Jena d. 15 Oct 1797.
Meine Liebe, Du bekomst hier Deine vollständigere Geisterinsel zurück. Es war zu spät. Schiller hat alles gleich zum Druck nach Schwaben abgeschickt, es ist wahrscheinlich fast vollendet, also kont es auch nicht etwa nachgesandt werden. Beträchtlich sind die Anderungen ja wohl nicht? Doch ist es recht Schade darum. Sieh Dich nur bey der Marianne recht vor.
Was Dein Kommen betrift, liebe Seele, so habe ich längst wohl überlegt und bestehe fest auf meiner Meinung. Du wirst schon sehn, wenn Du hier bist, daß es ganz bequem angeht, daß Du kommst. Schreib mir nur mit Anfang der nächsten Woche den Tag; wir sehn ihm mit Ungeduld entgegen, denn es erfreuet uns viel dabey, auch das Abholen. Schwerlich kan ich aber über einen Tag dort bleiben. Schlegel wär gar zu allein. Er hat niemand wie mich.
Grüße Minchen herzlich, und ich wolt ihr mündlich antworten; da werd ich auch weitläuftig von einem Besuch erzählen, den ich hatte. Die Regierungsräthin Liebeskind ci devant Forkel ist nemlich mit ihrem Mann, der Regierungsrath in Anspach geworden ist, von Königsberg aus, hier durch gekommen mit 2 Liebesfrüchten, Adelbert und Antonie, und 4 Tage bey mir verblieben, was mir am Ende nicht so fatal war, wie ich anfangs dachte.
Einsiedel, den ich leztens persönlich kennen gelernt, der mir sehr gut gefallen hat, der mir eben ein Werkchen von sich, mit dem artigsten Brieflein überschickte, welches Werk vom Theater handelt und zum Erstaunen vortreflich, tief gedacht und innig ausgedrückt ist – dieser selbe Einsiedel trug mir auf, Dich um ein Manusscript von sich, Lothimela ein Trauerspiel betitelt, zu befragen. Es müsse sich unter Gotters Papieren finden. Such es doch im voraus – wir können es ihm nach Weimar mitnehmen. So bitt ich Dich auch recht sehr, leg das Leben Diderots von seiner Tochter zurecht. Schlegel möcht es gern lesen, es würde ihm, weil er sich jezt mit Diderot besonders beschäftigen muß, äußerst interreßant seyn.
Mit Schrecken hab ich von Cecilens Krankheit gehört. So etwas hätte sie mir freylich hier nicht thun dürfen. Hoffentlich ist es bald vorbey und endlich fügt sich alles unsern Wünschen und Du sizest bald neben mir.
Deine Caroline.
Meine Liebe, Du bekomst hier Deine vollständigere Geisterinsel zurück. Es war zu spät. Schiller hat alles gleich zum Druck nach Schwaben abgeschickt, es ist wahrscheinlich fast vollendet, also kont es auch nicht etwa nachgesandt werden. Beträchtlich sind die Anderungen ja wohl nicht? Doch ist es recht Schade darum. Sieh Dich nur bey der Marianne recht vor.
Was Dein Kommen betrift, liebe Seele, so habe ich längst wohl überlegt und bestehe fest auf meiner Meinung. Du wirst schon sehn, wenn Du hier bist, daß es ganz bequem angeht, daß Du kommst. Schreib mir nur mit Anfang der nächsten Woche den Tag; wir sehn ihm mit Ungeduld entgegen, denn es erfreuet uns viel dabey, auch das Abholen. Schwerlich kan ich aber über einen Tag dort bleiben. Schlegel wär gar zu allein. Er hat niemand wie mich.
Grüße Minchen herzlich, und ich wolt ihr mündlich antworten; da werd ich auch weitläuftig von einem Besuch erzählen, den ich hatte. Die Regierungsräthin Liebeskind ci devant Forkel ist nemlich mit ihrem Mann, der Regierungsrath in Anspach geworden ist, von Königsberg aus, hier durch gekommen mit 2 Liebesfrüchten, Adelbert und Antonie, und 4 Tage bey mir verblieben, was mir am Ende nicht so fatal war, wie ich anfangs dachte.
Einsiedel, den ich leztens persönlich kennen gelernt, der mir sehr gut gefallen hat, der mir eben ein Werkchen von sich, mit dem artigsten Brieflein überschickte, welches Werk vom Theater handelt und zum Erstaunen vortreflich, tief gedacht und innig ausgedrückt ist – dieser selbe Einsiedel trug mir auf, Dich um ein Manusscript von sich, Lothimela ein Trauerspiel betitelt, zu befragen. Es müsse sich unter Gotters Papieren finden. Such es doch im voraus – wir können es ihm nach Weimar mitnehmen. So bitt ich Dich auch recht sehr, leg das Leben Diderots von seiner Tochter zurecht. Schlegel möcht es gern lesen, es würde ihm, weil er sich jezt mit Diderot besonders beschäftigen muß, äußerst interreßant seyn.
Mit Schrecken hab ich von Cecilens Krankheit gehört. So etwas hätte sie mir freylich hier nicht thun dürfen. Hoffentlich ist es bald vorbey und endlich fügt sich alles unsern Wünschen und Du sizest bald neben mir.
Deine Caroline.