Frankfurt d. 13 Jul. [1793].
Meine theuren lieben Freunde – ich bin frey durch die unabläßigen und edlen Bemühungen meines jüngsten Bruders – vielleicht wißt Ihr es schon, wenn dies zu Euch komt, aber heiße Dankbarkeit für solche Theilnahme, wie ich bey Euch fand, heißt mich den ersten Augenblick eines wiedergegebnen Lebens Euch widmen. Ohne alle Bedingungen, ohne ein Wort von Untersuchung mußte man mich entlaßen. Philipp schickte dem König eine gut unterstüzte Bittschrift in seinen Nahmen – der mainzische Minister Albini hatte behauptet, nur von dieser Seite würde meine Befreyung verzögert. Aber es zeigte sich wohl anders – ja die Mainzer hatten schon einmal eine Untersuchung von dorther gehindert, und fest bey der Idee beharrt, als Geißel mich zu nüzen und zu quälen. Friedrich Wilhelm hatte bis dahin geglaubt, ich sey Böhmers Frau – er gewann Interreße, und sezte es troz allen Wiedersezlichkeiten der Mainzer Minister, die sich dem Guckguck ergeben wollten, durch drey auf einander folgende Briefe an seinen Commendanten zu Frankfurt durch. Hier sind die Rescripte – wo doch wahrlich im preußischen gütiger [Sinn] und im andern bonne tournure à mauvais jeu sichtbar ist. – Was mir süß ist, ist dies alles dem braven Bruder zu verdanken, und vielleicht in dieser guten That Belohnung für ihn aufblühn zu sehn. Sein Betragen gegen eine unglückliche Schwester hat [dem König] so wohl gefallen, daß etwas für seine Befördrung im preußischen zu hoffen steht – er hat in der Dankschrift seine freywilligen Dienste in den Hospitälern der Armee angeboten.
Aber schwer ists mir geworden, die eben so ungerecht gefangengehaltne Forkel zurük laßen zu müßen – allein ich hoffe hier auch baldige Erledigung.
Du erwartest nun, meine liebe liebe Louise, Deine unglückliche Freundinn wieder aufheitern zu können – Du erwartest mich in Deinen Armen – aber das ist nicht möglich. Ich konte die lezte Zeit nicht viel schreiben – die Verhandlungen, die mich an dies Ziel brachten, sind Dir also unbekant geblieben, und noch läßt sich nicht alles entwickeln – aber der dringende Rath solcher, denen ich hiebey viel zu danken habe, ist, bis alles, was Mainz betrift, geendigt seyn wird, mich verborgen, unter fremden Nahmen aufzuhalten, obgleich im Preußischen. Mein Bruder fordert, daß ich in der nächsten Stunde gehe – ich muß also – ich darf Gotha nicht berühren, und ich brannte vor Begierde euch wenigstens auf kurze Zeit zu sehn – denn Erholung in tiefer Stille hat meine Gesundheit und meine Seele nöthig, und in so fern ist mir jenes Muß lieb. Ich schreibe bald wieder. Sprecht nicht von mir – laßt niemand rathen, in welcher Gegend der Welt ich seyn könte, als Wilhelmine und Mutter Schläger – ja, nicht einmal, daß ich verborgen seyn will. Vors erste heißt es nun, daß ich darüber mit meinen Verwandten erst zu Rath gehe, Gott segne Euch.
Lieber Gotter – ich danke Ihnen jezt noch einmal wörtlich, wie ich im Stillen Ihnen lebenslang für Ihre Freundschaft danken werde.
Meine theuren lieben Freunde – ich bin frey durch die unabläßigen und edlen Bemühungen meines jüngsten Bruders – vielleicht wißt Ihr es schon, wenn dies zu Euch komt, aber heiße Dankbarkeit für solche Theilnahme, wie ich bey Euch fand, heißt mich den ersten Augenblick eines wiedergegebnen Lebens Euch widmen. Ohne alle Bedingungen, ohne ein Wort von Untersuchung mußte man mich entlaßen. Philipp schickte dem König eine gut unterstüzte Bittschrift in seinen Nahmen – der mainzische Minister Albini hatte behauptet, nur von dieser Seite würde meine Befreyung verzögert. Aber es zeigte sich wohl anders – ja die Mainzer hatten schon einmal eine Untersuchung von dorther gehindert, und fest bey der Idee beharrt, als Geißel mich zu nüzen und zu quälen. Friedrich Wilhelm hatte bis dahin geglaubt, ich sey Böhmers Frau – er gewann Interreße, und sezte es troz allen Wiedersezlichkeiten der Mainzer Minister, die sich dem Guckguck ergeben wollten, durch drey auf einander folgende Briefe an seinen Commendanten zu Frankfurt durch. Hier sind die Rescripte – wo doch wahrlich im preußischen gütiger [Sinn] und im andern bonne tournure à mauvais jeu sichtbar ist. – Was mir süß ist, ist dies alles dem braven Bruder zu verdanken, und vielleicht in dieser guten That Belohnung für ihn aufblühn zu sehn. Sein Betragen gegen eine unglückliche Schwester hat [dem König] so wohl gefallen, daß etwas für seine Befördrung im preußischen zu hoffen steht – er hat in der Dankschrift seine freywilligen Dienste in den Hospitälern der Armee angeboten.
Aber schwer ists mir geworden, die eben so ungerecht gefangengehaltne Forkel zurük laßen zu müßen – allein ich hoffe hier auch baldige Erledigung.
Du erwartest nun, meine liebe liebe Louise, Deine unglückliche Freundinn wieder aufheitern zu können – Du erwartest mich in Deinen Armen – aber das ist nicht möglich. Ich konte die lezte Zeit nicht viel schreiben – die Verhandlungen, die mich an dies Ziel brachten, sind Dir also unbekant geblieben, und noch läßt sich nicht alles entwickeln – aber der dringende Rath solcher, denen ich hiebey viel zu danken habe, ist, bis alles, was Mainz betrift, geendigt seyn wird, mich verborgen, unter fremden Nahmen aufzuhalten, obgleich im Preußischen. Mein Bruder fordert, daß ich in der nächsten Stunde gehe – ich muß also – ich darf Gotha nicht berühren, und ich brannte vor Begierde euch wenigstens auf kurze Zeit zu sehn – denn Erholung in tiefer Stille hat meine Gesundheit und meine Seele nöthig, und in so fern ist mir jenes Muß lieb. Ich schreibe bald wieder. Sprecht nicht von mir – laßt niemand rathen, in welcher Gegend der Welt ich seyn könte, als Wilhelmine und Mutter Schläger – ja, nicht einmal, daß ich verborgen seyn will. Vors erste heißt es nun, daß ich darüber mit meinen Verwandten erst zu Rath gehe, Gott segne Euch.
Lieber Gotter – ich danke Ihnen jezt noch einmal wörtlich, wie ich im Stillen Ihnen lebenslang für Ihre Freundschaft danken werde.