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Caroline von Schelling to Luise Gotter

[Jena, Ende November 1801].
Ich muß mich doch auch einmal persönlich zeigen, meine gute Luise; nur allzu oft muß ich mich auf meinen Anwald bey Dir verlassen, der zwar nicht schlecht ist, aber Du möchtest mich nach und nach nichts desto weniger darüber aus dem Gesicht verlieren, und in den dunkeln Hintergrund stellen, wie eine kranke Person, die an nichts theil nimmt, da ich doch wirklich nicht aufhöre redlich theil zu nehmen an allem, was Dir und den Deinen begegnet. … Was die Tante Seebach betrift, so ist sie in Frieden dahin gegangen und hat Freude hinter sich gelassen, wie ich höre. Ich bin nicht mit ihr zufrieden, daß sie nicht lieber Julchen das Haus, Cecilen den Garten, und Lubinchen alle Wiesen vermacht hat, samt so viel baaren Geld, daß Julchen sich hätte einen Park dazu anlegen, Cecile ein italiänisch Haus bauen und Lubinchen – eine ganze Menge Gänselein, Entchen und Hünerchen auf die Wiese kaufen können.
Julchen wird euch ja wohl ungefähr ein Bild davon geben, wie wir leben. Es ist alles mögliche von ihr, daß sies in meiner Einsiedeley aushält, und wird fürs Zeitliche und Ewige gewiß im Himmel zu gut geschrieben werden. Zuweilen guckt sie in einer recht großen Gesellschaft in die Welt hinein, ohne sonderliches Entzücken, wie mir scheint. – Schlegel schreibt recht oft. Er wird am 1 December seine Vorlesungen in Berlin anfangen vor einer glänzenden Versammlung, fast lauter Adeliche, denke Dir! [Zusatz Julchens: worunter sehr viel Damen sind]. Eigentlich hab ich ihm versprochen schon auf Weynachten hinzukommen, aber schwerlich werde ich vor dem Februar hingehn wollen und können. [Besorgungen].
Deine Caroline.
[Zusatz von Julchens Hand:]
Caroline hat nicht einmal ein plätzchen für mich gelassen, meine geliebte Mutter, beykommende Weihe unsrer Freundin ist für Dich.
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  • Date: Ende November 1801
  • Sender: Caroline von Schelling ·
  • Recipient: Luise Gotter
  • Place of Dispatch: Jena · ·
  • Place of Destination: Gotha · ·
Printed Text
  • Bibliography: Schelling, Caroline von: Briefe aus der Frühromantik. Nach Georg Waitz vermehrt hg. v. Erich Schmidt. Bd. 2. Leipzig 1913, S. 222‒223.
Language
  • German

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