[Jena] d. 11 Febr. 1798.
Es hat uns sehr beunruhigt, wie wir von Seidlers hörten, daß Du arme Liebe bis 10 Uhr hast unterwegens seyn müssen – wir konnten alle die Kälte und Langeweile berechnen, die Du derweil auszustehn hattest – doch es ist nun vorbey und mir thut nichts herzlicher leid, als daß alles sobald vorbeygegangen ist. Ich werde nicht aufhören auf die Leute zu schelten, die daran schuld sind, bis Du einmal wieder hier bist. [Geschäfte]. Was das liebe Mädchen macht, will ich Dir treulich sagen. [Cäciliens Unwohlsein]. Sie zeichnet mit Eifer und Geduld. Schillers Kopf macht ihr viel zu schaffen, aber sie hat gewiß schon an Einsicht in die Art, wie man zeichnen muß, gewonnen und Schlegel ist wohl zufrieden. – Ich habe Tischbein geschrieben, daß er doch ja noch vor Ostern kommen soll, weil er uns nachher nicht fände. Der bleibt dann doch einige Wochen hier und kann uns sagen, was er von ihren Anlagen hält.
Diesen Morgen haben wir wieder Probe gehabt, aber es ist noch nicht viel damit, und eben so gut, daß Cecile nicht mitspielt. Die Jungens machen es kläglich genug. Die Lodern ist unermüdet, und übermorgen wird auf dem Saal im Schlosse probirt. Gustel hustet sehr, es geht mir durch die Seele, wenn ichs höre. Das Wetter ist abscheulich, kein Mensch kan gesund seyn. Aus Braunschweig schreiben sie auch von nichts als Husten und Schnupfen und Flußfieber.
Ott ist erst am Dienstag abgereiset. Lotte hat seitdem schon einen Brief an ihn geschmiert, mit dem sie gestern auf den vierten Briefpapierbogen war, alles gedrange voll, der arme Mensch – wie viel dummes Zeug mag drauf stehn! – sie hätte mir es zu lesen gegeben, aber ich scheute mich davor. Daß die Berner Verfassung geändert wird, ist gewiß; dabey kan Ott nicht blos den Adel, sondern auch, wie Hufeland meinte, de quoi vivre einbüßen, da sein Vater hauptsächlich von dem bisher bekleideten Amt zu leben scheint und auch den Sohn ein solches erwartete …
Lebe wohl, beste liebe Freundin, mit Deinen Kindern und Deiner guten Schwägerin. Wir lesen diesen Abend beym Thee den Egmont …
PS. Schlegel besuchte Eichstädt und fand alle Fenster voll der lieblichsten Blumen, Rosenstöcke, Mayglöckchen usw., einige zahme Canarienvögel flogen und sangen dazwischen, so daß alles in der Stube lebte, und auf einem Tischgen in der Ecke standen Rosinen und Mandeln und köstliche Confituren. So futtert die Nixe.
Es hat uns sehr beunruhigt, wie wir von Seidlers hörten, daß Du arme Liebe bis 10 Uhr hast unterwegens seyn müssen – wir konnten alle die Kälte und Langeweile berechnen, die Du derweil auszustehn hattest – doch es ist nun vorbey und mir thut nichts herzlicher leid, als daß alles sobald vorbeygegangen ist. Ich werde nicht aufhören auf die Leute zu schelten, die daran schuld sind, bis Du einmal wieder hier bist. [Geschäfte]. Was das liebe Mädchen macht, will ich Dir treulich sagen. [Cäciliens Unwohlsein]. Sie zeichnet mit Eifer und Geduld. Schillers Kopf macht ihr viel zu schaffen, aber sie hat gewiß schon an Einsicht in die Art, wie man zeichnen muß, gewonnen und Schlegel ist wohl zufrieden. – Ich habe Tischbein geschrieben, daß er doch ja noch vor Ostern kommen soll, weil er uns nachher nicht fände. Der bleibt dann doch einige Wochen hier und kann uns sagen, was er von ihren Anlagen hält.
Diesen Morgen haben wir wieder Probe gehabt, aber es ist noch nicht viel damit, und eben so gut, daß Cecile nicht mitspielt. Die Jungens machen es kläglich genug. Die Lodern ist unermüdet, und übermorgen wird auf dem Saal im Schlosse probirt. Gustel hustet sehr, es geht mir durch die Seele, wenn ichs höre. Das Wetter ist abscheulich, kein Mensch kan gesund seyn. Aus Braunschweig schreiben sie auch von nichts als Husten und Schnupfen und Flußfieber.
Ott ist erst am Dienstag abgereiset. Lotte hat seitdem schon einen Brief an ihn geschmiert, mit dem sie gestern auf den vierten Briefpapierbogen war, alles gedrange voll, der arme Mensch – wie viel dummes Zeug mag drauf stehn! – sie hätte mir es zu lesen gegeben, aber ich scheute mich davor. Daß die Berner Verfassung geändert wird, ist gewiß; dabey kan Ott nicht blos den Adel, sondern auch, wie Hufeland meinte, de quoi vivre einbüßen, da sein Vater hauptsächlich von dem bisher bekleideten Amt zu leben scheint und auch den Sohn ein solches erwartete …
Lebe wohl, beste liebe Freundin, mit Deinen Kindern und Deiner guten Schwägerin. Wir lesen diesen Abend beym Thee den Egmont …
PS. Schlegel besuchte Eichstädt und fand alle Fenster voll der lieblichsten Blumen, Rosenstöcke, Mayglöckchen usw., einige zahme Canarienvögel flogen und sangen dazwischen, so daß alles in der Stube lebte, und auf einem Tischgen in der Ecke standen Rosinen und Mandeln und köstliche Confituren. So futtert die Nixe.