[Jena] d. 3 Dez. [17]97.
Das ist endlich vernünftig, meine beste liebe Louise. Wir haben eine unbändige Freude über Deinen Brief gehabt – Augustens Freude vollends wollte sich nicht bedeuten lassen. Und doch kont ich Dir nicht gleich antworten, weil ich gute und schlimme Gäste habe – zu den lezten gehört ein hartnäckiger Verschleimungshusten, Kopfweh und Zahnweh, und das erste ist unser Göschen, der ein acht Tage in Geschäften hier zubringt. Heute habe ich alles auf Diners, Conzerte und Soupers geschickt, auch das Töchterchen, und bin mit einem schweren Kopf ganz allein zu Haus, wo ich Dir denn das nöthige geschwind hinschreiben will. Wenn Du zum Weinachtsfest durchaus in Gotha seyn mußt, so komme ich nicht vor Weynachten, denn bedenk, wie kurz der Besuch da ausfallen würde, da Du noch nicht ganz frey bist, und auch ich, da ich schon seit 14 Tagen das Haus nicht verlassen konte, nicht weiß, ob ich in acht Tagen gewiß reisen kann. Also dann gleich nach Weinachten. Aber uns wär es freylich eine große Lust, wenn Du die Feyertage hier zubrächtest; sie könnten Dir und Cecilen die Herrlichkeiten herschicken; wir wollten sie Euch schon bescheren. Doch hängt dieß nun ganz von meiner guten Louise ab.
Zwar nicht gute, denn Du Böse hast mir den Shakesp. noch nicht wieder geschickt, den ich nothwendig brauche. Dorettens Heyrath macht mir wahres Vergnügen. Der Hr. Amtmann hat doch eine Dorette haben wollen, aber lieber die runde als die lange (Mlle. Seidler). Ich wollte, die Hartmannen fände auch einen Mann in Gotha oder wo es sonst wäre. Außerdem möcht ich noch ein 4tel Duzend Männer zu vertheilen haben, da ich einige Mädchen kenne, denen sie höchst nöthig sind.
Adieu, Du Beste, ich bin heut eine schlechte Schreiberin. Antworte mir nur auf das obige bald und sende mir den Shakesp.
Deine C.
Das ist endlich vernünftig, meine beste liebe Louise. Wir haben eine unbändige Freude über Deinen Brief gehabt – Augustens Freude vollends wollte sich nicht bedeuten lassen. Und doch kont ich Dir nicht gleich antworten, weil ich gute und schlimme Gäste habe – zu den lezten gehört ein hartnäckiger Verschleimungshusten, Kopfweh und Zahnweh, und das erste ist unser Göschen, der ein acht Tage in Geschäften hier zubringt. Heute habe ich alles auf Diners, Conzerte und Soupers geschickt, auch das Töchterchen, und bin mit einem schweren Kopf ganz allein zu Haus, wo ich Dir denn das nöthige geschwind hinschreiben will. Wenn Du zum Weinachtsfest durchaus in Gotha seyn mußt, so komme ich nicht vor Weynachten, denn bedenk, wie kurz der Besuch da ausfallen würde, da Du noch nicht ganz frey bist, und auch ich, da ich schon seit 14 Tagen das Haus nicht verlassen konte, nicht weiß, ob ich in acht Tagen gewiß reisen kann. Also dann gleich nach Weinachten. Aber uns wär es freylich eine große Lust, wenn Du die Feyertage hier zubrächtest; sie könnten Dir und Cecilen die Herrlichkeiten herschicken; wir wollten sie Euch schon bescheren. Doch hängt dieß nun ganz von meiner guten Louise ab.
Zwar nicht gute, denn Du Böse hast mir den Shakesp. noch nicht wieder geschickt, den ich nothwendig brauche. Dorettens Heyrath macht mir wahres Vergnügen. Der Hr. Amtmann hat doch eine Dorette haben wollen, aber lieber die runde als die lange (Mlle. Seidler). Ich wollte, die Hartmannen fände auch einen Mann in Gotha oder wo es sonst wäre. Außerdem möcht ich noch ein 4tel Duzend Männer zu vertheilen haben, da ich einige Mädchen kenne, denen sie höchst nöthig sind.
Adieu, Du Beste, ich bin heut eine schlechte Schreiberin. Antworte mir nur auf das obige bald und sende mir den Shakesp.
Deine C.