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Caroline von Schelling to Friedrich Wilhelm Gotter

4ten Nov. [1793].
In Amsterdam? Warum nicht lieber den Seelenverkäufern in die Hände gefallen, und nach Ostindien eingeschifft. Nein, ich bin näher, und hätte große Lust mich heut noch aufzumachen, um urplözlich zwischen Euch zu erscheinen. Ich bin auch recht wohl, die Erbsünde abgerechnet – nemlich dann und wann die verwünschten Gichtanfälle, die mich vor dem Jahr in Mainz aufhielten. – Also wäre das Ihr Ernst, lieber Gotter, mich, so verdammt und verbant ich bin, auf einige Zeit in Ihr Haus aufzunehmen – Sie fürchten nicht, durch mich in böse Nachrede zu kommen? Ihr ganzes Bezeigen ist wahrhaftig das, was man ächte Freundschaft nennt. Ich wünschte – und habe einige Hofnung, früher wie um Ostern Gelegenheit zu finden nach Gotha zu kommen – bis Ostern, wo mein Schicksaal weiter entschieden werden würde, bäte ich Sie dann wohl mich in die Kost zu nehmen – ordentlich auf und an – sonst komm ich gar nicht über die Schwelle – wir werden das noch weiter verabreden. –
Meyer hat mich besucht, und das hat mir ganz außerordentlich viel Freude gemacht – ob wir von Gotha schwazten, läßt sich denken! Er hatte eine Reise gemacht, und ging nach Berlin zurück. –
Hubern hab ich direckt geantwortet – und habe viel sagen müßen; das hat mir nun wieder Zeit genommen, und er ist auf eine andre Weise an der Kürze dieses Zettels schuld, wie Sie es mir jezt vorwerfen. – Seine Juliane ist fertig und wird gedruckt. – Haben Sie den Bürger General Schnapps gelesen? Die Leute sagen, es wär von Göthe.
Der gute Porsch – er wollte ja Franckfurt verlaßen. Ich denke nicht ohne die innigste Dankbarkeit und die herzlichsten Wünsche an ihn.
Grüßen Sie Mutter Schläger – ach wenn ich Euch alle wiedersehe! Ich umarme Sie und Louisen.
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 4. November 1793
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Friedrich Wilhelm Gotter
  • Place of Dispatch: Lucka · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 311‒312.
Language
  • German

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