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Caroline von Schelling to Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer

Mainz 6. Oct. [17]92.
Lieber Meyer, ich schreibe aus dem Bett – bin krank – die Feinde sind den Thoren nahe – aber ich habe, da ich in diesem Augenblick einen Brief erhalte, der mir sagt, daß es der elende Bouterweck ist, der die Maske des Bajocco Romano gebraucht hat – nichts eiligers zu thun, als Ihnen Ehrenerklärung zu leisten. Es macht mich glücklich, bis zum Fieber glücklich. – Verzeihn Sie mir meinen Verdacht – doch Verdacht würd es nie gewesen seyn – denn da hätte ichs für möglich halten müßen von Ihnen. Nur die Gewißheit, die ich zu haben meinte, verschlang alles Raisonniren über Möglichkeit – meinem Schmerz und meinem heißen Unwillen allein überließ ich mich. Hier, Meyer, haben Sie meine Hand – schlagen Sie sie nicht aus – beruhigen Sie mich bald. Ich bin so froh wieder gut von Ihnen denken zu können. – Forster grüßt Sie – er war in diesem Augenblick bey mir. Vor 8 Tagen ging Tatter mit dem Prinzen nach Italien – er war bey mir ein paar Tage, und ich bin glücklich. Seit 6 Tagen erwarten wir täglich einen Einfall der Franzosen – alle Adlichen sind geflüchtet und der Alte auch in einem Wagen, wo er das Wappen auskrazen ließ. Sie sind wirklich in Worms. – Hier giebts schon Cocardes tricolores. Unser Schicksaal hängt von Esterhazy ab, der vielleicht Custines noch aufhält. Adieu, mein Lieber – noch zehnmal lieberer – gerechtfertigter Sünder.
Metadata Concerning Header
  • Date: Samstag, 6. Oktober 1792
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer
  • Place of Dispatch: Mainz · ·
  • Place of Destination: Berlin · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 268‒269.
Language
  • German

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