[Jena] Montag [21. Sept. 1799].
Wüste ich nur, wie es Dir ginge, mein Schäfchen, noch ist der Fuhrmann nicht zurück. Wenn Ihr nur früh genug in Dieskau ankamt! Und wie wirst Du Dich heute Mittag bey dem Canzlerischen Tische angestellt haben? Wenn Du dies erhältst, bist Du schon in Dessau, schreib nur bald. Gestern früh war schrecklich, es regnete den ganzen Morgen. Ich wuste keinen andern Trost als mir eine ganze Menge Blumen zu kaufen und um mich her zu setzen – das waren meine Kinder, sie rochen mich lieblich an, aber singen konnten sie nicht. Der Mittag ging noch toll genug hin, wir tranken aus Desperazion viel Wein, sie blieben lange, und darauf sezte ich mich zum Schreiben an die Mumu in Hannover. Abends Thee mit den beyden Brüdern. Heut ist Friedrichs Stube gänzlich eingerichtet, so daß er sich schon breit darin niedergesetzt hat. Auch Wilhelms Stube und Kammer sind gereinigt, und ich schlafe diese Nacht wieder oben. Vorige Nacht brachte ich in eurem Neste zu und las im Bett les voeux temeraires von Mad. Genlis, die sehr tugendhaft und geistreich zu seyn streben. Anbey muß ich Dir melden, daß ich sehr naß heut auf einem Spaziergang geworden bin, wogegen weder Geist noch Tugend helfen.
Der russische Kaiser komt nach Wien. Goethe ist heute hier angekommen. Er hat expreß gewartet, der alte Herr, bis ihr weg waret, glaub ich.
Die Zeitungsfrau ist gestern Abend mit einem Unkepunz niedergekommen, männlichen Geschlechts.
Mein liebes Mädchen, es gehe Dir recht wohl, wie ich auch nicht zweifle, aber es doch jede Minute wissen möchte. Ich umarme alle die dortigen Deinigen. Hier sind einige zurückgelaßne Effecten, die Frangen leg ich für Bettinchen bey. Von Tischbein kam heute die Einlage, wenn er etwas schönes gemahlt hat, so schreib mirs. Es grüßet Dich Paul und Peter. Adieu, liebe liebe Seele. Noch kein Gries.
Wüste ich nur, wie es Dir ginge, mein Schäfchen, noch ist der Fuhrmann nicht zurück. Wenn Ihr nur früh genug in Dieskau ankamt! Und wie wirst Du Dich heute Mittag bey dem Canzlerischen Tische angestellt haben? Wenn Du dies erhältst, bist Du schon in Dessau, schreib nur bald. Gestern früh war schrecklich, es regnete den ganzen Morgen. Ich wuste keinen andern Trost als mir eine ganze Menge Blumen zu kaufen und um mich her zu setzen – das waren meine Kinder, sie rochen mich lieblich an, aber singen konnten sie nicht. Der Mittag ging noch toll genug hin, wir tranken aus Desperazion viel Wein, sie blieben lange, und darauf sezte ich mich zum Schreiben an die Mumu in Hannover. Abends Thee mit den beyden Brüdern. Heut ist Friedrichs Stube gänzlich eingerichtet, so daß er sich schon breit darin niedergesetzt hat. Auch Wilhelms Stube und Kammer sind gereinigt, und ich schlafe diese Nacht wieder oben. Vorige Nacht brachte ich in eurem Neste zu und las im Bett les voeux temeraires von Mad. Genlis, die sehr tugendhaft und geistreich zu seyn streben. Anbey muß ich Dir melden, daß ich sehr naß heut auf einem Spaziergang geworden bin, wogegen weder Geist noch Tugend helfen.
Der russische Kaiser komt nach Wien. Goethe ist heute hier angekommen. Er hat expreß gewartet, der alte Herr, bis ihr weg waret, glaub ich.
Die Zeitungsfrau ist gestern Abend mit einem Unkepunz niedergekommen, männlichen Geschlechts.
Mein liebes Mädchen, es gehe Dir recht wohl, wie ich auch nicht zweifle, aber es doch jede Minute wissen möchte. Ich umarme alle die dortigen Deinigen. Hier sind einige zurückgelaßne Effecten, die Frangen leg ich für Bettinchen bey. Von Tischbein kam heute die Einlage, wenn er etwas schönes gemahlt hat, so schreib mirs. Es grüßet Dich Paul und Peter. Adieu, liebe liebe Seele. Noch kein Gries.