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Caroline von Schelling to Luise Gotter

[Jena März 1797].
Du beste Seele, liebes theures Weib, vielleicht, wenn ich Dir nicht schreiben müßte, thät ich es heute noch nicht. Mein Herz ist überströmend voll, sobald ich mich Dir, in Gedanken nur, nähere, und eben deswegen drängt es sich wieder in sich selbst zurück. Ich habe zwar schon hundertmal mit Dir geredet, und mit Dir geweint, aber ich könte noch lange hingehn laßen, ehe ich es schriftlich in Worte brächte, die unmittelbar an Dich gerichtet wären. Du weißt alles, was ich fühlen muß. Dein Schmerz erneuert unsre Freundschaft. Könte Dir die meinige in Zukunft nur etwas von dem Trost vergelten, den die Deinige mir gewährte! Ich eile dieser möglichen Zeit im Voraus mit meinen Vorstellungen. Vergieb mir aus der Ursache, daß ich Dir sobald von Geschäften rede, deren beste Einrichtung Dir eine geringe Erleichterung seyn kan. Du hast gewiß meine Briefe an unsre Freundinnen gelesen, wo ich von den nachgelaßnen Handschriften unsres verewigten Freundes sprach. Vermöge es über Dich, mir, ehe ich abreise, welches künftigen Sontag seyn wird, Deine Meinung zu schreiben. Schiller will sehr gern etwas in die Horen haben. Wenn es mehr sind wie einzelne Sceenen, so kan das Stück denn freylich erst in einigen Jahren gedruckt werden – aber Du bekämst gleich 4 Louisd’or für den Bogen. Ich denke, Göschen würde etwa 200 rh. für den Band geben, der den schönen Geist und die Marianne enthielte. Nun laß mich wißen, ob außer diesen beyden Stücken sich noch etwas vorfindet, Gedichte oder dramatische Sachen, das vielleicht in die Horen gegeben werden könnte – oder ob Du es vortheilhafter findest, jene Stücke jezt einzeln abdrucken und bezahlen zu laßen, da sie nachher freylich noch einmal gedruckt werden. Gern, liebste Louise, wäre ich selbst noch gekommen, aber es zeigte sich keine Gelegenheit und unsre Abreise ist zu nah. Kanst Du über diese Dinge nicht allein entscheiden, so wirst Du doch denen, die daran theilzunehmen haben, leicht begreiflich machen, daß es bald betrieben werden muß. – Schreib mir auch, wie es eigentlich mit der Geisterinsel steht, wenn Du es weißt. Man könte aus dieser einzelne Sceenen in die Horen geben, wenigstens will ich Schiller darum fragen. Ist Einsiedels Einwilligung dazu nöthig, so schreibt ihm Schlegel. Wenn es seyn könte, und Du sonst uns etwas in der Sache auftragen willst, so schick mir den schönen Geist, um Göschen etwas davon zu zeigen, damit das Wort Übersezung ihn nicht abschreckt. Ich bin sehr in Eile, und schreibe wohl ein wenig verwirrt, aber Du wirst …
[Schluß fehlt.]
  • Schelling, Caroline von  Anteilnahme  Gotter, Luise
  • Schelling, Caroline von  Freundschaft  bekräftigen  Gotter, Luise
  • Schelling, Caroline von  Manuskript  erbitten  Die Horen
  • Schelling, Caroline von  Manuskript  erbitten  Gotter, Friedrich Wilhelm
  • Schelling, Caroline von  Manuskriptsendung  erbitten  Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Geisterinsel
Metadata Concerning Header
  • Date: Ende März 1797
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 419‒420.
Language
  • German

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