Leipzig den 28ten August [1800].
Sie haben meinen Kinderen viel Schmerz, aber auch zugleich viel Freude mit den überschickten Sachen von der Himmlischen Auguste gemacht – die guten Mädchens konten sich den ganzen Tag nicht faßen, sie weinten unauffhörlich. – Ich sahe gern diese Tränen fließen, denn die holde Auguste verdient, daß sie ihrer so gedenken. – O Gott, liebe Schlegelin, Ihnen sage ich nichts – Ihr Schmerz ist gerecht, und Ihr Verlust unersezlich – wie Sie ihn tragen, begreiffe ich nicht – Auch mich kostet der Thodt des guten Kindes manche Träne, ich hatte sie lieb und werth beinah wie mein eigen Kind, und liebte mich nicht Auguste auch mit beinah Kindlicher Zärtlichkeit? –
Sie würden schon früher einen Brief von mir bekommen haben, allein ich wollte gern die Zeichnung von Caroline mit beilegen. – Nur ein Wort wegen dem Portrait des lieben Kindes. – Tischbein grüßt Sie, und verspricht bald möglichst das Bild zu schicken, allein das, welches Sie gesehen haben, zu endigen, ist nicht möglich, wenn der Hals, die Haare, und die neben Sachen würden übermalt werden, würde der Kopf elend gleich einem thoten Kopf außsehen, – etwaß, auch nur die geringste Kleinigkeit am Kopf machen wäre zu gefährlich, die Ähnlichkeit könte mit einem mal dahin sein, es bleibt allso nichts überig, als nach dem unvollendeten original eine getreue gute, und fertige, Copie zu machen, diese ist schon untermahlt und wird sehr ähnlig werden. Sie bekommen alsdenn ein ordentliches fertiges Bild, an dem Sie Freude haben werden, und worin Sie das süße Geschöpf ganz wieder erkennen werden, nur bittet Ti. um ein wenig Gedult, er hat Arbeit vor Orlof zu endigen, diese eilt, weil in Zeit von 14 Tagen Orlof von Lauchstädt zurückkommt und seine Bilder mit nämen will. Ihren Wunsch wegen dem heiligen Schein wird Ti. gern erfüllen – aber ein kleines Bild, wie Sie zu haben wünschen, ist ihm nicht möglich zu machen, erstlich ist er darin gar nicht geübt und denn würden es auch seine Augen nicht erlauben – es ist ihm leid Ihnen diese Bitte nicht gewähren zu können. Die Zeichnung von Caroline ist dem Bilde sehr ähnlich und ich hoffe, Sie werden damit zufrieden sein – begnügen Sie sich mit diesem Werk, (das Caroline ob zwar mit Tränen, aber doch so gern und mit viel Fleiß gemacht hat. –) biß Sie das Bild besizen, alsdenn nimmt Schlegel die Zeichnung wohl gern. Vor mich macht Caroline eine andere Zeichnung, und vor sich und Betti ein Miniatur auf eine Brieftasche, worin die aufgehobenen Briefe der lieben Auguste sein werden. Meine Kinder werden nie wieder ein Mädchen finden, die sie so lieben werden, Auguste wird ihnen ewig unvergeßlich bleiben. – Leben Sie wohl, arme, bedaurungswürdige Mutter. Ihre Sie immer liebende
Sophie Tischbein.
Sie haben meinen Kinderen viel Schmerz, aber auch zugleich viel Freude mit den überschickten Sachen von der Himmlischen Auguste gemacht – die guten Mädchens konten sich den ganzen Tag nicht faßen, sie weinten unauffhörlich. – Ich sahe gern diese Tränen fließen, denn die holde Auguste verdient, daß sie ihrer so gedenken. – O Gott, liebe Schlegelin, Ihnen sage ich nichts – Ihr Schmerz ist gerecht, und Ihr Verlust unersezlich – wie Sie ihn tragen, begreiffe ich nicht – Auch mich kostet der Thodt des guten Kindes manche Träne, ich hatte sie lieb und werth beinah wie mein eigen Kind, und liebte mich nicht Auguste auch mit beinah Kindlicher Zärtlichkeit? –
Sie würden schon früher einen Brief von mir bekommen haben, allein ich wollte gern die Zeichnung von Caroline mit beilegen. – Nur ein Wort wegen dem Portrait des lieben Kindes. – Tischbein grüßt Sie, und verspricht bald möglichst das Bild zu schicken, allein das, welches Sie gesehen haben, zu endigen, ist nicht möglich, wenn der Hals, die Haare, und die neben Sachen würden übermalt werden, würde der Kopf elend gleich einem thoten Kopf außsehen, – etwaß, auch nur die geringste Kleinigkeit am Kopf machen wäre zu gefährlich, die Ähnlichkeit könte mit einem mal dahin sein, es bleibt allso nichts überig, als nach dem unvollendeten original eine getreue gute, und fertige, Copie zu machen, diese ist schon untermahlt und wird sehr ähnlig werden. Sie bekommen alsdenn ein ordentliches fertiges Bild, an dem Sie Freude haben werden, und worin Sie das süße Geschöpf ganz wieder erkennen werden, nur bittet Ti. um ein wenig Gedult, er hat Arbeit vor Orlof zu endigen, diese eilt, weil in Zeit von 14 Tagen Orlof von Lauchstädt zurückkommt und seine Bilder mit nämen will. Ihren Wunsch wegen dem heiligen Schein wird Ti. gern erfüllen – aber ein kleines Bild, wie Sie zu haben wünschen, ist ihm nicht möglich zu machen, erstlich ist er darin gar nicht geübt und denn würden es auch seine Augen nicht erlauben – es ist ihm leid Ihnen diese Bitte nicht gewähren zu können. Die Zeichnung von Caroline ist dem Bilde sehr ähnlich und ich hoffe, Sie werden damit zufrieden sein – begnügen Sie sich mit diesem Werk, (das Caroline ob zwar mit Tränen, aber doch so gern und mit viel Fleiß gemacht hat. –) biß Sie das Bild besizen, alsdenn nimmt Schlegel die Zeichnung wohl gern. Vor mich macht Caroline eine andere Zeichnung, und vor sich und Betti ein Miniatur auf eine Brieftasche, worin die aufgehobenen Briefe der lieben Auguste sein werden. Meine Kinder werden nie wieder ein Mädchen finden, die sie so lieben werden, Auguste wird ihnen ewig unvergeßlich bleiben. – Leben Sie wohl, arme, bedaurungswürdige Mutter. Ihre Sie immer liebende
Sophie Tischbein.