Berlin, d. 25. August. 1801.
Noch ehe ich auf mein leztes Schreiben an Sie Antwort haben kann, werde ich veranlasset, eine neue Anfrage an Sie ergehen zu lassen.
Nicolai hat gegen meine Schrift eine seynsollende Widerlegung ergehen lassen, welche noch nicht publici juris ist, ich aber gelesen habe. So äusserst schwach nun dieses Skriptum ist, so wirft er doch, durch seine gewöhnlichen Verdrehungen, und Lügen, die Injurien, die ich ihm nachgewiesen habe, auf mich zurük pp hofft hinterher großmüthig, daß ich etwas zu meiner Vertheidigung werde vorzubringen haben, beschwört mich bei meiner Ehre es zu thun, u. s. w. Hierauf kann nun von meiner Seite nicht ganz stille geschwiegen werden. Zwar werde ich selbst ihn keines FederZuges mehr würdigen: aber schon hat ein Freund von mir (Hrr. Bernhardi, Verf. einer bei Frölich erschienenen philosophischen Grammatik) das Geschäft übernommen. Es läßt seinem mir mitgetheilten Plane zufolge sich eine elegante, scharfsinnige, und [/] witzige Schrift von ihm erwarten. Es läßt sich hoffen, daß dem alten Schwätzer, den denn doch, nach seiner Antwort, und nach andern mir bekannt gewordnen Schritten desselben zu urtheilen, meine Schrift ergriffen und erschüttert hat, wie noch nichts in seinem Leben, hiedurch vollends der Mund gestopft werden werde. Es ist dies um so mehr zu wünschen, da er ihn in seiner (in Ihre Gegend wohl wenig kommenden) Bibliothek wieder gräulich weit aufgethan hat.
Wollen Sie diese kleine Schrift Bernhardi’s (die unsrer Absicht nach zur MichaelisMesse zugleich mit dem Nicolaischen opus ausgegeben werden soll) in Verlag nehmen? Ueber die Bedingungen, in Rüksicht welcher B. Ihre Vorschläge erwarten, und ohne Zweifel bereitwillig annehmen würde, würde es keinen Anstand geben. Der Druk könnte, da hier wohl die Zensur versagt werden würde, etwa zu Jena, durch [/] Schlegel besorgt werden.
Haben Sie die Güte bald möglichst diese Anfrage zu beantworten.
Nicht, um auf Ihren Entschluß einzufliessen, sondern zur Nachricht, melde ich Ihnen aus dieser Schrift, daß Nicolai auch auf Sie, wegen des Verlags seiner Lebensbeschreibung, sehr ungehalten ist, und in seiner Antwort auf vielen eng gedrukten Seiten gar grimmig über Sie herfährt. – Meine Schrift sey ein Pasquill; das hätten Sie verlegt. (Sie können also wohl denken, was Sie nun nach Nicolai, sind) Ob Sie etwa dächten: lucri bonus odor pp (wie N. sein Lebelang gedacht hat)
Zu Ihrer Entschuldigung wolle Nic. allenfals gereichen lassen, daß Sie bei Ihrer OrtsEntfernung den Inhalt jener Schrift nicht so recht gewußt hatten: dieselbe erst im Druke kennen gelernt hätten; aber dann hätten Sie – und gerade so würde es N. gemacht haben – [/] die ganze schändliche Auflage vertilgen, keinesweges aber debitiren sollen.
So meint Fr. Nicolai.
Unwandelbar
der Ihrige
Fichte
Noch ehe ich auf mein leztes Schreiben an Sie Antwort haben kann, werde ich veranlasset, eine neue Anfrage an Sie ergehen zu lassen.
Nicolai hat gegen meine Schrift eine seynsollende Widerlegung ergehen lassen, welche noch nicht publici juris ist, ich aber gelesen habe. So äusserst schwach nun dieses Skriptum ist, so wirft er doch, durch seine gewöhnlichen Verdrehungen, und Lügen, die Injurien, die ich ihm nachgewiesen habe, auf mich zurük pp hofft hinterher großmüthig, daß ich etwas zu meiner Vertheidigung werde vorzubringen haben, beschwört mich bei meiner Ehre es zu thun, u. s. w. Hierauf kann nun von meiner Seite nicht ganz stille geschwiegen werden. Zwar werde ich selbst ihn keines FederZuges mehr würdigen: aber schon hat ein Freund von mir (Hrr. Bernhardi, Verf. einer bei Frölich erschienenen philosophischen Grammatik) das Geschäft übernommen. Es läßt seinem mir mitgetheilten Plane zufolge sich eine elegante, scharfsinnige, und [/] witzige Schrift von ihm erwarten. Es läßt sich hoffen, daß dem alten Schwätzer, den denn doch, nach seiner Antwort, und nach andern mir bekannt gewordnen Schritten desselben zu urtheilen, meine Schrift ergriffen und erschüttert hat, wie noch nichts in seinem Leben, hiedurch vollends der Mund gestopft werden werde. Es ist dies um so mehr zu wünschen, da er ihn in seiner (in Ihre Gegend wohl wenig kommenden) Bibliothek wieder gräulich weit aufgethan hat.
Wollen Sie diese kleine Schrift Bernhardi’s (die unsrer Absicht nach zur MichaelisMesse zugleich mit dem Nicolaischen opus ausgegeben werden soll) in Verlag nehmen? Ueber die Bedingungen, in Rüksicht welcher B. Ihre Vorschläge erwarten, und ohne Zweifel bereitwillig annehmen würde, würde es keinen Anstand geben. Der Druk könnte, da hier wohl die Zensur versagt werden würde, etwa zu Jena, durch [/] Schlegel besorgt werden.
Haben Sie die Güte bald möglichst diese Anfrage zu beantworten.
Nicht, um auf Ihren Entschluß einzufliessen, sondern zur Nachricht, melde ich Ihnen aus dieser Schrift, daß Nicolai auch auf Sie, wegen des Verlags seiner Lebensbeschreibung, sehr ungehalten ist, und in seiner Antwort auf vielen eng gedrukten Seiten gar grimmig über Sie herfährt. – Meine Schrift sey ein Pasquill; das hätten Sie verlegt. (Sie können also wohl denken, was Sie nun nach Nicolai, sind) Ob Sie etwa dächten: lucri bonus odor pp (wie N. sein Lebelang gedacht hat)
Zu Ihrer Entschuldigung wolle Nic. allenfals gereichen lassen, daß Sie bei Ihrer OrtsEntfernung den Inhalt jener Schrift nicht so recht gewußt hatten: dieselbe erst im Druke kennen gelernt hätten; aber dann hätten Sie – und gerade so würde es N. gemacht haben – [/] die ganze schändliche Auflage vertilgen, keinesweges aber debitiren sollen.
So meint Fr. Nicolai.
Unwandelbar
der Ihrige
Fichte