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Caroline von Schelling to Friedrich Wilhelm Gotter

Mainz d. 18 März [17]93.
Vor wenig Tagen theilte ich der lieben Mutter Schlaeger meine Reiseanstalten mit – gleich darauf erhielt ich Ihren Brief, der mir die angenehme Aussicht eröfnet, von meinen Freunden nicht übel empfangen zu werden. Ich bedarf so sehr dieses Trostes, um mich von den hiesigen Gegenden zu trennen, daß ich Ihnen mit verdoppelter Wärme dafür danke. Wohl dem, dem ein solcher Zufluchtsort noch wird! Meine Reise hat viel Schwierigkeiten – allein ich hoffe sie dennoch auf dem gradesten Wege zu bestehn. Auf einen Wagen von Gotha aus steht ein großer Theil meiner Hofnung – sollte nicht die Frankfurter Meße dies Projeckt erleichtern? – Wenn ich über Mannheim gehn wollte, so wär nichts leichter als einen Paß zu erhalten – ich möchte mir nur gern den Umweg erspaaren. Dazu wär ein Paß von Braunschweig nöthig gewesen – wir müßen nun schon andre Mittel versuchen, und ich erzähl Ihnen dann meine Abendtheuer. Mein Nahme ist proscribirt – das weiß ich – gut, daß ich nicht selbst den Fluch über ihn gebracht, denn ein Fluch ist nicht so ehrenvoll wie der andre.
Im Voraus umarm ich alle meine Freunde, und Euch mit Regungen des herzlichsten Danks. Ich denke nicht lange Ihre Wohnung zu verengern, aber es ist mir ein großer Dienst, daß Ihr mich für den ersten Augenblick aufnehmen wollt.
Caroline B.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 18. März 1793
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Friedrich Wilhelm Gotter
  • Place of Dispatch: Mainz · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 281‒282.
Language
  • German

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