[Jena Oct./Nov. 1796].
Liebste Louise, ich schicke Dir solch ein merkwürdig Ding und bekomme keine Antwort? Nimmermehr will ich fürchten, daß Deines Mannes Unpäslichkeit daran schuld. Die ist wohl nur sein gewöhnlicher Abscheu am Winter, den er erst wieder überwinden muß. Gieb mir einen Wink, wenn ich Dir den 4ten Theil von Wilhelm Meister schicken soll, oder hast Du ihn schon gelesen? In den Horen ist nichts besondres. Aber da hat der Vielschreiber Böttiger in Weimar ein Buch über Iffland geschrieben. Das möcht ich Deinen Mann aus einer doppelten Ursache schicken, damit er es lieset, und damit er sagte, was daran wäre, nehmlich ob Iffland richtig beurtheilt ist, denn was an einem Buch von Böttiger an und vor sich ist, wißen wir wohl. Schlegel soll mit aller Gewalt das Buch anzeigen und hat Iffland nicht gesehn. Hufeland wollte die Einwendung nicht gelten laßen. Wenn Gotter Zeit und Lust hätte und schriebe nur über die Rollen, in denen er ihn in Weimar sah, einiges in Rücksicht von Böttigers Beurtheilung auf, so würd er seinen Freund Iffland und seinen gehorsamen Diener Schlegel eine große Gefälligkeit erzeigen. Schreib mir doch gleich seine Willensmeinung und ob ich das Buch schicken soll.
… Am Sonnabend gab die Schütz eine Theegesellschaft, wo es deliziösen Aepfelkuchen, lauter kleine artige Frauen (eine ausgenommen) und einen höchst skandaleusen Busen zu schauen gab. Der arme Mann hatte Krämpfe. Sie ist denn doch wirklich ein ganz schamloses Geschöpf, und ihre Artigkeit wird einem bald wiederwärtig. Adieu, Liebe.
Liebste Louise, ich schicke Dir solch ein merkwürdig Ding und bekomme keine Antwort? Nimmermehr will ich fürchten, daß Deines Mannes Unpäslichkeit daran schuld. Die ist wohl nur sein gewöhnlicher Abscheu am Winter, den er erst wieder überwinden muß. Gieb mir einen Wink, wenn ich Dir den 4ten Theil von Wilhelm Meister schicken soll, oder hast Du ihn schon gelesen? In den Horen ist nichts besondres. Aber da hat der Vielschreiber Böttiger in Weimar ein Buch über Iffland geschrieben. Das möcht ich Deinen Mann aus einer doppelten Ursache schicken, damit er es lieset, und damit er sagte, was daran wäre, nehmlich ob Iffland richtig beurtheilt ist, denn was an einem Buch von Böttiger an und vor sich ist, wißen wir wohl. Schlegel soll mit aller Gewalt das Buch anzeigen und hat Iffland nicht gesehn. Hufeland wollte die Einwendung nicht gelten laßen. Wenn Gotter Zeit und Lust hätte und schriebe nur über die Rollen, in denen er ihn in Weimar sah, einiges in Rücksicht von Böttigers Beurtheilung auf, so würd er seinen Freund Iffland und seinen gehorsamen Diener Schlegel eine große Gefälligkeit erzeigen. Schreib mir doch gleich seine Willensmeinung und ob ich das Buch schicken soll.
… Am Sonnabend gab die Schütz eine Theegesellschaft, wo es deliziösen Aepfelkuchen, lauter kleine artige Frauen (eine ausgenommen) und einen höchst skandaleusen Busen zu schauen gab. Der arme Mann hatte Krämpfe. Sie ist denn doch wirklich ein ganz schamloses Geschöpf, und ihre Artigkeit wird einem bald wiederwärtig. Adieu, Liebe.