Mainz d. 22. Sept. [17]92.
Wenn ich Sie nun heute aufforderte sich zu rechtfertigen, statt Ihren lezten Brief zu beantworten und Ihnen zu danken? Wenn ich Ihnen nun ganz gradezu gestehe, daß Sie etwas gethan haben, was mir in Ihnen unbegreiflich ist? Werden Sie es für Anmaßung halten? Lieber Meyer, ich muß sagen was ich denke, oder schweigen. Ich habe das lezte thun wollen, aber ich bleibe beym ersten stehn. Sie sollen nie sagen, daß irgend jemand vermocht hat, mich irre an Ihnen zu machen, außer Sie selbst. Der Gött. Allmanach wurde mir zugeschickt. Ich fand, Sie hatten dazu beygetragen ihn zum Sammelplaz unwerther Persönlichkeiten zu machen. Auf wen Ihr Huberulus Murz[uphlus] geht, weis ich nicht gewiß, aber wenn auch meine Vermuthung darüber unrichtig wär, so weis ich doch das gewiß, daß Sie keine Ihrer Freundinnen hätten in die Verlegenheit sezen müßen, solche feine Satiren zu – übersehn. Was sich ein Mann im Zirkel seiner Vertrauten erlauben mag, darüber sind meine Begriffe als Weib vielleicht zu eingeschränkt, allein daß es Dinge giebt, die er nicht drucken laßen muß, wag ich zu behaupten. Nun giebts eine Voraussetzung, unter der ich es vollends unverzeihlich finde, wenn nehmlich die ersten Silben des Nahmens und das Wort Mainz auf Ihren Gegenstand hindeuten. Meyer, was konte Ihre Absicht seyn, und wo war Ihr Stolz? Wolten Sie wehe thun? Gut, das soll keine malhonnete Leidenschaft seyn, aber dieser Weg! – der so sicher seines Zwecks verfehlen muß, wenn er entdeckt wird. Sie sind nicht gleichgültig gegen das Urtheil Ihrer Freunde – weit entfernt die Schwäche zu verspotten, liebte ich sie in Ihnen – wie wird man denn jezt richten, und wahrlich nicht Eigenliebe und partheiische Freundschaft allein werden den Spruch fällen.
Möchten Sie mir dies beantworten können – ich kan jezt – ich möchte aber auch nichts weiter hinzusezen.
Schreiben Sie doch bald.
Wenn ich Sie nun heute aufforderte sich zu rechtfertigen, statt Ihren lezten Brief zu beantworten und Ihnen zu danken? Wenn ich Ihnen nun ganz gradezu gestehe, daß Sie etwas gethan haben, was mir in Ihnen unbegreiflich ist? Werden Sie es für Anmaßung halten? Lieber Meyer, ich muß sagen was ich denke, oder schweigen. Ich habe das lezte thun wollen, aber ich bleibe beym ersten stehn. Sie sollen nie sagen, daß irgend jemand vermocht hat, mich irre an Ihnen zu machen, außer Sie selbst. Der Gött. Allmanach wurde mir zugeschickt. Ich fand, Sie hatten dazu beygetragen ihn zum Sammelplaz unwerther Persönlichkeiten zu machen. Auf wen Ihr Huberulus Murz[uphlus] geht, weis ich nicht gewiß, aber wenn auch meine Vermuthung darüber unrichtig wär, so weis ich doch das gewiß, daß Sie keine Ihrer Freundinnen hätten in die Verlegenheit sezen müßen, solche feine Satiren zu – übersehn. Was sich ein Mann im Zirkel seiner Vertrauten erlauben mag, darüber sind meine Begriffe als Weib vielleicht zu eingeschränkt, allein daß es Dinge giebt, die er nicht drucken laßen muß, wag ich zu behaupten. Nun giebts eine Voraussetzung, unter der ich es vollends unverzeihlich finde, wenn nehmlich die ersten Silben des Nahmens und das Wort Mainz auf Ihren Gegenstand hindeuten. Meyer, was konte Ihre Absicht seyn, und wo war Ihr Stolz? Wolten Sie wehe thun? Gut, das soll keine malhonnete Leidenschaft seyn, aber dieser Weg! – der so sicher seines Zwecks verfehlen muß, wenn er entdeckt wird. Sie sind nicht gleichgültig gegen das Urtheil Ihrer Freunde – weit entfernt die Schwäche zu verspotten, liebte ich sie in Ihnen – wie wird man denn jezt richten, und wahrlich nicht Eigenliebe und partheiische Freundschaft allein werden den Spruch fällen.
Möchten Sie mir dies beantworten können – ich kan jezt – ich möchte aber auch nichts weiter hinzusezen.
Schreiben Sie doch bald.