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Caroline von Schelling to Luise Gotter

Jena d. 25 Jan. [17]99.
Seit mehreren Tagen hat die Einlage an Cecilen abgehn sollen, und ich darfs Augusten nicht einmal sagen, daß ich sie erst heut schicke. – Wie geht es euch, liebe Leute? Was habt ihr mit diesem harten Winter gemacht, oder vielmehr er mit euch? Es ist einem gar wohl, wieder wärmere Luft zu athmen, wenn sie hier nicht zugleich mit Ueberschwemmungen verbunden wäre. Das ganze Thal steht unter Eis und Wasser. Vorgestern besonders ist es bis in die Thore hereingetreten, das Schloß war wie eine Insel umgeben. Es ist mancher Schaden geschehn, doch ist dieß freylich nur Kleines gegen die ungeheure Wassersnoth am Rhein – die auch noch mit der Kriegesnoth zusammen trift. Besonders deswegen muß ich Dich um Verzeihung bitten nicht früher geschrieben zu haben, weil ich Dir etwas von Iffland zu sagen hatte. Ein Stück behält er für das Berliner Theater (ich weiß nicht welches), das andre wollte er, und rechnete drauf, in Leipzig anbringen. – An unsern Erinnerungen solls nicht fehlen, wenn er es etwa wieder aus der Acht läßt. Er ist wirklich mit Geschäften sehr bedrückt. – Wenigstens dann soll gewiß alles zur Richtigkeit gebracht werden, wenn wir selbst nach Berlin kommen, was schon in 3 Wochen geschehn sollte, aber nun vielleicht erst um Pfingsten geschieht.
Gestern sprach ich Löffler auf einem Clubb. Er sagte mir, daß er Dir die Stelle in Ifflands Memoiren vorgelesen, von der ich Dir schrieb. – Er hat seine Tochter nach Weimar gebracht, der arme Mann. Denn beklagen muß man ihn doch, sieht er gleich nicht so aus, als ob er Mitleid verlangte. Eine gewisse Spannung merkt man ihm an. Er ist ganz gesprächig, aber nicht lebhaft, und ganz anders, als wie ich ihn zuerst sah. – Was wird er nun beginnen? Für Carolinen ist wohl unso weniger Hoffnung, weil sie mit der L. zulezt noch entzweyt gewesen seyn soll …
Diesen Mittag hat Schlegel mit Löffler bey Frommans gegessen.
Seit die Schütz von Berlin zurück ist, dort 120 Visitenkarten abgegeben und 36 Gastmahlen beygewohnt und wer weiß was alles gethan hat, ist der alte Dämon völlig los. Sie hat den Plan zu einem Liebhabertheater entworfen, zu dessen erster Einrichtung an 500 Thlr. zusammengebracht werden müssen. Der einzelne Beytrag ist 1 Carolin. Sie spielt mit, versteht sich, und will so zu sagen die Direktrice machen. Was sie will und meint, verräth mir immer ihr Eichstädt, der der wahre Spion von Erfurt ist. – Wir wollen der Ausführung nicht entgegen seyn, weil es eine Erleichterung des Plans ist von Zeit zu Zeit eine ordentliche Gesellschaft herzubekommen. (Die bisherigen Liebhaber spielen herzlich schlecht.) Wir unterschreiben, spielen aber nicht. Schiller indeß hat ein etwas grobes Votum von sich gegeben. Er trägt darauf an, der ganze Anschlag soll blos zum Besten eines ordentlichen Theaters ausgeführt werden. Die Liebhaber-Vorstellungen würden diesem im Weg stehn, ohne dafür zu entschädigen. Goethe ist hier und hat wohl Einfluß darauf gehabt, weil er gern das Weimarische Theater zuweilen herüber brächte – indeß hätte sichs höflicher sagen lassen, und die Schütz ist höchlich ergrimmt. Zustande wird es wohl kommen, denk ich, aber schwerlich jemand spielen außer den bisherigen. – Auguste schreibt hier von dem Spaß, den wir in dieser Woche uns machen werden. Gestern wohnte Goethe unsrer Probe bey – es nahm sich artig aus, er stand ganz allein in der Mitte des Saals vor dem Theater und repräsentirte das Publikum – ein Dienst, den ihm das Publikum nicht vergelten kan – es kan ihn niemals repräsentiren. Es ist alleweil von nichts als Theater hier die Rede. Erst war es Schillers neues Schauspiel – nun die Jenaische Chronik, dann sehen wir das Ende des Wallenstein. Dann wird wahrscheinlich die Unzelmann aus Berlin in Weimar spielen. – Dann werden wir in Berlin schöne Sachen sehn. [Besorgungen.]
Metadata Concerning Header
  • Date: Freitag, 25. Januar 1799
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter ·
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 492‒494.
Language
  • German

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