[Braunschweig, Januar 1796].
Liebster und gütigster Freund, ich drücke Ihnen herzlich die Hand für Ihre Vorsorge und Ihr Andenken. Dieser letzte Beweis derselben ist mir einer der liebsten gewesen, denn in keinem hab ich es mit mehr Sicherheit und Beruhigung erkannt, daß Sie mich nicht vergessen wollen und Zutrauen zu mir haben. Was nun die Sache selbst betrifft, so stimt sie freilich nicht mit meinen Lebensbeschlüssen überein. Könte die Schwierigkeit gehoben werden, die darinn liegt, daß es unmöglich für mich ist, mich von meinem Kinde zu trennen, fände man es vielleicht nicht unvortheilhaft, daß ich eine Gespielin für jenes Kind mitbrächte, so gesteh ich Ihnen doch nun, liebster Freund, daß mich noch etwas anderes zurückhält. Ich kann mich auch von dem Freunde nicht trennen, von dessen Treue und Liebe niemand beßer überzeugt seyn kann als Sie – das heißt denn so viel, es ist ihm ebenfalls unmöglich wieder ganz entfernt von mir zu leben, und wenn über kurz oder lang der Augenblick kommt, wo seine Bestimmung ihn von mir ruft, so werden wir uns wohl entschließen müßen, dies Bündniß in ein anderes zu verwandeln, damit ich ihm mit Anstand folgen kann. Dann seh ich Sie auch wieder und Ihre Frau und Ihr ganzes Haus. Ohngeachtet ich nichts unmittelbar von Ihrem Ergehen erfahren, so weiß ich doch theils durch Gotter alles Böse und Gute, was sich zugetragen hat. Das Böse ist vergeßen, denn das Gute ist da. Sie sollen „thöricht seyn für Freude“ nach Ihrem eigenen Ausdruck und das wirkt auf mich zurück … Leben Sie recht wohl, theuerster Freund. Es geht kein Tag vorbey, an dem ich nicht an Ihr Haus denke. Tausend Grüße an Ihre Frau und Mariannen, die liebe.
Caroline B.
Liebster und gütigster Freund, ich drücke Ihnen herzlich die Hand für Ihre Vorsorge und Ihr Andenken. Dieser letzte Beweis derselben ist mir einer der liebsten gewesen, denn in keinem hab ich es mit mehr Sicherheit und Beruhigung erkannt, daß Sie mich nicht vergessen wollen und Zutrauen zu mir haben. Was nun die Sache selbst betrifft, so stimt sie freilich nicht mit meinen Lebensbeschlüssen überein. Könte die Schwierigkeit gehoben werden, die darinn liegt, daß es unmöglich für mich ist, mich von meinem Kinde zu trennen, fände man es vielleicht nicht unvortheilhaft, daß ich eine Gespielin für jenes Kind mitbrächte, so gesteh ich Ihnen doch nun, liebster Freund, daß mich noch etwas anderes zurückhält. Ich kann mich auch von dem Freunde nicht trennen, von dessen Treue und Liebe niemand beßer überzeugt seyn kann als Sie – das heißt denn so viel, es ist ihm ebenfalls unmöglich wieder ganz entfernt von mir zu leben, und wenn über kurz oder lang der Augenblick kommt, wo seine Bestimmung ihn von mir ruft, so werden wir uns wohl entschließen müßen, dies Bündniß in ein anderes zu verwandeln, damit ich ihm mit Anstand folgen kann. Dann seh ich Sie auch wieder und Ihre Frau und Ihr ganzes Haus. Ohngeachtet ich nichts unmittelbar von Ihrem Ergehen erfahren, so weiß ich doch theils durch Gotter alles Böse und Gute, was sich zugetragen hat. Das Böse ist vergeßen, denn das Gute ist da. Sie sollen „thöricht seyn für Freude“ nach Ihrem eigenen Ausdruck und das wirkt auf mich zurück … Leben Sie recht wohl, theuerster Freund. Es geht kein Tag vorbey, an dem ich nicht an Ihr Haus denke. Tausend Grüße an Ihre Frau und Mariannen, die liebe.
Caroline B.