Mitwirkung v. Peter K. Schneider und Manfred Zahn. Stuttgart 1973, S. 401‒404.
Manuscript
  • Provider: Schiller-Nationalmuseum
  • Classification Number: Cotta-Archiv
Language
  • German

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