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Caroline von Schelling to Luise Gotter

[Jena, Juni 1799].
Recht viel Freude hat es mir gemacht Deine Schwester und Deinen Bruder zu sehn, der eben von mir geht. Ach wenn Du hättest mitkommen können! … Ich selber muß diesen Abend in eine Gesellschaft, die dem Hrn. von Dohm zu Ehren gegeben wird. Ich wollte nicht hin, aber er besuchte uns den Morgen und so wär es unartig. Er sagte uns einiges merkwürdige von den lezten Rastadter Greueln, und wie sehr die Nacht die fürchterlichste seines Lebens gewesen war. Du wirst den gesandschaftlichen Bericht, den er aufgesetzt hat, wohl gelesen haben. – Dein Bruder hat es uns abgeschlagen, diesen Abend mit in der Gesellschaft zu seyn, da er Morgen sehr früh reißt. [Besorgungen.]
Meine Haushaltung hat sich sehr vergrößert, denn denk nur, Paulussens essen bey mir nebst dem Prof. Schelling. Die Paulus kann jetzt keine Köchin kriegen, und weil ich Schelling angenommen hatte, so kamen sie darauf, und alle Mittag erscheinen die Gäste, was sich denn recht artig macht. Aber mir kostets Kopfbrechen in diesen theuern und hungrigen Zeiten. Doch hab ich eine sehr gute Köchin. Apropos von Köchin – die Lotte ist alleweil hier mit ihrem Kinde und zwar als ehrliche Frau. Der Schurke hat sie doch noch geheyrathet. Das Kind ist hübsch, gesund, und besonders sehr trutzig, und heißt Caroline Auguste …
Möge unsrer Cécile das Bad recht wohl bekommen dieß Jahr! Sonst ist der Sommer schlecht genug.
Leb wohl, Beste, und grüße alles um Dich her. Spricht Minchen nicht davon zu uns zu kommen?
Deine Caroline.
Metadata Concerning Header
  • Date: Juni 1799
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 1. Leipzig 1913, S. 546‒547.
Language
  • German

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