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Caroline von Schelling to Luise Gotter

Jena d. 11 Jul. [17]96.
Liebe Louise, ich hoffe, Du bist so glücklich wieder in Gotha angelangt, wie wir in Jena. Nachmittags warst Du sicher im Park, nur daß es der verwaiseten Mutter nicht halb so viel Freude machte, als wenn sie eins ihrer Schäfchen bey sich gehabt. Daß Du nicht mit her kamst, war doch gut, denn zu Anfang ging alles drunter und drüber, doch kamen wir sämtlich die Nacht noch zur Ruhe, und es macht sich nun schon alles. Das Haus ist klein, aber recht artig. Nur in Einem Stück hat Schlegel mich betrogen – hintergangen! Er schrieb von weißen Vorhängen. Die Wahrheit ist, daß kleine graue Läpchen vor den Fenstern hängen. Da mußt Du mir gleich helfen, meine Liebe Gute. … Ich kan diesen Gräuel nicht mit ansehn. Auch hab ich meinen Thee bey Dir gelaßen. Darüber hat S. sehr geschmält, und ich habe gestern, da Hufelands zu mir kamen, bey der Schiller Thee borgen müßen. Schick mir den auch mit. . . Vorgestern nach Tisch gingen wir zu Schillers, denn an demselbigen Abend wars nicht mehr möglich. Ich hatte mir alles grade so gedacht, wie es war – nur schöner fand ich Schillern, und sein Knabe ist prächtig. Eben gingen wir hin, da kam man uns mit der Nachricht entgegen, daß sie von einen zweyten Knaben vor einer Vierthelstunde entbunden sey. Er kam zu uns heraus und war gar freundlich und gut. Morgen, meint er, würd ich sie wieder sehn können, denn sie ist recht wohl. Das erstemal kam die Kalb hin mit der kleinen Rezia. Die Schiller hat noch glücklich ein Mädchen für mich aus Rudolstadt bekommen, das schon da war, und mir bis jezt äußerst behäglich scheint, und kochen kan. – Wir gingen von ihnen zu Hufelands, die uns wie Verwandte empfiengen. Gestern waren sie schon wieder bey uns, und luden uns auf Morgen Abend ein. Da will ich denn vorher zu der Schüz gehn. Die Voigt hat der Schiller weis gemacht, sie kennte mich. Ich weiß nichts davon.
Habe ich sonst noch etwas bey Dir gelaßen, so vorenthalte es mir nicht, ob Du mir gleich unzählig mehr Verpflichtungen mit auf den Weg gegeben. Wir danken euch noch herzlich für alles so sehr Gute und Liebe. Wann werden wir es euch nur ein wenig vergelten können? Nun geht es doch aber endlich über Stock und Block, die wir hinter uns laßen, weg, in graden Gleise, wie Ihr lange gegangen seyd, und in einem nachbarlichen dazu. Ich bin auch unbeschreiblich froh. Grüße die Deinigen und Mad. und Mlle. Schläger und Minchen.
Die Luft vertrieb mein Kopfweh. Schlegel war angst, die Felsen am Eingange möchten mich abschrecken. Aber ich achtete nichts, als das Gute und Angenehme, und bin schon mit diesem romantischen Thal ganz befreundet. Gustel lebt noch in der Errinnerung.
  • Schelling, Caroline von  grüßen lassen  Gotter, Luise
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Gotter, Friedrich Wilhelm
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Gotter, Cäcilie
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Gotter, Julie
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Schelling, Pauline von
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Schläger, Luise
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Schläger, Sara Elisabeth
  • Schelling, Caroline von  grüßen  Bertuch, Wilhelmine
Metadata Concerning Header
  • Date: Montag, 11. Juli 1796
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 389‒390.
Language
  • German

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